Am 30. Mai hatte König Philippe Johan Vande Lanotte (SP.A) und Didier Reynders (MR) mit einer Sondierungsmission beauftragt. Vier Monate lang hatten die beiden nach möglichen inhaltlichen Schnittmengen zwischen den wichtigsten Parteien gesucht, um so eine Basis zu legen für die Bildung einer neuen Föderalregierung. Im Großen und Ganzen haben Reynders und Vande Lanotte im Verborgenen agiert. Mehrmals haben sie nach Medienberichten auch schon Vertreter der beiden größten Parteien PS und N-VA an einem Tisch zusammengebracht.
Vande Lanotte und Reynders haben in der Vergangenheit immer wieder deutlich gemacht, dass ihrer Ansicht nach an einer Achse PS-N-VA erstmal kein Weg vorbeiführe. Ihr Abschlussbericht enthält denn auch anscheinend eine Reihe von Punkten, die konsensfähig sein könnten.
Jetzt war in jedem Fall die Zeit reif für eine neue Phase. Erstmal aus praktischen Gründen: Didier Reynders steht nicht mehr zur Verfügung. In weniger als einem Monat wird er seinen neuen Posten als EU-Kommissar antreten.
Doch auch aus rein politischer Sicht muss jetzt was Neues passieren. Alle Regional- und Gemeinschaftsregierungen sind gebildet. Jetzt ist also der Weg für die föderale Ebene frei. Jetzt, so dürften es auch die Informatoren empfohlen haben, müssten auch die beiden größten Parteien erstmals Verantwortung übernehmen.
Es wird erwartet, dass der König ein Tandem aus einem N-VA- und einem PS-Vertreter mit einer neuen Mission betraut. Hier kursieren derzeit mehrere Namen: Die N-VA könnte durch den früheren Ministerpräsidenten Geert Bourgeois vertreten werden. Bei der PS sind zwei Männer im Gespräch, nämlich Jean-Claude Marcourt oder Rudi Demotte, die gleichermaßen auf eine lange Ministerkarriere zurückblicken.
Über die möglichen Nachfolger wird der Palast womöglich erst am Dienstag entscheiden.
Roger Pint