Die Geschichte ist am Freitag ein großer Aufreger in der Hauptstadt. Ein Mann, offensichtlich der Vater des Zehnjährigen, nimmt seinen Sohn hinterm Steuer auf den Schoß und lässt ihn fahren. Auf öffentlicher Straße in Brüssel - rund fünf Minuten lang. Auf der Rückbank sitzt jemand, der die Aktion filmt. Hinterher landet das Video auf Youtube - und das ist auch der Grund, warum so viel über diese Aktion bekannt ist.
Auf dem Video ist zu sehen, wie der Junge den Wagen steuert. Seine Mitfahrer ermutigen ihn, loben ihn, weil er das angeblich ganz toll macht. Das Video dokumentiert natürlich auch, welche Gesetze die beiden Erwachsenen im Auto brechen. Und das sind nicht wenige. Mal abgesehen davon, dass der Zehnjährige nichts am Steuer verloren hat, sind die beiden am Lenkrad nicht angeschnallt, der Vater hat sogar die Nerven mit dem Handy am Ohr zu telefonieren, während der Junge steuert.
Irgendwann lässt das Kind das Lenkrad während der Fahrt los, richtet den Blick von der Straße zum Vater, um nach dem Weg zu fragen und an einer Stelle fährt er nur knapp an einem Radfahrer vorbei. Offensichtlich wird's dem Beifahrer hinten irgendwann doch mulmig. Man hört, wie er von hinten "Achtung" ruft, während das Auto beschleunigt. Alles sehr haarsträubend.
Juristisches Nachspiel
Warum man so etwas macht, wissen wohl nur die Beteiligten. Im Video erklärt der Vater, dass man besser früh genug beginnt, Autofahren zu lernen. Am besten wohl im Kindesalter, nicht erst mit 20, wie er sagt. Am Ende des Videos sieht man noch, wie der Mann auf der Rückbank 20 Euro nach vorne reicht. Das deutet darauf hin, dass es sich bei der Aktion um eine Wette handeln könnte.
Für die Verantwortlichen wird die Aktion mit Sicherheit ein juristisches Nachspiel haben. Es dürfte nicht allzu schwer sein, die Personen in dem Video zu identifizieren. Laut Zeitung La Meuse hat die Staatsanwaltschaft auch schon Ermittlungen aufgenommen - in erster Linie, weil der Mann auf dem Fahrersitz das Kind in Gefahr gebracht hat. Hinzu kommen auch all die Verkehrsübertretungen während der Fahrt.
Vergleichbare Fälle
Tatsächlich gibt es vergleichbare Fälle - und das nicht wenige. Letztes Jahr wurden Eltern verurteilt, weil sie ihr zehnjähriges Kind in Brügge ermutigt haben, einen Porsche auf über 100 km/h zu beschleunigen. Dafür gab es eine Strafe von 6.000 Euro pro Elternteil. Auch der Führerschein des Vaters wurde eingezogen.
Aber davon abgesehen, gab es alleine letztes Jahr 66 Unfälle, bei denen Minderjährige am Auto-Lenkrad saßen. 29 Verletzte hat es gegeben, zum Glück aber keine Toten. Das Institut für Verkehrssicherheit Vias sagt ganz klar: Es mag zwar verlockend sein, das Kind auf dem Schoß vielleicht auf einem Parkplatz mal ans Steuer zu lassen. Aber gleichzeitig ermutigt das Kinder auch, das Autofahren vielleicht mal ohne Eltern auszuprobieren. Deswegen sollte man die Kinder gar nicht erst in Versuchung bringen.
meuse/okr