30 Milliarden Euro geben die Europäer geschätzt jedes Jahr für den Konsum von Drogen aus. Tendenz steigend. Die Lieblingsdroge in Europa ist weiter Cannabis mit einem Marktanteil von 39 Prozent. Gefolgt auf Platz zwei von Kokain, das mittlerweile auf einen Marktanteil von 31 Prozent kommt.
Für Kokain ist das ein neuer Rekord in Europa. Rund vier Millionen Europäer haben im vergangenen Jahr mindestens einmal diese Droge benutzt und insgesamt geschätzte 9,1 Milliarden Euro dafür ausgegeben.
Diese Zahlen zitierte Alexis Goosdeel, Leiter der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht bei der EU, aus der neuen Übersicht, die seine Agentur zusammen mit Europol erarbeitet hat. Es ist mittlerweile der dritte Bericht dieser Art, so dass Vergleiche gezogen werden können.
Wenn grundsätzlich immer noch die Balkanroute ein wichtiges Einfallstor für Drogenhändler nach Europa ist, der Suez-Kanal aber mittlerweile auch an Bedeutung gewinnt, so liegt die Hauptquelle für Kokain immer noch in Südamerika. Von dort kommt die Droge in der Regel über Containerschiffe nach Europa. Ein Grund dafür, dass der Hafen von Antwerpen als zweitgrößter Handelshafen von Europa nach Rotterdam ein europäisches Zentrum des Kokain-Handels ist.
Entsprechend sieht die Entwicklung in Antwerpen aus. Alexis Goosdeel, Leiter der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht sagt: "In den vergangenen drei Jahren hat sich Menge des beschlagnahmten Kokains im Hafen von Antwerpen verdreifacht. Das ist eine doch ziemlich bedeutende Zunahme. Allein letztes Jahr wurden 50 Tonnen Kokain im Hafen von Antwerpen entdeckt. Und dazu kommen nochmal 50 Tonnen Kokain, die außerhalb von Europa sichergestellt werden konnten, deren Ziel aber Antwerpen war."
Auch Lüttich ist eine der Drehscheiben des Drogenhandels
Neben dem Hafen von Antwerpen entwickeln sich auch die Flughäfen Zaventem und Lüttich immer mehr zu Drehscheiben des Drogenhandels. Lüttich ist auf Frachtflüge spezialisiert, und auch in Zaventem starten und landen am Frachtgüterflughafen Brucargo zahlreiche Cargomaschinen in die ganze Welt.
Neben dem Konsum nimmt auch die Gewalt rund um Drogen zu. In Antwerpen weiß man das nur zu gut. In den vergangenen Monaten kam es dort immer wieder mal zu Schießereien in der Stadt, bei denen man annahm, dass die Ursache dafür in Streitigkeiten zwischen konkurrierenden Drogenbanden lag.
Mittlerweile fände auch eine Vermischung der Drogenbanden statt. Europäer, die nach Südamerika drängen und dort den Markt aufmischen. Und nicht-europäische Banden und Clans, die nach Europa kommen.
"Es ist beunruhigend zu sehen, dass das organisierte Verbrechen von Gebieten außerhalb Europas einen immer größeren Platz auch in Europa selbst einnimmt. Nicht nur in Belgien", sagt dazu Goosdeel.
Globale Maßnahmen führen zum Erfolg
Maßnahmen gegen den illegalen Drogenhandel zu ergreifen bleibt unterdessen schwierig. Zwar würden Anstrengungen unternommen. Aber die Drogenhändler seien meist sehr raffiniert, technisch auf der Höhe der Zeit. Viel würde auch über das Darknet gehandelt, eine Art anonymes Internet, in dem das Auffinden der Händler äußerst schwierig sei.
Doch natürlich legt die Polizei nicht ihre Hände in den Schoss. Catherine De Bolle, die belgische Leiterin von Europol, sieht in der internationalen Zusammenarbeit den Schlüssel zum Erfolg.
Da müssten noch mehr Informationen unter den Behörden ausgetauscht werden als heute. "Der Drogenhandel ist ein globales Phänomen. Deshalb muss die Antwort darauf auch global, international sein", findet De Bolle.
Kay Wagner