Immer wieder war in der Presse davon zu lesen und zu hören: Das Ausscheiden von Großbritannien aus der EU wird vor allem die flämische Wirtschaft besonders hart treffen. Die geographische Lage direkt auf der anderen Seite des Ärmelkanals ist der Hauptgrund dafür. Eine Situation, die ähnlich ist mit der der Niederlande, von Nordfrankreich und der Republik Irland.
Flanderns Ministerpräsident Jan Jambon erinnerte vor dem Treffen Montagmorgen noch einmal daran. Gegenüber der VRT sagte er: "Gemeinsam mit Irland, den Niederlanden und Nordfrankreich ist Flandern vom Brexit am stärksten betroffen. Wir werden deshalb bei der EU um finanzielle Unterstützung anfragen für die Betriebe, die durch die Folgen des Brexit besonders hart getroffen werden."
Besonders stark betroffen, dass werden vor allem die Sektoren der Fischerei, der Logistik und des Hafengewerbes sein. Die flämischen Fischer teilen sich Fanggebiete mit den Briten, der Güterverkehr per Lkw, Schiff und auch Schiene zwischen dem europäischen Festland und den britischen Inseln führt in beide Richtungen – neben den Niederlanden und Nordfrankreich - über Flandern. Außer Jambon als Regierungschef nahmen deshalb auch die flämische Verkehrsministerin Lydia Peeters sowie Wirtschaftsministerin Hilde Crevits an dem Task-Force-Treffen teil.
Für den Fischereisektor malte Crevits im schlimmsten Fall ein düsteres Szenario an die Wand. "Wenn die Fischer keinen Zugang mehr in die britischen Gewässer bekommen und sie dort keine Fangrechte mehr haben, kann das das Aus für unseren eigenen Fischereisektor bedeuten. Deshalb ist es wichtig, sich im Fall eines No-Deals auf einen 'Stand-Still' zu einigen. Das würde bedeuten, dass alles erstmal so bleibt, wie es ist, und dass aus diesem Zustand heraus gute Regelungen getroffen werden können."
Ähnliche Pläne hat die flämische Task-Force auch für die Häfen und den Gütertransport. Also Pläne, die auf verschiedene Entwicklungen in Großbritannien Antworten geben würden: Auf einen geordneten Brexit schon am 31. Oktober, auf einen geordneten Brexit zu einem späteren Zeitpunkt oder auch zu dem für Flandern schlimmsten Fall, dass es doch noch einen Brexit ohne Regelung geben könnte.
Um für alle Szenarien in allen Sektoren so gut wie möglich vorbereitet zu sein, will die flämische Regierung jetzt noch einmal zusätzliche Anstrengungen unternehmen. 45 Mitarbeiter der Behörde für Innovation und Unternehmen sind speziell dafür abgestellt, Unternehmen zu allen Fragen rund um den Brexit zu beraten.
Dazu Ministerin Crevits: "Wir haben uns hier auch darauf geeinigt, dass wir uns jetzt nicht nur auf politischem Niveau austauschen, sondern dass auch die Mitarbeiter unserer Behörden mit Vertretern aller Betroffenen auf das Mikro-Niveau der Betriebe schauen, um all das zu regeln, was notwendig ist."
Von Seiten der Wirtschaft bekommt die flämische Regierung gute Noten für ihre Bemühungen, die Unternehmenswelt so gut wie möglich auf die Folgen des Brexit vorzubereiten. Der Chef des flämischen Unternehmensverbandes Voka, Hans Maertens erklärt: "Wir sind so gut wie möglich vorbereitet. Sowohl auf flämischem als auch auf föderalem Niveau. Und auch bei den Betrieben. Wir sind so aufgestellt, wie wir es aus heutiger Sicht am besten tun können. Natürlich bleibt die Unsicherheit, was nach dem 31. Oktober genau geschehen wird. Aber das werden wir dann ja sehen."
Kay Wagner