Zunächst hatten die Hersteller von Geschirr die Bereitschaft gegeben, mitzuziehen und auf andere Rohstoffe umzustellen - beispielsweise Becher aus Bambus, Teller aus Maismehlstärke und Trinkhalme aus Glas. Das sieht man schon häufig in den Geschäften. Einigen Herstellern ist wohl aufgefallen, dass sie mit einem ziemlich billigen Trick das Verbot von Einmalgeschirr umgehen können: durch einen simplen Etikettenschwindel.
Bisher stand auf den Verpackungen "Einmalgeschirr" oder auf französisch "jetables" drauf. Wenn man das jetzt einfach austauscht durch das Wort "wiederverwertbar" eben "réutilisable" ist man aus der Nummer raus, ohne tatsächlich die Produktion umstellen zu müssen.
In Frankreich kommt das regelmäßig vor. Diese EU-Vorgabe zum Verbot von Plastikgeschirr hat offenbar den Begriff "Einmalgeschirr" nicht genau definiert. Dann hat die französische Regierung den Text präzisieren wollen - eigentlich um eine Lücke zu schließen - aber damit hat sie der Industrie ein Schlupfloch geöffnet. Denn ein Artikel gilt als wiederverwertbar, wenn er mindestens 20 Wäschen in der Spülmaschine ohne Schaden übersteht.
Die Hersteller behaupten, sie hätten die Zusammensetzung des Materials so verändert, dass es jetzt tatsächlich spülmaschinenfest ist. Nur: Ob das stimmt oder nicht, darüber wird sich niemand beschweren, weil das Plastikgeschirr eher im Müll landet, als 20 Mal in der Spülmaschine.
Die Umweltverbände schäumen vor Wut. Daraufhin haben einige Supermarktketten in Frankreich das angeblich wiederverwertbare Plastikgeschirr wieder aus den Regalen genommen. Die französische Regierung hat versprochen, die Gesetzeslücke zu schließen.
Dieser Trick könnte theoretisch auch hier in Belgien funktionieren, befürchten Umweltverbände. Hier kommt noch etwas erschwerend hinzu: In Belgien sind wieder zwei verschiedene Ebenen gefragt: Die Wallonie als Gliedstaat kann nur den Gebrauch von Plastikgeschirr im öffentlichen Raum verbieten. Ein Verkaufsverbot kann nur der Föderalstaat beschließen - das ist aber bisher noch nicht geschehen.
avenir/sh
Find ich gut, da geht noch viel mehr beim "Verbieten". So braucht der Bürger keinerlei Selbstverantwortung mehr. Teller aus Bambus, das Material wird dann direkt aus Thailand eingeflogen, Amazon spendet ja schon für das Klima. Auch unsere jüngsten haben was beim Gebrauch von Glashalmen zu knabbern. Da freuen sich die Kinderärzte. Ja ja, mit Ökoverboten in die Zukunft! Wäre es nicht einfacher, direkt das menschliche Dasein zu verbieten?
Herr Wahl, Töten ist in unserer Gesellschaft verboten - menschlich, oder? Plastik tötet nicht sofort, aber im derzeit offensichtlichen Übermaß indirekt und langfristig unsere Lebensgrundlage, unser Ökosystem, auf das der Mensch angewiesen ist (Siehe "Great Pacific Garbage Patch"). Fällt so langsam der Groschen, oder sollen wir's in eine Plastiktüte packen zum Mitnehmen und "Darüber-Sinnieren"? Der Blick über Filterblase und Tellerrand hinaus ist schwierig, aber nur Mut, irgendwann schaffen auch Sie es, nach vorn zu blicken, in die Zukunft, anstatt sich im Gestern zu wähnen, zu jammern, und ihren Plastikbequemlichkeiten nachzuweinen.
Einige Zahlen:
- 91% des weltweit produzierten Plastiks wird nicht recycelt (Quelle: National Geographic, 2018)
- 2015 wurde 407 Millionen Tonnen Plastik produziert (mehr als Papier [400 Mio. t.], Fisch [200 Mio. t.] und Alluminium [57 Mio. t.]) (Quelle: OECD Bericht 2018)
- Die Zersetzung von Plastik in den Ozeanen dauert zwischen 10 (Zigarettenstummel) und 600 Jahre (Angelschnur) (Quelle: World Economic Forum 2018)!