Brussels Airlines startet am Dienstagmorgen zwei Sonderflüge vom Brüsseler Flughafen nach Sankt Petersburg. Der Preis ist mit 700 Euro zwar dreimal so teuer wie sonst, doch die Tickets waren trotzdem innerhalb von 15 Minuten weg. Die Kurzentschlossenen sind sich einig. Belgien im Halbfinale, das kommt nicht alle Tage vor. Da muss man dabei sein.
Rote-Teufel-Fan Bruno fliegt auch mit, und zwar weil er an den Erfolg glaubt. Seit fünf sechs Jahren verfolgt er die Mannschaft. Doch dieses Jahr sei sie fantastisch. Dieses Mal könnte sie es wirklich schaffen. Man habe einen guten Trainer, das sei essentiell. Aber was heute den Unterschied ausmachen werde, so Bruno, sei die Homogenität der Mannschaft.
Mit im Flieger ist auch Michèle Lacroix, die Frau von Kevin De Bruyne, und Pierre Kompany, der Vater von Vincent Kompany. Pierre Kompany erwartet, dass die Roten Teufel ins Finale kommen, das sei nicht nur sein Wunsch, sondern der Traum eines ganzen Landes. Auch Valérie Courtois, die Schwester von Torhüter Thibaut Courtois, hat vollstes Vertrauen in die Roten Teufel. Alle seien mental bereit.
Damit auch die Mitarbeiter das Spiel am Bildschirm verfolgen können, machen viele Supermärkte am Dienstag schon um 19 Uhr zu. Eine Stunde früher als sonst. Schon Dienstagmittag war die Stimmung gut und Valerie aus der Fleischabteilung eines Brüsseler Supermarktes hat, wie alle Mitarbeiter, schon das Rote Teufel-T-Shirt an, um die Mannschaft zu unterstützen.
Doch nicht jeder hat so nachsichtige Arbeitgeber, der ein oder andere muss trotz Fußball-WM zum Dienst antreten. Beispielsweise die Busfahrer der Brüsseler Nahverkehrsgesellschaft STIB. Sie werden aber trotzdem auf dem Laufenden gehalten. Auf ihren Bildschirmen erscheinen am Dienstagabend die Zwischenstände, erklärt Busfahrer Jean-Christophe. Begegnet man Kollegen, dann könne man auch mal kurz halten oder sich ein Zeichen geben, so Jean-Christophe.
Besonders interessant könnte es am Dienstagabend in Mouscron werden. Die Stadt liegt unmittelbar an der belgisch-französischen Grenze. Franzosen sind beim Public Viewing auch ausdrücklich willkommen, allerdings sollten gegenseitige Provokationen unterbleiben. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden deshalb auch erhöht, erklärt Christine Noterdaem, Chefin der Polizeizone Mouscron.
6.000 Leute dürfen in die Fanzone von Mouscron, und die Polizei werde sehr genau darauf achten, dass es auch nicht mehr sind. Nur so könnte die Sicherheit aller Beteiligten gewährleistet werden, sagt Noterdaem.
Bei den französischen Nachbarn ist man geteilter Meinung, wie das Spiel wohl ausgehen wird. Manche bitten auch um himmlischen Beistand. Beten, damit die Fußballmannschaft gewinnt, ist eigentlich nicht im Sinne der Sache. Doch beim Katholischen Radiosender Radio Maria machte man da am Dienstag eine Ausnahme.
Viele reden von einem historischen Spiel, doch sollten es die Roten Teufel tatsächlich bis ins Finale nach Moskau schaffen und dort vielleicht sogar Weltmeister werden, dann müsste dafür wohl noch ein neuer Superlativ gefunden werden.
Volker Krings