Deutlich verschnupft reagierte die MR-Energieministerin am Sonntag auf die Worte von Danielle Devogelaer, Sprecherin des föderalen Planbüros. Bei der VRT sagte Davogelaer: "Die Chance, dass einige Gemeinden oder Gebiete zeitweilig keinen Strom mehr haben könnten, ist größer geworden. Damit müssen wir im November wahrscheinlich rechnen. Denn das Stromangebot wird nicht immer so hoch sein können, wie der aktuelle Strombedarf."
Bum, das saß. Und es dauerte nicht lange, bis es Kritik hagelte. Natürlich vor allem aus den Reihen der Opposition. Die Verantwortung der Ministerin für die angekündigten Stromengpässe sei "riesig", sagte der föderale Ecolo-Abgeordnete Jean-Marc Nollet. Die Ministerin sei "blind" gewesen, als sie weiter auf die Stromproduktion durch Kernreaktoren gesetzt habe. Dass räche sich jetzt. Nollet stellte in Aussicht, dass es auch im Januar und Februar zu Stromausfällen kommen werde, wenn die Reaktoren Doel 1 und 2 dann nicht wie geplant ans Netz gehen sollten.
Doel 1 und 2 sind schon länger wegen Problemen vom Netz. Im Dezember sollen sie wieder hochgefahren werden. Sollen - das ist das Wort, das Raum für Spekulationen bietet. Die Reaktoren Doel 4 sowie Tihange 2 und 3 sind wegen Mikrofaserrissen in der Betonmasse stillgelegt. Tihange 1 soll ab dem 20. Oktober bis Ende November gewartet werden.
In dieser Zeit wird nur der Reaktor Doel 3 Atomstrom liefern können. Und das könnte nicht für alle Haushalte und Unternehmen reichen.
Daniël Termont, SP.A-Bürgermeister von Gent, regt sich darüber in deutlichen Worten auf. "Dafür ist die Föderalregierung verantwortlich. Ich finde das wirklich erschreckend. Das ist unverantwortlich. Das ist einem Land wie Belgien im Jahr 2018 unwürdig", sagt er. Vier Jahre lang habe die Regierung Zeit gehabt, daran zu arbeiten, eine solche Situation, die jetzt drohe, zu verhindern. Vier Jahre sei jedoch nichts geschehen.
"Wenn es ein Problem mit der Stromversorgung gibt, wird sicher auch Gent davon betroffen sein", gibt Termont zu Protokoll. Aber man müsse dann unbedingt Rücksicht nehmen auf den Hafen, die Krankenhäuser, auf alle Einrichtungen der absoluten Notversorgung. Sie dürften nicht vom Stromausfall betroffen sein. "Man kann große Städte, wo so viele Menschen zusammenleben, nicht so einfach vom Netz nehmen", warnt der Bürgermeister.
Ministerin Marghem reagierte - wie gesagt - verschnupft. Die Kritik der Opposition wies sie kategorisch zurück. Dem föderalen Planbüro warf sie vor, sich mit Dingen zu beschäftigen und darüber zu kommunizieren, die nicht in den Aufgabenbereich des Planbüros fallen.
Das föderale Planbüro ist ein öffentliches, aber unabhängiges Institut, das Vorhersagen treffen, Forschung betreiben und politische Entscheidungen analysieren soll. So steht es als Definition des Planbüros auf dessen Internetseite. Eine Prognose zur Stromversorgungssicherheit lässt sich mit dieser Definition durchaus rechtfertigen. Marghem sieht dafür jedoch nur den Hochspannungsnetzbetreiber Elia zuständig.
Marghem will sich äußern
Energieministerin Marie-Christine Marghem will sich am Montagnachmittag vor der Presse äußern. Marghem ist unter Beschuss geraten, weil im November nach Berechnungen des Planbüros Stromknappheit droht. Möglicherweise müsse in einigen Gemeinden zeitweilig der Strom abgeschaltet werden, warnt das Planbüro. Im November ist voraussichtlich nur einer der sieben Atommeiler am Netz.
Marghem berät nun mit Netzbetreiber Elia und dem Betreiber der Kernkraftwerke, Engie Electrabel, über die Lage und will dann die Öffentlichkeit informieren. Die Pressekonferenz soll um 17:00 Uhr beginnen. (belga/km)
Kay Wagner
Was gibts da zu "beraten"?
Luxembourg macht es uns vor. Stromleitungen nach DE, FR und NL. Ganz einfach. Vermutlich nur ein Problem wenn wegen irgendwelcher nationalistischer Ideologien die heiligen Schrottmeiler in der Wallonie wichtiger sind wie eine funktionierende Stromversorgung zu fairen Preisen für die Kleinen Leute.
Und wie wärs mal mit echter Preiskontrolle der privaten Netzbetreiber?
Stromengpaesse in einem Industriestaat. Genau wie in einem Entwicklungsland.
Oh Belgien, was bist Du und deine politische Klasse tief gesunken. Und wie immer koennen die Menschen alles bezahlen une ausbaden.
Die Realitaet schreibt noch immer die besten Geschichten. Da bedarf es keinen Romanautors.
"Oh Belgien, was bist Du und deine politische Klasse tief gesunken."
Wieso beklagen Sie die Zustände im Föderalen Königreich? Läuft doch alles bestens - Weltmeister in jeder Extremsport Kampfdisziplin, Weltmeister im Alkoholsaufen, bei Kriegseinsätzen der UNO stets mit Brachialgewalt dabei, Schüler lernen schon im jüngsten Alter wie man Handgranaten wirft, Soldaten spielen öffentlich Krieg an der Engelsbrücke in Amel.
Wen interessiert da noch Bildung, Organisationsplanung, Kultur, Fleiß und Menschlichkeit, sozialer und technischer Fortschritt, humanistische Erziehung, wissenschaftlicher Geist? Alles was das einst so zivilisierte Mitteleuropa der Kulturnationen ausgemacht hat. Alles Schnee von gestern. Kennen Sie irgendeinen Nobelpreisträger aus der Wallonie? Klagen Sie bitte nicht wenn es schon straßenmäßig hier aussieht wie in einem Entwicklungsland, Brücken akut einsturzgefährdet sind und tödliche Schrottmeiler schlapp machen!