Deshalb mobilisiert die Bahn auch schon gehörige Mittel, um den Kabeldieben ihr Handwerk zu legen. Jetzt wurden die Bemühungen noch einmal verstärkt.
Ob es jede Nacht so ist oder nur als Reaktion auf den Kabelklau in Welkenraedt eine Demonstration der Macht sein sollte: In der Nacht nach dem Kupferklau auf der Bahnstrecke in Ostbelgien ließ die Bahnpolizei ihre Muskeln spielen. In den Provinzen Lüttich und Namur waren 40 Polizisten in 20 Fahrzeugen entlang der Bahngleise unterwegs. Dazu wurde ein Hubschrauber eingesetzt. Ziel: Diebe von Kupferkabeln entlang der Bahnstrecke auf frischer Tat zu ertappen – und dann natürlich festzunehmen.
Solche Polizeiaktionen seien bislang die erfolgreichste Maßnahme gegen den Kupferklau, so stellt es Infrabel-Sprecher Arnaud Reymann dar. Vor ein paar Jahren habe man auf diese Art den Kabelklau beenden können. Seit vergangenem Jahr werde wieder mehr geklaut. Und dieses Jahr sei es besonders schlimm.
Wörtlich sagte Reymann gegenüber der RTBF: "Wir haben alles Menschenmögliche gemacht, um den Kabelklau zu verhindern. Wir haben zum Beispiel die Kupferkabel durch Aluminiumkabel ersetzt oder auch die Kabel mit Beton in den Kabelkanal festgegossen. Die erfolgreichste Maßnahme ist allerdings die Repression. Also Polizeiaktionen."
Zu den Polizeiaktionen gehört neben den Patrouillen, die meist in unauffälligen Autos ohne Blaulicht durchgeführt werden, der Einsatz eines Hubschraubers. Der hat sogar einen Namen: Ragot heißt er und ist laut Bahnpolizeichefin Stéphanie Silvestre für die Arbeit in der Nacht unbedingt notwendig. Sie sagt: "Ragot ist zurzeit wirklich ein unersetzliches Element, um das große Gebiet, um das es geht, überwachen zu können. Dank der Wärmebildkamera können wir auch in der Nacht Orte ausfindig machen, die wir kontrollieren oder beobachten sollten."
Welche Orte oder auch Fahrzeuge es sind, bei denen sich Kontrollen bei der Suche nach Kabeldieben lohnen, weiß die Bahnpolizei anscheinend ziemlich genau. Denn die Vorgehensweise der Kupferdiebe sei meist die gleiche. Polizeichefin Silvestre erklärt: "Meistens geht das wie folgt vor sich: Das sind Gruppen von vier bis fünf Personen, die in Kleintransportern oder Geländewagen unterwegs sind. Sie schneiden die Kabel heraus an Stellen, wo man sie nicht sehen kann. Also unter Brücken, in Feldern." Bürger, die verdächtige Elemente entlang der Bahnstrecken sehen, sollten das sofort melden, fügt die Polizeichefin hinzu.
Eine große Hilfe neben Hubschrauber Ragot wären auch noch Drohnen, die mit Kameras ausgerüstet nachts über dem Streckennetz der Bahn fliegen könnten. Vor knapp einem Jahr hatte Infrabel mit einer Sondererlaubnis eine solche Drohne auch schon einmal testen können.
Regelmäßig einsetzen darf Infrabel die Drohnen aber nicht. Das erlaubt das belgische Gesetz nicht. Drohnen müssen hierzulande immer in Sichtweite des Piloten fliegen. Bei der Suche nach Kupferdieben in der Nacht wäre das aber nicht der Fall.
Und so bleibt Infrabel bislang nichts weiter übrig, als mit herkömmlichen Methoden gegen Kupferdiebe zu kämpfen. Und dies führt lediglich zu durchwachsenem Erfolg. Vorgestern Nacht wurde das wieder deutlich. Denn trotz des großen Aufwandes mit 40 Polizisten in 20 Wagen und Hubschrauber Ragot konnte die Bahnpolizei in dieser Nacht keinen einzigen Kupferdieb entdecken.
Kay Wagner