Bronzemünzen und Einkaufswagen, Straßenschilder und verrostete Fahrräder: All das hat Jo zusammen mit seinem Bruder Ju schon aus dem Wasser gefischt. Die beiden jungen Männer aus Namur sind seit ein paar Monaten Magnetfischer. Zusammen mit einem Fernsehteam der RTBF steht Jo am Rande der Sambre, zeigt auf ein Stück Metall und erklärt: "Das hier ist ein 1.200-Kilogramm-Kombi-Magnet. Das heißt, dass er auf jeder Seite 600 Kilogramm tragen kann. Ich mache ihn einfach an einem Kletterseil fest. Und dann werfe ich ihn einfach ins Wasser."
Magnetfischen hat es eigentlich immer schon gegeben, behauptet zumindest die flämische Internetseite Vismagneet. Allerdings habe dieses Hobby seit 2014 - als viele Veranstaltungen an den Beginn des Ersten Weltkriegs erinnerten - wieder deutlich an Popularität zugenommen. Zunächst in den Niederlanden, aber auch in Belgien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien interessierten sich immer mehr Menschen dafür, nach versunkenen Gegenständen aus dieser Zeit in öffentlichen Gewässern zu suchen.
Doch hier liegt auch die große Gefahr dieses Hobbys. "In den Gewässern, die schon während der Weltkriege befahren wurden, können überall irgendwelche Bomben liegen, die noch nicht entschärft worden sind. Deshalb folgen wir der Empfehlung des Militärs, der Spezialeinheit Dovo, die für die Entschärfung von Sprengstoff zuständig ist, und verbieten das Magnetfischen auf befahrenen Gewässern. Aus Sicherheitsgründen", erklärt Liliane Stinissen, die Sprecherin der flämischen Verwaltung für Wasserwege.
Dieses Verbot des Magnetfischens an befahrenen Gewässern stößt bei den aktiven Magnetfischern allerdings nicht immer auf Verständnis. "Das alles ist gar nicht so gefährlich, wie es manchmal dargestellt wird. Bislang ist noch nichts Schlimmes passiert. Und dabei werden jeden Tag in Belgien und den Niederlanden Granaten aus dem Wasser gezogen. Nein, richtig gefährlich ist das nicht", sagt Magnetfischer Michaël De Wever in der VRT.
Zwölf Granaten
Der Bürgermeister der flämischen Gemeinde Kapellen nördlich von Antwerpen teilt diese Meinung jedoch nicht. In seiner Gemeinde hatten jüngst Magnetfischer zwölf Granaten aus der Weltkriegszeit aus dem Wasser gefischt. Und die Granaten danach einfach am Ufer liegen gelassen. Bombenentschärfer der Militärs rückten an, um die Granaten unschädlich zu machen. Der Bürgermeister erließ daraufhin ein Magnetfisch-Verbot für seine Gemeinde. Ähnliche lokale Verbote gibt es auch in anderen Gemeinden.
Ein bisschen anders als in Flandern sieht die rechtliche Lage in der Wallonie aus. Hier ist das Herausfischen von großen Gegenständen aus dem Wasser gesetzlich verboten. "Wer so etwas trotzdem macht, der bekommt beim ersten Mal eine Verwarnung", sagt Mee Hwa Boulangé, Sprecherin des wallonischen Mobilitätsdienstes. "Wenn jemand ein weiteres Mal erwischt wird, gibt es Geldbußen. Und die können zwischen 50 und 10.000 Euro liegen."
Wegen der komplizierten Rechtslage in Belgien rät Matthias Verstraete, Betreiber eines Webshops für Magnetfischer-Material, sich immer bei der zuständigen Gemeinde zu erkundigen, ob und unter welchen Bedingungen das Magnetfischen erlaubt ist, oder eben nicht.
Und wenn man fischen darf, sollte man auf keinen Fall zu große Angst haben, sagt Verstraete. "Nur etwa ein Zehntel der Gegenstände, die aus dem Wasser geholt werden, ist gefährlich. Und wenn man doch mal so einen Gegenstand aus dem Wasser geholt hat, ist es wichtig, den gesunden Menschenverstand zu benutzen und die Polizei zu rufen."
Kay Wagner