Es ist kein Witz: Die belgische Fritte soll den chinesischen Markt erobern. Kein anderer als die belgische Vereinigung der Kartoffel-Händler und -Verarbeiter (Belgapom) steht hinter diesem Projekt. Auftrieb bekommt Belgapom durch den Willen der chinesischen Staatsführung, mehr für den Verzehr von Kartoffeln zu tun.
Noch allerdings fristen Kartoffeln und Kartoffelprodukte in China ein Schattendasein. "Chinesen müssen Kartoffeln erst noch richtig entdecken. Momentan werden Kartoffeln hier noch wie ein echtes Gemüse behandelt. Man findet sie zwar in den Geschäften, aber sie spielen keine große Rolle", erklärt Romain Cools, der Vorsitzende von Belgapom.
Fritten aus Belgien bleiben ebenfalls für die Chinesen zu entdecken. Zwar exportiert Belgien bereits tiefgefrorene Fritten nach China. Doch für ein Land, in dem rund 1,4 Milliarden Menschen leben, sind die 25.000 bis 30.000 Tonnen tiefgegefrorener Fritten, die jährlich aus Belgien nach China kommen, nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
Doch nicht nur auf den Geschmack müssen die Chinesen gebracht werden. Auch die chinesischen Köpfe wollen die Belgier bearbeiten. "Auch in China sind Fritten unter ihrem englischen Namen 'French Fries' bekannt", erklärt Cools. "Aber das wollen wir ändern. Wir haben ja die Kultur unserer belgischen Fritten-Buden, und diese Tradition - gekoppelt an die Tatsache, dass für uns Fritten ja ein Snack sind, eine Art Street-Food, was man auch in China kennt - soll dabei helfen, die belgische Fritte in China zu etablieren."
Nächstes Jahr will Belgapom eine Werbekampagne für die belgische Fritte in China starten. Eine chinesische Delegation ist von Belgapom zum Besuch der internationalen und alle zwei Jahre stattfindenden Konferenz der Kartoffelvermarkter (Interpom) geladen. Sie wird nächstes Jahr in Kortrijk stattfinden.
Diese Anstrengungen scheinen durchaus gerechtfertigt zu sein, denn das Etablieren der belgischen Fritten-Kultur in China ist bei weitem kein Selbstläufer. Vor ein paar Jahren hat das bereits ein belgischer Pionier in Shanghai erfahren müssen. Er öffnete dort eine belgische Frittenbude, musste diese aber wegen Erfolgslosigkeit bald wieder schließen.
Von diesem Beispiel will sich Luc Rijmenants allerdings nicht abschrecken lassen. Der Unternehmer aus dem flämischen Zandhoven will im kommenden März in der südchinesischen Stadt Kanton eine Frittenbude nach belgischem Vorbild eröffnen. Im VRT-Interview erklärte er auch, wie er auf diese Idee gekommen war: "Ich bin sehr oft in China, ich komme jetzt seit 15 Jahren hierhin."
"Und die Idee ist mir durch folgende Beobachtung gekommen: Dadurch, dass ich viel hier bin, esse ich auch viel chinesisches Essen. Nach einer Woche habe ich Appetit auf eine Tüte Fritten. Aber die findet man hier dann natürlich nicht." Um den Mangel an belgischen Fritten an seinem chinesischen Arbeitsort zu beheben, plant Rijmenants zusammen mit einem Kollegen eben die Eröffnung einer eigenen Fritüre.
Dabei sollen Fritten und Currywürste direkt aus Belgien kommen. Die Frittenbude soll aber trotzdem nicht genau so ausgestattet sein wie in Belgien. "Wir wollen ein schlankes Konzept anbieten, nicht so wie bei uns in einer Fritüre mit 50 Sorten Fleisch, nein. Wir werden das Angebot hier stark eingrenzen. Die Soßen haben wir auch schon getestet. Und ich denke, wir wissen mittlerweile, welche Soßen den Geschmack der Chinesen treffen."
Und weil solche Worte natürlich die Neugier wecken, verrät Rijmenants seine Erfahrungen: "Die Chinesen halten nicht viel von Mayonnaise. Aber sie mögen gerne Rotwein-Cocktailsoße mit Whiskey. Und auch etwas schärfere Soßen - aber nicht zu scharf."
Kay Wagner