Der eine konnte die Erfolge seiner Regierungsarbeit verteidigen, der andere hätte mit viel Rückenwind aus den vergangenen Kommunalwahlen und den Umfragen zum anstehenden Urnengang eigentlich gut angreifen können. Doch diese Vorlagen reichten wohl nicht. So richtig begeistern oder gar mitreißen konnte das Duell zwischen Reynders und Gilkinet Freitag Vormittag nicht.
Natürlich kam die Sprache dabei schnell auf den umstrittenen Werbespot, den die MR zu den angeblichen Plänen der grünen Parteien verbreitet, eine Steuer auf Fleisch erheben zu wollen.
In einer ersten Antwort tat Reynders das schnell ab und lenkte auf einen anderen Punkt. Der Werbespot, „das ist eine Karikatur“, sagte er. „Aber ich möchte festhalten, dass wir bei Karikaturen niemals so weit gehen, wie Ecolo. Ich würde nie einen Kollegen in eine Nazi-Uniform stecken, wie es der Nachwuchs von Ecolo mit Theo Francken gemacht hat.“
Da Gilkinet darauf nicht wirklich reagierte, legte Reynders nach. „Ich habe das Programm von Groen gelesen, mit denen Ecolo viel zusammenarbeitet“, sagte er. „Ich denke, dass es wichtig ist zu wissen, dass in diesem Programm der Wille formuliert ist, Werbung für Fleischprodukte zu verbieten.“
Wieder reagierte Gilkinet nicht direkt darauf, sondern blieb ausweichend in seiner Antwort. Er erwiderte: „Wir wollen vermeiden, dass die Menschen von ihrem Essen krank werden. Deshalb wollen wir Qualitätsprodukte, die man sich leisten kann. Die Reduzierung der Mehrwertsteuer auf Bio-Produkte ist eine Maßnahme in diese Richtung. Ebenso die Unterstützung für kurze Lieferketten und Gruppeneinkäufe.“
Auch bei einem zweiten Thema blieb Gilkinet eine klare Antwort schuldig – und Reynders kostete das aus. Es ging um die Erweiterung der Brüsseler U-Bahn. Das Projekt wird in Brüssel von fast allen Parteien befürwortet – aber die Grünen stellen sich dagegen. Wie denn jetzt die Position von Ecolo aussehe, wollte Reynders wissen. Gilkinet wich einer klaren Antwort aus. Die Diskussion verlief allgemein weiter zur Verkehrspolitik, so dass der RTBF-Journalist am Ende feststellen konnte.
Journalist: „In Verkehrsfragen sind Sie also weitgehend einer Meinung.“ Reynders: „Na ja, zur Erweiterung der U-Bahn warte ich immer noch auf eine Antwort.“ Gilkinet: „Unsere Priorität sind schnelle Lösungen, mit denen man sofort beginnen kann. In Brüssel werden die Menschen durch Feinstaub krank.“
2:0 also für Reynders. Doch dann kam die Diskussion auf die Bekämpfung der Armut. Da führte Reynders die 220.000 geschaffen Arbeitsplätze der Regierung an. Und Arbeit, so Reynders, sei für viele das beste Mittel gegen Armut.
„Richtig“, stimmte Gilkinet zu. „Arbeit ist gut. Aber man braucht gute Arbeit. Dagegen sehen wir heute immer mehr Menschen mit Arbeit, die aber trotzdem in Armut leben. Besonders die Selbständigen.“
Punkt für Gilkinet, der auf 2:1 verkürzte. Doch bevor er noch den Ausgleich erzielen konnte, war die Sendezeit dann auch schon um. Ein Sieg vielleicht für Reynders, der aber auch nicht wirklich überzeugte. Eine eher maue Debatte. Bleibt zu hoffen, dass die kommenden Duelle etwas härter und vor allem erkenntnisreicher geführt werden.
kw/jp