Das Tomorrowland-Festival ist ein Musik-Event von Weltruf. Aus allen Teilen der Welt kommen junge Menschen nach Boom in der Nähe von Antwerpen, um dort vor einer buchstäblich märchenhaften Kulisse auf Dancebeats aller Art zu tanzen. In diesem Jahr gab es wieder gleich zwei Auflagen, an zwei Wochenenden Mitte und Ende Juli.
Wie erst jetzt bekannt wurde, hat es an beiden Festivalwochenenden aber anscheinend jeweils eine Tote gegeben. Zwei junge Frauen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden und sind dort später verstorben.
Zwei Drogentote habe es auf dem Tomorrowland-Festival gegeben, meldete die VRT. Befremdlich ist dabei, dass das zweite Festival-Wochenende schon mehr als eine Woche vorbei war. Der erste Todesfall geht sogar schon auf die erste der beiden diesjährigen Auflagen zurück, also auf das Wochenende vom 20. bis zum 22. Juli. Die Frauen kamen aus Indien bzw. Tschechien.
Die Veranstalter wollen von alledem nichts gewusst haben. Von den Todesfällen wisse man nichts, wird eine Sprecherin zitiert. Man sei weder von den Behörden, noch von den betroffenen Familien über derartige Vorfälle auf dem Tomorrowland informiert worden.
Kombination verschiedener Faktoren
Die Staatsanwaltschaft von Antwerpen hat aber inzwischen zumindest bestätigt, dass man in diesem Zusammenhang eine Untersuchung eingeleitet hat. "Wir versuchen, zu ermitteln, woran diese Frauen gestorben sind", sagte Sylvie Van Baden, Sprecherin der zuständigen Staatsanwaltschaft Antwerpen. Von einer Überdosis gehe man zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, eher von einem natürlichen Tod in Folge einer Kombination aus verschiedenen Faktoren.
Das steht also auf ersten Blick in krassem Widerspruch zu dem, was die VRT da berichtet hatte. "Aber nur auf den ersten Blick", sagt Tina Van Havere, Forscherin an der Genter Hochschule HoGent, die seit Jahren den Drogenkonsum untersucht.
Die Drogen alleine hätten wohl tatsächlich nicht zum Tode geführt - sondern eine Kombination aus Drogen mit vielleicht Alkohol und mit der Hitze, mit der Tatsache, dass man nicht genug trinkt, dabei aber die eigenen körperlichen Grenzen überschreitet, weil man durchgehend tanzt. "Dieser Cocktail hat wohl die Tragödie herbeigeführt", sagt Van Havere.
Die Forscherin bestätigt auch einige Klischees. Jede Musikszene habe so ein bisschen "ihre Drogen". "Auf Rockkonzerten sieht man vor allem Alkohol und, wenn wir von illegalen Drogen sprechen, Cannabis. Auf Dance-Festivals sind hingegen die synthetischen Drogen weiter verbreitet: Ecstasy, Kokain, aber auch neue psychoaktive Stoffe."
Jeder zweite Partygänger konsumiert illegale Drogen
Doch ob nun Rockmusik oder Techno: "Man muss nicht auf ein Festival gehen, um mit Drogen konfrontiert zu werden", sagt die Forscherin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Drogen beim Ausgehen für viele Menschen quasi "dazugehören". Und das Phänomen beschränke sich längst nicht nur auf Jugendliche. Rund die Hälfte der Menschen würden beim Ausgehen illegale Drogen einnehmen.
Und da können die Veranstalter von Events noch so sehr kontrollieren - "denn das tun sie", bescheinigt Tina Van Havere. Kein Festival-Organisator möchte ein Drogenimage angeheftet bekommen.
Parallel zum repressiven müsse es deswegen auch einen präventiven Ansatz geben. "Man braucht Beratungsstellen vor Ort, die den Menschen sagen, worauf sie achten müssen, die sie auch vor den möglichen Gefahren warnen", fordert Van Havere. "Aber, damit das auch klar ist: Am besten ist es natürlich immer noch, wenn man ganz auf Drogen verzichtet."
Roger Pint