"Rote Karte für die belgischen Autofahrer", schreibt die Zeitung La Dernière Heure am Mittwoch schmissig auf ihrer Titelseite. Das Institut für Straßenverkehrssicherheit, Vias, zeichnet in seiner neuen Studie ein wenig rühmliches Bild der Situation auf den belgischen Straßen. "Rote Karte", das suggeriert sogar, dass die belgischen Kraftfahrer die Eselsmütze verdient hätten.
Naja, so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht, relativiert Vias-Sprecher Benoit Godart. Man muss aber zugeben, dass in der Rangliste hinter Belgien nur Länder aus dem Osten der EU rangieren. Vor uns liegen demgegenüber ausnahmslos alle Nachbarländer.
Gefährlichste Autobahnen in der EU
"Gut ist anders", sagt also Benoit Godart. Größtes Problem sind die belgischen Autobahnen. Die sind nämlich die gefährlichsten in der ganzen EU. Ermittelt wird das anhand der Zahl der Todesopfer je 1.000 Autobahnkilometer in einem Zeitraum von 30 Tagen.
Klingt kompliziert, aber die Zahl an sich sagt schon alles: In Belgien sind es 58 Tote je 1.000 Kilometer. Im EU-Durchschnitt sind es weniger als die Hälfte, nämlich 25. In Frankreich oder Luxemburg liegt der Wert sogar bei 22. In Deutschland, wo es ja vielerorts kein Tempolimit gibt, sterben 30 Menschen je 1.000 Kilometer, also auch nur etwas mehr als halb so viele wie in Belgien. Belgien liegt da einsam an der Spitze, vor Bulgarien und Italien.
Geschwindigkeit und Alkohol
Die Autobahnen sind unser größtes Sorgenkind, sagt Benoit Godart. Hinzu kommt generell ein Hang zu überhöhter Geschwindigkeit und auch Alkohol am Steuer. Das zeigt schon, dass es hier also definitiv nicht um äußere Faktoren geht. Vielmehr muss man feststellen, dass offensichtlich mangelnde Sensibilisierung das Problem ist. Beispiel Alkohol am Steuer, sagt der Vias-Sprecher: In den Niederlanden wird nicht wesentlich weniger Alkohol getrunken als in Belgien. Nur gibt es dort eine strikte Trennung: Entweder man trinkt oder man setzt sich ans Steuer, aber eben nicht beides.
Das sei eindeutig eine Frage der Mentalitäten. Zwar ist auch das Risiko, in eine Alkoholkontrolle zu geraten, in Belgien niedriger als etwa in den Niederlanden oder Großbritannien. Viel ausschlaggebender ist aber, dass in diesen Ländern kaum einer auf die Idee käme, sich nach ein paar Gläsern noch ans Steuer zu setzen. In Belgien sucht man dagegen immer noch nach Mitteln und Wegen, um doch noch zu fahren.
Frage der Mentalität
Hier geht es also um gesellschaftliche Normen. In Belgien wird Alkohol am Steuer immer noch eher akzeptiert, als anderswo. Hinzu kommt, dass Drogen- und Medikamentenmissbrauch auch hierzulande zunehmend zum Problem werden.
Nun ist das Bild nicht durchgehend düster: Die Belgier legen viel systematischer den Sicherheitsgurt an als anderswo. Die Rettungsdienste seien auch besser. Und auch der Fahrzeugpark sei in Belgien moderner als in vielen Nachbarländern.
Aber die negativen Punkte sind doch noch allzu offensichtlich. "Und da müssen wir dran arbeiten", sagt Godart. "Zwar entwickelt sich Belgien besser als die Nachbarländer, wir haben hier aber auch größeren Nachholbedarf. Belgien ist auf dem guten Weg. Nur müssen wir den auch konsequent fortsetzen."
Roger Pint
Stimmt! Habe schon in vielen Ländern der Erde gelebt, bin schon in vielen Großstädten gefahren wie Tokio, Los Angeles, München etc. und muss sagen, dass die Belgier die schlechtesten Autofahrer Europas sind, aber auch auf der Welt auf den hinteren Plätzen rangieren. Da fehlt es wirklich im Kopf!