"Plastik ist fantastisch" - das sangen in den 1980ern noch die Jungs der französischen Punkrockband "Elmer food beat". Und das war damals nicht unbedingt ironisch gemeint... Plastik ist fantastisch. Stimmt ja eigentlich auch. Das Material hat unsere heutige Welt eigentlich erst möglich gemacht. Sein Trumpf ist aber zugleich sein Problem: Plastik ist resistent, ja. Nur baut es sich eben in der Natur auch nur sehr langsam ab. Es gibt nichts Schlimmeres als Plastikmüll.
Längst hat man Feinstpartikel in den Organen von Tieren nachgewiesen. Da muss man eigentlich nur eins und eins zusammenzählen, um zu der Annahme zu kommen, dass davon auch der Mensch nicht verschont bleibt. Eine österreichische Studie hat jetzt auch den Beweis erbracht.
Plastik-Partikel sind überall: in Cremes, in Zahnpasta oder Zahnbürsten - und eben auch in Lebensmitteln. Plastik überall. Und das EU-Parlament wollte da jetzt offensichtlich die Handbremse ziehen. Mit großer Mehrheit wurde ein Richtlinienentwurf verabschiedet, der ein Verbot von Einwegplastik vorsieht: 571 Parlamentarier waren dafür, es gab nur 53 Gegenstimmen. Da kann man fast schon von einem "relativen" Konsens sprechen.
Grundlage war eigentlich ein Text, den die EU-Kommission ins Parlament eingebracht hatte. Das Parlament hat da aber dann nochmal ein paar Schrauben zusätzlich angezogen. Konkret werden jetzt 15 Wegwerfprodukte sozusagen auf dem Index landen: Trinkhalme, Wattestäbchen, Plastikbesteck und -geschirr, Rührstäbchen und Deckel für Coffee to go, aber auch dünne Einwegplastiktüten.
Und Alternativen, nun die gibt es, sagte die belgische MR-Europaabgeordnete Frédérique Ries in der VRT. Papier, Bambus, Mais- oder Kartoffelstärke, klar, auch Glas natürlich - wir müssen einfach nur die Veränderung wollen.
In einigen Fällen greift das Verbot stufenweise, um der Industrie die Möglichkeit zu geben, Alternativprodukte zu entwickeln. Das gilt zum Beispiel für Plastikstopfen auf Sodaflaschen, erläutert Frédérique Ries. Die Getränkeindustrie sagt: Wir brauchen solche Schraubverschlüsse, sonst sprudeln unsere Limos nicht mehr. Sie haben jetzt zwei Jahre Zeit, nach Lösungen zu suchen.
Frédérique Ries war als Berichterstatterin maßgeblich an der Einigung im EU-Parlament beteiligt. Sie hat die verschiedenen Fraktionen sozusagen in Gleichklang bringen müssen. Und sie hatte dann eben auch ihren Anteil daran, dass am Ende Liberale und Grüne zusammen für den Text gestimmt haben. "Na bitte, es klappt doch", bemerkte jedenfalls auch schon die Zeitung L'Echo.
Der Text hat jetzt allerdings noch keine Rechtskraft. Jetzt beginnt erst der sogenannte Trilog, müssen sich also Kommission und Parlament zusammen mit dem Ministerrat auf die definitive Version einigen. Besagter Ministerrat, das sind mit anderen Worten die Mitgliedsstaaten. Nur: Bei einer so klaren Mehrheit im Parlament dürfte der Druck doch schon ziemlich groß sein. Wenn alles gut geht, dann kann die Richtlinie 2021 in Kraft treten.
Die EU wolle hier auch eine Vorreiterrolle übernehmen, sagt Frédérique Ries. Klar: In Europa wird schon viel recycelt, wenn auch nicht genug. Wenn wir aber wollen, dass sich wirklich weltweit was ändert, dann müssen wir als Europäer hier ganz klar mit gutem Beispiel vorangehen.
Roger Pint
Getränke in Plastikflaschen abgefüllt, werden dem Verbraucher kostengünstiger angeboten als solche in Glasflaschen.
Es müsste aber genau umgekehrt sein, oder…?
Hier muss die Industrie umdenken, oder geht die Gewinnspanne doch in erster Linie vor…?
1. Also, wenn ich hier in Europa eine Plastiktüte in den Müll schmeisse, dann landet die im Pazifischen Ozean? Wer's glaubt.....
Aus eigener Anschauung weiß ich, wie in Ostasien Müll einfach im Meer entsorgt wird; ist ja eben noch billiger und bequemer als ein Loch zu graben oder zu verbrennen.
Es ist lobenswert, dass die Politik was gegen den Plastikabfall unternehmen will, aber dann bitte aus realistischeren Motiven als solche.
Wie wäre es mit einem generellen Stop für Müllexporte? China blockiert diesen schon seit Beginn des Jahres. Aber es geht noch genug Richtung Afrika und Indonesien. In dieser Inselwelt ist das Meer niemals weit.
2. Mikroplastik ist eine größere Gefahr und ist in allen Lebensmitteln und Gebrauchssachen, von der Handcreme bis zum Bier enthalten. Auch wenn Strohhalme und Plastikbecher verboten werden, nehmen wir trotzdem noch genug Tagesdosis zu uns.
Geht doch auch einfacher, seit Jahren sind die am predigen endlich PFAND auf Plastikfalschen einzuführen einschliesslich auf die Getränkebüchsen und warum tun die es denn nicht ? Ist denen da oben in der Politik die Geschäftslobbystik zu stark ? In Deutschland funktioniert es doch auch und vllt hätten durch Pfandannahmestellen der eine oder andere auch wieder einen sinnvollen Job ?
Die abschaffung von Plastikgeschirr und -besteck da spricht nichts gegen - wenn man zbsp nur mal so ins Grüne fährt um Picknick zu machen, warum nicht einfach das normale Geschirr und Besteck von daheim mitnehmen und im Anschluss wieder mit zurück und ab in die Spülmaschine ? und eben bei den Getränken - PFAND ! PFAND ! PFAND ! Die Gebühren sind ja nicht verloren, man bekommt es ja bei Rückgabe wieder zurück.