Zurzeit kesselt die Polizei noch eine Gruppe Demonstranten ein. Im Laufe des Tages wurden annähernd 100 Menschen festgenommen. Vor allem im Europaviertel kam es zu Zusammenstößen von Protestierenden mit der Polizei.
Rund 500 Demonstranten waren bis vor die EU-Gebäude in der Innenstadt gezogen, die von der Polizei abgeriegelt wurde. Einem kleinen Teil der Gruppe war es gelungen, die Barrikade zu durchbrechen. Dabei wurden Flaschen und ein Wegweiser auf Polizisten geworfen. Diese reagierten mit Tränengas.
Zeitgleich besetzten mehrere Hundert "Gelbwesten" einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt im Brüsseler Europaviertel. Die Polizei ging mit Wasserwerfern gegen die Straßenbesetzer vor.
Wie Journalisten vor Ort berichteten, wurden Autos beschädigt und Stadtmobiliar aus den Verankerungen gerissen.
Aufruf in Sozialen Netzwerken
Den Aufruf zur Demonstration hatten die Gelbwesten diese Woche in den Sozialen Netzwerken verbreitet, allerdings bewusst verschiedene Treffpunkte gestreut. Am häufigsten genannt wurde der Schumanplatz. Im Europaviertel haben viele Geschäfte am Samstag gar nicht erst geöffnet.
Kurz nach Mittag kam es zu einer ersten Konfrontation zwischen Gelbwesten und Polizei. Dabei wurde die Polizei mit Gegenständen beworfen. Sie setzte daraufhin Tränengas ein. Die Zahl der Demonstranten wächst ständig. Bislang gab es mehr als 100 Festnahmen.
Rund um die wichtigsten Bahnhöfe und im Europaviertel zeigen die Beamten verstärkt Präsenz. Mit Personenkontrollen wollen sie potentielle Unruhestifter herausfischen.
Nach Angaben der SNCB kommt es auch zu Störungen im Zugverkehr, da mehrere Züge nicht am Hauptbahnhof halten. Wegen der Protestaktion warnt die Polizei vor erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Hauptstadt. Der Reyers-Tunnel ist in Fahrtrichtung Zentrum gesperrt. Die Metro fährt nach Angaben der STIB bisher weitgehend normal, lediglich die Station Parc ist vorübergehend geschlossen worden.
Nach den Ausschreitungen bei der Demonstration vergangene Woche Freitag ist die Polizei in Brüssel mit einem Großaufgebot vor Ort.
Die Gelben Westen blockieren auch wieder an einigen Stellen die Grenze zu Frankreich. Seit Freitagabend besetzen sie den Grenzübergang bei Hensies. Seit Samstagmorgen behindern sie außerdem den Grenzverkehr über die E40. Autofahrer müssen die Autobahn bei Adinkerke verlassen und eine Umleitung nehmen. Auch auf der E17 bei Rekkem in Westflandern haben Protestler den Grenzverkehr praktisch lamgelegt. Es hat sich ein kilometerlanger Stau gebildet.
Gilets Jaunes blockieren zwei Grenzübergänge nach Frankreich
belga/dpa/rtbf/vrt/cd/sh
Mich erinnert die Gelbwesten-Bewegung an die Reformation in Deutschland. Damals ging es anfangs auch nur um den Ablasshandel, also um finanzielle Angelegenheiten wie heute die Treibstoffsteuern. Die ganze Sache entwickelte dann eine unerwartete Eigendynamik mit schrecklichen Konsequenzen (eine bis heute andauernde Kirchenspaltung und der Dreißigjährige Krieg). Bleibt die Frage, wie die heutigen politischen Verantwortlichen reagieren auf dieses noch schwer zu erfassende Phänomen der Gelbwesten. Dies ist wesentlich gefährlicher als etwa islamistischer Terror oder Rechtsextremismus, weil eben unorganisiert, ohne Struktur, Führung, klares Programm. Es ist ein Teil der eigenen Bevölkerung, der da aufsteht und kein ausländischer Terrorismus. Das größte Problem besteht im Fehlen von markanten Persönlichkeiten wie etwa Charles De Gaulle, die allgemein anerkannt sind, um die Situation unter Kontrolle zu bringen und einen Ausweg zu finden.
Es ist schon eine Frechheit, zu demonstrieren. Das ist in Groß- Europa nicht vorgesehen; schließlich geht es allen gut und wir müssen zutiefst dankbar sein für das Betreute Denken durch die grün- braun- roten Elitemenschen.
Wenn selbst abwiegeln, durch bereitwillig zur Seite stehende Medien denunzieren und in die rechte Ecke stellen nichts mehr nützt, was kommt dann als Nächstes? Wird man auf die "Gelbwesten" schießen lassen? Wird irgendjemand von den "vom Volke gewählten Vertretern" verstehen, um was es hier geht? Ich fürchte nicht!
Niemand wird Anstalten machen, sich von den Extremen zurück in die Mitte zu bewegen; Unvernunft zieht Unvernunft nach sich, Gewalt bereitet weitere Gewalt. Die Menschen auf der Straße in ihren gelben Westen sind nicht doof, wann werden sie endlich ernst genommen? Wann wird endlich realisiert, das "Volksherrschaft" nicht bedeutet, dass man alle 4 oder 5 Jahre ein Kreuzchen machen darf?
Danke, Herr Scholzen, für das Stichwort "Ablasshandel"!