Der Präsident der Demokratischen Republik Kongo beginnt Montag seinen offiziellen Staatsbesuch in Belgien, der ehemaligen Kolonialmacht des Kongo. Félix Tshisekedi, der erst seit Januar das Amt von dem langjährigen Präsidenten Joseph Kabila übernommen hat, wird von Außenminister Didier Reynders am Flughafen empfangen.
Treffen mit Premierminister Charles Michel und sogar dem König sind während des mehrtägigen Besuchs von Tshisekedi geplant. Der auch nach dem Ende des offiziellen Besuchs am Donnerstag noch das Wochenende privat in Belgien verbringen möchte.
Hier war Tshisekedi lange Jahre zu Hause als Exil-Kongolese und politischer Asylant. Sein Vater war nämlich bis zu seinem Tod ein entschiedener Gegner von Kabila gewesen und lange der Hoffnungsträger der Opposition.
Der Sohn hat als Präsident hingegen jetzt den Schulterschluss mit Kabila gesucht. Doch nicht nur deshalb ist er bei den in Brüssel lebenden Kongolesen umstritten.
Wenn man in Brüssel ein bisschen Afrika spüren möchte, dann begibt man sich am besten in das Stadtviertel Matonge. Ein paar Straßenzüge sind das nur, aber man hat tatsächlich das Gefühl, plötzlich mitten in einer afrikanischen Großstadt zu sein. Das "belgisch-kongolesische Stadtviertel" nennt die RTBF es dann auch, die vor dem Staatsbesuch von Tshisekedi in Matonge die Stimmung bei der sogenannten kongolesischen Diaspora eingefangen hat.
Und daraus ergibt sich schnell das Bild, dass der neue Präsident die Gemeinschaft spaltet. Es gibt die Kongolesen, die sich auf die Ankunft des Präsidenten freuen. "Er soll doch bitte kommen", sagt eine Frau auf der Straße. "Wir werden ihn empfangen, wir werden für ihn auf die Straße gehen, wir werden alles machen, was er möchte. Wir stehen hinter dem Präsidenten Félix Tshisekedi. Wir, die kongolesischen Mamas, wir stehen hinter unserem Präsidenten."
Und auch der Mann, der Papa Yoyo genannt wird, sieht kein Problem in dem Besuch des neuen Präsidenten. Er verweist auf den Austausch zwischen dem Präsidenten und der kongolesischen Diaspora, der am Donnerstag auf dem Heysel-Gelände stattfinden soll, wenn er sagt: "Das ist ein Besuch, bei dem alle Kongolesen hier ihrem Chef gegenüberstehen. Die Fragen, die Sorgen und alles, was damit zusammenhängt, werden angesprochen werden. Er wird Zeit haben, alle Fragen zu beantworten."
Doch laut Stimmungsbarometer in Matonge sind die Freunde von Tshisekedi dort in der Unterzahl. Er stelle sich auf einen kühlen Empfang des Präsidenten ein, sagt ein ehemaliger Vertrauter des heutigen Präsidenten.
Grund für diese Kühle sind die umstrittenen Wahlen, mit denen Tshisekedi an die Macht gekommen ist. Wahlbeobachter wie zum Beispiel auch die als Autorität geltende katholische Bischofskonferenz im Kongo hatten den Oppositionspolitiker Martin Fayulu als klaren Sieger ausgemacht und nicht Tshisekedi. Seine Kritiker werfen ihm jetzt vor, mit dem Machtapparat von Kabila zusammenzuarbeiten.
Das Wahlergebnis sei gefälscht worden, und die internationale Gemeinschaft habe das akzeptiert. "Jeder weiß, dass nicht Tshisekedi die Wahlen gewonnen hat. Er hat sich mit Kabila arrangiert, und jetzt ist er eben an der Macht. Aber geändert hat sich nichts", bringt ein Tshisekedi-Gegner in Matonge das alles auf einen Punkt.
Daddy Zorobibil ist extra aus Paris angereist, um den Protest gegen Tshsekedi zu unterstützen. Er sagt: "Belgien hat eine bewegte Geschichte in Bezug auf den Kongo. Und dieses gleiche Belgien hat uns berichtet, dass der Kongo einen Präsidenten gewählt hat. Und dass Félix nicht der Präsident ist, er ist dritter geworden. Aber das gleiche Belgien wird jetzt den roten Teppich ausrollen, und das gleiche Belgien wird Félix in den königlichen Palast führen, um den König zu treffen. Da stimmt doch was nicht."
Der Zorn der Tshisekedi-Gegner ist immer noch groß, auch Monate nach den Wahlen. Erste Korruptionsfälle, die gerade für heftige Debatten im Kongo führen, spielen da sicher auch eine Rolle.
Didio Lakama befürchtet sogar, dass es zu Ausschreitungen kommen könnte. Zumindest sei er ein bisschen beunruhigt. Beide Seiten, Befürworter und Gegner, könnten den Auslöser dafür liefern.
Lakama begründet: "Die Gegner von Tshisekedi bedrohen leider oft die Menschen, die den Präsidenten sehen wollen. Aber auch im anderen Lager herrscht ein fanatischer Geist. Dieser Wille, auszudrücken: Ja, wir sind für ihn. Und das möchte man eben auch den Gegnern manchmal zu deutlich zeigen."
Lakama möchte solche Ausschreitungen aber vermeiden. Er und andere Mitglieder seines Vereins 'Change' stehen mit Befürwortern und Gegnern des Präsidenten in ständigem Kontakt. Mit dem Ziel: Gewalt unter den Kongolesen während des Staatsbesuchs zu vermeiden.
Kay Wagner