Die Lage ist auf jeden Fall so ernst, dass der bekannte Virologe Marc Van Ranst einen Aufruf per Twitter gestartet hat und Privatleute bittet, die paketweise Mundschutzmasken gekauft haben, diese den Krankenhäusern zur Verfügung zu stellen, weil sie dort wirklich dringend gebraucht werden.
Dass die Lieferung am Sonntagabend aus der Türkei ausgeblieben ist, macht schon gehörigen Druck, hat Van Ranst im VRT-Fernsehen betont. Und er hat dabei auch deutlich gesagt, dass das ein Versäumnis der Regierung ist, denn vor Jahren gab es noch einen Vorrat in Belgien. Der ist aber aufgebraucht und nicht aufgefüllt worden, obschon beizeiten darauf hingewiesen wurde. Es ist aber nichts geschehen, und jetzt wird langsam der Zeitdruck groß.
"Das Zeitfenster schließt sich bald", sagt Van Ranst, das heißt, er will noch nicht ganz ausschließen, dass die Lieferung noch kommt. Das heißt aber auch: Wenn nicht bald Mundschutzmasken eintreffen, und zwar in größeren Stückzahlen, wird es eng.
Wenn die Mundschutzmasken nicht rechtzeitig kommen und Ärzte und Pflegekräfte sich nicht vernünftig schützen können, dann wird sich die Lage zuspitzen. Das Pflegepersonal steht bei dieser Corona-Pandemie sozusagen im Feuer und wir können uns nicht leisten, dass Ärzte und Pflegekräfte sich infizieren. Leider ist das auch schon passiert: In Gent und in Charleroi haben sich Ärzte infiziert, aber das darf nicht so weitergehen.
Staatsanwaltschaft ermittelt
Es geht aber auch um die vielen Pflegekräfte, die zum Beispiel bei ambulanten Diensten arbeiten. Sie gehen jeden Tag zu pflegebedürftigen und sehr alten Menschen und haben auch engen Körperkontakt, zum Beispiel beim Waschen. Sie müssen sich dringend schützen, sonst sind sie hoch gefährdet und stellen dann auch wieder eine Gefahr für andere dar.
Was die geplatzte Lieferung aus der Türkei betrifft, ermittelt mittlerweile die Staatsanwaltschaft wegen Betrug gegen das türkische Unternehmen. Immerhin soll im Laufe des Montags eine kleinere Lieferung am Flughafen von Charleroi ankommen - abwarten, ob das klappt. Aber das wird das Problem auch nicht lösen, sondern höchstens ein bisschen Zeit verschaffen.
Alibaba-Stiftung schenkt Belgien halbe Million Masken
Auch in Lüttich soll am Montagnachmittag eine Lieferung von 300.000 Atemschutzmasken ankommen. Es handelt sich um den Teil einer Schenkung der Alibaba-Stiftung. Das hat das Gesundheitsministerium mitgeteilt.
Insgesamt stellt die Stiftung 500.000 Masken und 30.000 Testkits im Kampf gegen das Coronavirus zur Verfügung.
Die zweite Lieferung ist noch in dieser Woche geplant. Die Atemschutzmasken werden an medizinisches Personal verteilt.
Antoniadis bittet Unternehmen um Schutzmasken
Im Kampf gegen das Coronavirus appelliert auch Gesundheitsminister Antonios Antoniadis (SP) an alle Unternehmen, die mit Schutzmasken arbeiten. Benötigt werden Masken vom Typ FFP2 und FFP3 oder vom Typ KN95 beziehungsweise N95. Diese kommen meistens im Einsatz bei Bauunternehmen, Anstreichern, Dachdeckern und Lackierern.
Jede einzelne Maske könne dazu beitragen, ein Menschenleben zu retten oder andere Menschen vor einer Infektion zu bewahren. Man sei bereit, eventuelle Bestände aufzukaufen. Selbst kleinere Mengen würden helfen, so Antoniadis.
Interessierte Betriebe und Selbstständige können sich im Kabinett Antoniadis melden.
Tel: 087 596 443
Mail: kab.antoniadis@dgov.be
Weitere Auskünfte erteilt: Jennifer Nyssen, Pressereferentin Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Kabinett Vize-Ministerpräsident Antonios Antoniadis (Klötzerbahn 32, 4700 Eupen) per Telefon +32 87 / 596 492 oder per Mail an jennifer.nyssen@dgov.be.
rtbf/vrt/mitt/est/sh/vk