Erst noch einmal eine Klarstellung aus dem Mund des föderalen Landwirtschaftsministers Denis Ducarme: Der Schweinesektor an sich sei nicht von der Afrikanischen Schweinepest betroffen. Das Problem beschränke sich bislang auf Wildschweine.
Begonnen hatte alles mit zwei Wildschweinen in Etalle, einer kleinen Gemeinde zwischen Arlon und Virton. Dann wurden drei weitere infizierte Tiere entdeckt. Jetzt wurden weitere fünf Kadaver entdeckt. Ob auch sie mit der Afrikanischen Schweinepest infiziert sind, ist noch offen. Es wäre aber nicht verwunderlich. Experten hatten damit gerechnet, dass man weitere Tiere finden würde, die an der Krankheit verendet sind.
Krankheitsherd noch nicht unter Kontrolle
Der Krankheitsherd ist also noch nicht unter Kontrolle. Genau das habe derzeit denn auch oberste Priorität, sagte der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin. Im Augenblick suche man unter Hochdruck nach neuen Krankheitsfällen, um dann die Risikozone weiter eingrenzen zu können.
Weil der Krankheitsherd im Moment noch nicht genau lokalisiert ist, hat man vorsichtshalber ein riesiges Gebiet unter Quarantäne gestellt: eine Zone mit einer Größe von 630 Quadratkilometern - quasi der komplette Süden der Provinz Luxemburg. Dort ist die Jagd bis auf Weiteres untersagt. Und auch Spaziergänger dürfen die Zone nicht mehr betreten. Die entsprechenden Schilder sind inzwischen auch endlich gedruckt. Mitarbeiter der wallonischen Forstbehörde haben damit begonnen, sie aufzustellen.
Wobei: In den betroffenen Gemeinden weiß man ja längst, was Sache ist. Die kommunalen Behörden informierten ja auch längst ihre Bürger, sagte Alain Rongvaux, der Bürgermeister der Gemeinde Saint-Léger, in der RTBF. Den Rest mache die Mund-zu-Mund-Propaganda. Jeder wisse längst Bescheid.
Lob für die wallonischen Behörden
Den wallonischen Behörden ist denn auch nichts vorzuwerfen. Das sagt nicht irgendwer, sondern die EU-Kommission, die die Situation sehr genau im Auge behält. Anderenfalls drohten Belgien nämlich Exportbeschränkungen. Und ein Lob gab es auch von der flämischen Landwirtschaftsministerin Joke Schauvliege: Die wallonischen Kollegen hätten sofort die richtigen Maßnahmen eingeleitet und das betroffene Gebiet abgeriegelt, eben um ein Ausbreiten zu verhindern.
Denn, wie das in Belgien so ist: Das Problem ist zwar in der Wallonie angesiedelt, besonders betroffen von möglichen Ausfuhrverboten wäre aber Flandern. Mehr als 90 Prozent der rund 6,5 Millionen Schweine, die in Belgien gezüchtet werden, kommen aus flämischen Ställen. Entsprechend kritisch werden die Wallonen denn auch aus dem nördlichen Landesteil beäugt.
Auch deswegen kommen die drei zuständigen Minister des Landes also immer wieder zu Krisensitzungen zusammen, um gemeinsam über die Lage zu beraten, also die Minister aus Flandern und der Wallonie und natürlich auch der föderale Agrarminister.
Problematik Tiertransport
Und es sei gut, dass man sich regelmäßig treffe, betont denn auch die flämische Landwirtschaftsministerin. Sie sei zwar im Großen und Ganzen beruhigt. Aber, es geht natürlich immer noch besser. So habe sie eine bessere Kommunikation angemahnt. Auch sollte man noch größeren Nachdruck legen auf die Problematik Tiertransport - ein möglicher Verbreitungsweg, der vielleicht manchmal noch unterschätzt werde.
Tiertransporte sind aber ohnehin auch im Moment schon nur eingeschränkt möglich, nämlich ausschließlich mit dem Einverständnis der Afsca.
Dennoch, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen: Es gibt schon erste Länder, die keine belgischen Schweine und auch kein Schweinefleisch mehr einführen. Hier geht es um Nicht-EU-Länder, insbesondere im asiatischen Raum. Das Volumen hält sich zwar noch in Grenzen, da über 90 Prozent der Produktion in der EU bleibt. Dennoch mag das ein übler Vorgeschmack sein auf das, was dem belgischen Schweinesektor drohen könnte, falls die Krankheit doch außer Kontrolle geraten und auf Mastbetriebe übergreifen sollte.
Und vorsorglich arbeite er schon an eventuell nötigen Maßnahmen zur Unterstützung des Sektors, sagt der föderale Landwirtschaftsminister Ducarme. Nicht vergessen: Wir sprechen hier von einem Gesamtvolumen in Höhe von 1,3 Milliarden Euro. Also: weiter Alarmstufe Rot. Und weiter hält eine ganze Branche den Atem an...
Gerüchte über geheime Importe
Wie ist die Afrikanische Schweinepest in die Provinz Luxemburg gekommen? Die Frage ist noch ungeklärt. Bislang grassierte die Tierseuche nur in Osteuropa. Eine Möglichkeit wäre, dass die Krankheit über Fleischreste eben aus Osteuropa eingeschleppt wurde, die dann von den Wildschweinen gefressen wurden.
Doch kursiert inzwischen auch eine andere Variante. Demnach sei es wohl so, dass regelmäßig lebende Wildschweine in die Region importiert würden. Dies, um dafür zu sorgen, dass einige gut betuchte Jäger entsprechend hohe Abschusszahlen hätten. Der Royal Saint Hubert Club, der größte Jägerverband, hat die Infos zwar dementiert, in der RBTF beteuert aber ein anonymer Jäger, dass diese Meldungen der Wahrheit entsprechen.
Ob die Krankheit dadurch nach Belgien gelangt sei, nun, er reagiere nicht auf Gerüchte, sagte der wallonische Landwirtschaftsminister René Collin. Dennoch, so fügt er dann aber doch hinzu, habe er eine Genanalyse angeordnet, um feststellen zu lassen, ob die toten Tiere zu einer Rasse gehören, die in der Wallonie auch tatsächlich heimisch ist.
Roger Pint