Prinzessin Astrid hat den 98. Brüsseler Autosalon am Donnerstagnachmittag offiziell eröffnet. Bei der Eröffnung waren auch Premierministerin Sophie Wilmès und der föderale Verkehrsminister François Bellot anwesend.
In seiner Rede während der Eröffnungszeremonie ging Bellot auf die Kritik ein, der sich der Automobilsektor seit dem Aufkommen der Klimadiskussion verstärkt ausgesetzt sieht. Die Verteufelung eines Sektors führe nicht weiter, sagte Bello sinngemäß. Vielmehr müsse der Übergang zu einer neuen Art der Mobilität gemeinsam mit allen Akteuren gelingen. Alle müssten dabei zusammenarbeiten, sagte Bellot. Dass die Autobranche langsam anfängt, diesen Wandel zu vollziehen, verdeutlicht der diesjährige Autosalon.
Auf den ersten Blick erscheint er jedoch wieder ein Stück weniger attraktiv als die Ausgabe vor zwei Jahren. Damals waren autonom fahrende Prototypen gleich mehrerer Hersteller der Blickfang. Diese sucht man dieses Jahr vergebens.
Alleskönner
Vieles sieht unspektakulär aus - wenn man überhaupt von Neuautos heutzutage noch von unspektakulär sprechen kann. Denn natürlich sind das alles kleine Alleskönner: voll mit Technik und neustem Know-how, und viele eben jetzt auch elektronisch. Das sei eine Note, die den Brüsseler Autosalon dieses Jahr auszeichne, sagt Joos Kaesemans, Pressesprecher des belgischen Automobilverbandes Febiac. "Ganz besonders ist, dass man - endlich, darf ich sagen - viel mehr elektrische Autos hier sieht."
Tatsächlich hat eigentlich jeder Hersteller, der in Brüssel zu sehen ist, mittlerweile seine Elektroautos. VW hat seine neuen ID 3 gebracht, ein erster vollelektronischer Wagen im Golf-Format. Renault zeigt seinen Elektro-Pionier Zoe jetzt als richtigen Kleinwagen, und auch eine erste Voll-Elektro-Variante seines Clio-Modells. Mercedes, BMW, Nissan, Mazda und Volvo, Peugeot und Opel - alle haben ihre E-Modelle.
Bei Opel sagt Presseprecher Jean-Philippe Kempf: "Elektrifizierung ist dieses Jahr ganz besonders wichtig. Wir wollen dabei sein, und wir werden sehr schnell auch unsere ganze Modellreihe elektrifiziert haben."
Porsche Taycan "Star" des Autosalons
Und sogar Porsche hat einen Elektrowagen produziert. Die Tageszeitung "La Libre Belgique" bezeichnet den Porsche Taycan sogar als den "Star" des diesjährigen Autosalons. Was Pressesprecher Bernard Van Bellingen durchaus gelten lässt: "Ohne falsche Bescheidenheit bin ich davon überzeugt, dass der Taycan eine ähnliche Referenz im Segment der Sportwagen werden wird, wie der Porsche 911", sagt er.
Ein Elektro-Auto mit bis zu 761 PS, 80 Prozent Aufladen in nur 22 Minuten, vier Türen und vier Sitzplätze. Ein Sport-E-Luxusauto für die ganze Familie.
Dass das alles auch seinen Preis hat, geben die Markenvertreter durchaus zu. Aber Opel-Sprecher Kempf sagt auch: "Natürlich sind das Fahrzeuge, die, wenn man sie kauft, immer noch ein bisschen teurer sind, als Benziner oder Dieselfahrzeuge. Aber die Unterhaltungskosten sind viel, viel günstiger. Und wenn man das zusammenrechnet, ist es eigentlich ziemlich günstig."
Neue Stadtmobilität
Neben all den Elektrofahrzeugen gibt es natürlich auch noch die alten Diesel und Benziner und Gas-betriebene Pkw. Die Motorräder haben wieder großzügig Platz, und erstmals hat auch die neue Stadtmobilität einen so zentralen Raum, dass der Salon-Besucher sie diesmal nicht übersehen kann. "We are Mobility" bietet Informationen rund um die sogenannte Shared-Mobility. Auf einer Piste für Kinder und Erwachsene können neue Erfahrungen der Fortbewegung auf Rollern, Einrädern oder ähnlichem gemacht werden.
Die diesmal zentrale Lage von "We are Mobility" erklärt Febiac-Sprecher Kaesemans wie folgt: "Mobilität bedeutet nicht nur, ein Fahrzeug, ein Auto, ein Motorrad zu kaufen. Mobilität bedeutet auch zu wählen, ob man ein Auto, einen Bus, ein Fahrrad, einen Leih-Scooter benutzen will. Und das ist ganz interessant. Das ändert die Mobilität. Das ist eine Tendenz, die wir zeigen wollen."
Zahlreiche Welt- und Europapremieren, die eigene Halle für Luxusautos "Dream Cars" und Attraktionen für Groß und Klein auch abseits der neusten Auto- und Motorradmodelle runden das Angebot des Brüsseler Autosalons 2020 ab.
Am Freitag öffnet er die Türen. Mehr als 500.000 Besucher werden bis zum 19. Januar in den Messehallen auf dem Heysel-Gelände erwartet.
Kay Wagner