Mitten in einer Antwort von Michel standen plötzlich drei Zuschauer auf und gingen ruhig zu den Diskutierenden. Eine Frau hielt eine gelbe Leuchtweste hoch und ließ sie auf dem Boden liegen, als ein Sicherheitsbeauftragter sie zum Verlassen des Plateaus aufforderte. Der Vorfall verlief ruhig und ohne Aggressivität.
So richtig zünden wollte das Duell nicht. Ihm fehlte irgendwo die Schärfe. Dabei waren die Zutaten eigentlich gut: der aktuelle Premierminister und sein Vorgänger, der eine MR, der andere PS. Die beiden großen klassischen Kontrahenten im Kampf zwischen links und rechts in der Wallonie.
Doch groß poltern gegen den Gegner, was beide vor ihren Parteianhängern durchaus sehr gut können, das wollten Michel und Di Rupo am Mittwoch im Fernsehen nicht.
In eher freundlichem Ton deklinierten beide ihre Kritiken gegen den anderen durch. Di Rupo bemängelte die Fiskalpolitik von Michel und die Geschenke, die er den Arbeitgebern gemacht habe. Michel versuchte, den PS-Vorschlag von kostenlosem Nahverkehr als illusorisch darzustellen.
Beide zeigten sich bereit, Regierungsverantwortung zu übernehmen. Sie vermieden es aber, klar zu sagen, mit welchen Partnern genau sie am liebsten zusammenarbeiten würden.
Auch sagten sie nicht, mit wem sie auf keinen Fall zusammenarbeiten wollten. Ankündigungen dieser Art seien eine Spezialität der flämischen Nationalisten von der N-VA, sagte Di Rupo.
Kay Wagner