"Es ist der große Quarantäne-Test", schreibt schon die Zeitung Het Laatste Nieuws. Gemeint ist das anstehende Wochenende. Nicht nur, dass das der Auftakt ist für die Osterferien, zudem ist tolles Frühlingswetter angekündigt. Da kann für den einen oder anderen die Versuchung groß sein, nach dem Motto: "Und wenn wir doch versuchen, an die Küste zu gelangen, um ein wenig die Seele baumeln zu lassen?"
"Solche Gedanken sollte man sich verbieten", würden hier aber die Behörden antworten. Das Ganze verbunden mit einer Warnung: Wer auf dem Weg zur Küste bzw. in die Ardennen aufgegriffen wird, und wer nicht wirklich triftige Gründe hat, dort unterwegs zu sein, der soll gleich zur Kasse gebeten werden.
"Und das ist gut so", sagte der Gouverneur der Provinz Westflandern, Carl Decaluwé, in der VRT. Es könne schließlich niemand mehr behaupten, dass er nicht wisse, was darf und was nicht. Die Medien beteten die Regeln rauf und runter. Und wer jetzt immer noch unterwegs ist ohne triftigen Grund, nun, dann sei das schlicht und einfach böser Wille.
Strenge Kontrollen
Und die Behörden scheinen es ernst zu meinen. Nicht nur, dass die Kontrollen auf den großen Verkehrsachsen und auch in den Bahnhöfen verschärft werden sollen. Anscheinend wird die Polizei sogar Position beziehen vor den Appartementgebäuden, von denen man weiß, dass sich dort viele Zweitwohnsitze befinden. Und wer dort hineinkommt und nicht wirklich einen guten Grund hat, dort zu sein, der muss mit einer Strafe rechnen.
Und das geht noch weiter. Die Bürger der Küstengemeinden werden mehr oder weniger ausdrücklich dazu ermuntert, die Polizei zu verständigen, wenn man Menschen beobachtet, die doch heimlich ihren Zweitwohnsitz beziehen.
"Denunziation", das Wort würde die Sprecherin der Polizeizone Westkust aber nicht in den Mund nehmen. Auch in Normalzeiten gingen regelmäßig Hinweise aus der Bevölkerung bei der Polizei ein. Und das gelte eben auch für die Problematik der Zweitwohnsitze, sagt Ine Deburchgraeve. "Wir rufen die Bürger nicht ausdrücklich dazu auf, sind aber dankbar, wenn wir von Regelverstößen erfahren." Denn, so fügt sie hinzu: "Wir müssen schließlich alle unseren Beitrag im Kampf gegen Covid-19 leisten".
Polizeivertreter, Politiker, Leitartikler: Nicht wenige hoffen, dass das kommende Wochenende nicht in Spießrutenlaufen ausartet. Im Prinzip solle doch nach wie vor jedem klar sein, worum es hier geht.
In der RTBF gab's aber einen besonders emotionalen Appell an die Bürger, sich doch bitte an die Ausgangsbeschränkungen zu halten. "Tun Sie es für die Pflegekräfte", sagte Stéphane Olivier, der Direktor der Uniklinik von Mons. Einer seiner engsten Kollegen befinde sich auf der Intensivstation; Dutzende weitere Ärztinnen und Ärzte bzw. Pflegekräfte hätten sich angesteckt, würden zum Teil stationär behandelt. Wenn man diesen Leuten Respekt zollen will, dann gibt es nur eins: Zuhause bleiben, um nicht dazu beizutragen, dass die Krankenhäuser noch zusätzlich belastet werden.
Diskriminierung von Krankenhaus-Personal
Apropos medizinisches Personal. In letzter Zeit haben sich Meldungen gehäuft, die einem fast die Sprache verschlagen. Meldungen über Menschen, die diskriminiert werden, weil sie in Krankenhäusern arbeiten. Die RTBF berichtete von einem Pfleger, der in einer WG lebt. Weil sie fürchteten, er könne das Virus in die Wohnung tragen, haben seine Mitbewohner ihn jetzt vor die Türe gesetzt. Buchstäblich. Seine Sachen standen vor der Türe, sagte der junge Mann, der anonym bleiben wollte.
