Jetzt macht sie es doch nicht: Kattrin Jadin verzichtet darauf, als Kandidatin für den MR-Vorsitz ins Rennen zu gehen. Jadin selbst hatte angedeutet, dass sie mit dem Gedanken einer Kandidatur spielt. Die Zeitung Le Soir sah in Jadin sogar eine geeignete Person, um die verschiedenen Strömungen innerhalb der Partei miteinander zu versöhnen und hinter sich und ihr Projekt zu vereinigen.
Dazu wird es jetzt nicht kommen. Am Donnerstag, einen Tag vor Ende der Bewerbungsfrist für die Kandidaten, gab sie bekannt, dass sie als Kandidatin nicht zur Verfügung stehe. Gegenüber dem BRF begründet sie: "Ich habe mich entschieden, mich einem kollektiven Projekt anzuschließen. Der Senator und Kandidat für den Parteivorsitz, Georges-Louis Bouchez, hat mir die Garantie gegeben, meine Prioritäten nach vorne zu bringen. Und deswegen habe ich mich auch entschieden, ihn bei seinem Projekt der Kandidatur zu unterstützen."
Ihr Projekt, mit dem sie die Partei hätte führen wollen und das sie jetzt weitgehend durch die Positionen von Georges-Louis Bouchez vertreten sieht, umschreibt Jadin wie folgt: "Mehr Meinungsfreiheit für die Gewählten. Und den Platz für Frauen möchte ich in meiner Partei viel gesicherter sehen. Das liegt mir am Herzen."
Dass Bouchez nicht von vornherein ihr Favorit auf die Parteipräsidentschaft war und sie sich selbst vielleicht als bessere Wahl gesehen hat, begründet Jadin mit den konservativen Tendenzen, die sie bei Bouchez sieht. "Ich denke aber, dass die Prioritäten, die ich genannt habe, bei ihm eine Festigung finden werden."
Neben Bouchez werden sich auch die MR-Politiker Denis Ducarme, Christine Defraigne und Philippe Goffin um den Vorsitz der Partei bewerben. Angst vor neuen Lagerkämpfen, die durch die jetzt zu erwartenden kontroversen Diskussionen entstehen könnten, hat Jadin nicht. Solche Diskussionen findet sie gut. "Ich finde es gesund, dass wir an unserer liberalen Philosophie arbeiten. Wir müssen demokratische Prozesse nicht fürchten."
Kay Wagner