Das geht aus den neuesten Zahlen einer umfassenden Studie hervor, die Demografen der Freien Universität Brüssel und der Katholischen Universität Löwen zu Mortalität, Gesundheit und zu den sie beeinflussenden sozialen Faktoren durchgeführt haben.
Die durchschnittliche Lebenserwartung des Belgiers ist auf 81,5 Jahre gestiegen, was doppelt so alt ist wie noch vor 170 Jahren. Hinter diesen Zahlen stecken jedoch große Unterschiede. Nicht jeder "genießt" das gleiche Maß an längerer Lebenserwartung. Die sozioökonomische Position, der Wohnort und das Geschlecht spielen eine Rolle. Frauen leben im Schnitt fünf Jahre länger als Männer. Und in reichen Randgemeinden von großen Städten wie Brüssel, Gent und Antwerpen wird man auch im Schnitt älter als in diesen Städten selbst.
Büllinger haben hohe Lebenserwartung
Ein erster Blick auf das Datenmaterial reicht, um festzustellen, dass die Lebenserwartung in Flandern höher ist als in der Wallonie. Und zu den Flamen könnte man die Büllinger zählen. Die Gemeinde zählt zu den 29 belgischen Gemeinden mit der höchsten Lebenserwartung. Dort wird man im Schnitt 85 Jahre alt.
Was lässt Menschen länger leben?
Eine Arbeit zu haben sorgt dafür, dass man im Allgemeinen gesünder und länger lebt. Arbeitslose haben ein viel höheres Sterberisiko. Aber nicht jede Arbeit hält uns gesund. Prekäre Jobs mit schwierigen Arbeitsbedingungen und einem schlechten Lohn sind nicht gut für die Gesundheit. Belgier in einer schlechten Arbeitssituation erkranken offenbar eher an Krebs.
Bei Menschen, die verheiratet sind oder zumindest als Paar zusammenleben, stellt man auch immer wieder eine höhere Lebenserwartung fest. Aber die Forscher gehen davon aus, dass dieser Effekt mit zunehmender gesellschaftlicher Akzeptanz von Singlehaushalten abnehmen wird.
Das Fazit der Forscher
Die wichtigste Schlussfolgerung aus der Untersuchung lautet, dass unser derzeitiger Wohlfahrtsstaat nicht den Unsicherheiten auf dem Arbeitsmarkt und den familiären Situationen gerecht wird. Die an der Untersuchung beteiligte Forscherin Sylvie Gadeyne sagt dazu der Zeitung De Standaard: "Die längere Lebenserwartung gilt nicht für alle gleichermaßen. Ich denke, das ist eine der größten Ungerechtigkeiten, die es gibt. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir den sozialen Schutz verbessern können".
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