Es könnte die Europawahl der Überraschungen werden. Vor einigen Tagen hieß es, der frühere katalanische Regionalpräsident Carles Puigdemont könnte auf der Liste der N-VA ins Rennen gehen. Offiziell ist da aber noch nichts.
Und jetzt also die Meldung, wonach der Hoffnungsträger der belgischen PS auf der Liste der französischen Kollegen kandidieren könnte. Man hat ihm anscheinend sogar Platz eins angeboten.
Ja, er müsse zugeben, dass ihn das Angebot auch überrascht habe, sagt Magnette in Le Soir. Spitzenkandidat auf der Liste der französischen Sozialisten, er fühle sich da durchaus geschmeichelt.
Rechtlich wäre das auch möglich. Würde Magnette das tatsächlich machen, dann würde es aber für die eigene Partei kompliziert. Erstens: Zeitgleich mit der Europawahl finden in Belgien ja auch Parlaments- und auch Regional- und Gemeinschaftswahlen statt. Man kann aber nicht gleichzeitig in Frankreich und in Belgien kandidieren, mit Magnette fiele also ein sehr populärer Sozialist für den belgischen Wahlkampf aus.
Zweitens: Man kann laut den PS-Satzungen nicht gleichzeitig Europaabgeordneter und Bürgermeister sein, sein Amt in Charleroi müsste Magnette also aufgeben. Und drittens ist er ja auch als möglicher Nachfolger von Elio Di Rupo an der Spitze der frankophonen PS im Gespräch.
Magnette will sich erstmal nicht äußern. Verworfen habe er das französische Angebot noch nicht, erst einmal werde er sich auf die Kommunalwahlen konzentrieren. "Danach sehen wir weiter."
Roger Pint
Wäre aber ein Armutszeugnis für die französischen Sozialisten. Haben die selber keine geeigneten Leute mehr, die den Mut haben zu kandidieren in einer Krisensituation ? Wäre aber auch typisch französisch, einen Ausländer zu holen, um die Drecksarbeit zu machen (siehe Fremdenlegion) und brächte viele Vorteile. Dem könnte man die Schuld in die Schuhe schieben bei einer Wahlniederlage und dann wegjagen. Und die innerparteilichen Konkurrenten von Magnette in der wallonischen PS hätten auch ein Problem weniger im Falle einer Kandidatur in Frankreich. Vielleicht ist das der wahre Hintergrund des französischen Angebots, ihn nach Frankreich locken, damit er dort Schiffbruch erleidet und so politisch kalt gestellt ist für die nächsten Jahre. Alles Spekulation, aber durchaus möglich, wie so vieles in der Politik.