Solche Fälle kommen häufiger vor, als man denken könnte. Im Internet sieht man immer wieder Videos von Pflegekräften, die ihrem Ärger Luft machen. Wie die fünf jungen Krankenschwestern, die noch in der Ausbildung sind, aber trotzdem helfen wollen. Sie arbeiten in der Covid-19-Abteilung im Brüsseler Erasmus-Krankenhaus: "Wir haben es satt, wie Aussätzige behandelt zu werden", sagt eine von ihnen. "Wir machen das freiwillig, wir wollen helfen, obgleich das schwierig ist."
Dass das keine Einzelfälle sind, sieht man daran, dass jetzt schon Immobilienagenturen und Vermieter ihre Hilfe angeboten haben. Sie stellen den Betroffenen quasi zum Selbstkostenpreis eine Wohnung zur Verfügung.
Um es mal mit dem Leitartikler von Het Laatste Nieuws zu sagen: Es gibt immer noch sehr gute Gründe, sich an die Ausgangsbeschränkungen zu halten, damit wir diese Krise so schnell wie möglich hinter uns lassen können.
Roger Pint
Guten Morgen, ich muss endlich mal schreiben um meine Besorgnis und mein Erstaunen auszudrücken das sich die Bürger in Belgien scheinbar alles gefallen lassen.
Ich finde Belgien hat bisher vorbildlich in der sogenannten "Coronakrise" agiert. Jetzt allerdings geht der Staat zu weit!!
Ich bin absolut dafür das die erlassenen Verordnungen eingehalten werden, aber mit Wärmebildkameras Menschen in deren Ferienhäusern an der See aufzustöbern wie Schwerverbrecher, Busse gezielt nach "Fremden" zu untersuchen, die dort nicht hingehören das erinnert doch stark an DDR Methoden. Das geht einfach zu weit
Die Menschen werden dazu aufgerufen zusammen zu halten und gleichzeitig Ihre Mitbürger zu melden wenn sie Besuch bekommen. Was soll das ?
Ich bin nicht betroffen durch die Maßnahmen aber ich finde die gesamte Entwicklung mehr als bedenklich und ich kann nicht verstehen das sich hier im Land kein Widerstand regt.
Ich bin betroffen, Frau Merkens, und wundere mich eher darüber, dass es immer noch Menschen gibt, die nicht verstanden haben, dass "Besuch bekommen" derzeit nicht erwünscht ist.
Wenn jemand dreist genug wäre mich in dieser Lage besuchen zu wollen, würde ich ihn sicher nicht melden, aber bei mir reinlassen schon gar nicht. Egal wer da kommt.
Widerstand wäre angebracht gegen jene die immer noch nicht verstanden haben, worum es geht, nicht aber gegen jene die versuchen die Bürger zu schützen.
Frau Merkens, jeder denkt nur an seine eigene Situation. Sie kennen doch sicherlich die belgische (Beton)-Küste. Da haben Hunderttausende eine Ferienwohnung und die Osterferien sind sehr beliebt, vor allem, wo jetzt auch noch das Wetter gut sein soll. Das ist eine unglaubliche Überlastung der ansonsten kleineren Küstenorte, die die Infrastruktur, besonders auch in Krankenhäusern nicht haben. Außerdem ist alles geschlossen und die Bäckereien und Lebensmittelläden hätten nicht die Kapazität. Mein Gott, es gibt doch bestimmt schlimmere Situationen im Leben - denken wir nochmal an die Flüchtlinge z.B., die in diesen Tagen ganz in den Hintergrund geraten, u.a. weil viele Ihre nur um sich selbst kreisende Situation sehen.
Eventuell sollten so einige Kommentatoren/innen hier einmal bedenken , wieviele
unserer Mitbuerger an diesem Corona-Virus erkrankt und gestorben sind , eventuell noch erkranken und Sterben werden. Es sollte hier doch selbstverstaendlich sein, dass wir durch Einhaltung der Massnahmen dem Corona-Virus den Kampf ansagen und das uns moegliche dazu tun damit die eine oder andere Neuerkrankung / Sterbefall vermieden wird. Das ware auch Respekt zeigen gegenueber den Pflegekraeften & Aerzten im Krankenhaus, welche sich fuer uns jeden Tag einer erheblichen Gefahr ausetzen, selbst zu erkranken, um uns allen im Notfall zu helfen. Bleibt mit Euren Familien zu Hause !!!
Eure Grundrechte bleiben Euch erhalten, die will keiner Abschaffen !
Bei so einigen Kommentaren, diese ich hier i.d.letzten Tagen gelesen habe,
stellt sich die Frage, wo Eurer Verantwortungsbewusstsein geblieben ist ?