Ist es das Gesetz der Serie? Oder hat da einer unter dem Eindruck der jüngsten Lebensmittelskandale jetzt die Gangart verschärft? Die Frage bleibt offen. Fakt ist: Die Föderale Agentur für Nahrungsmittelsicherheit Afsca hat wieder einen Schlachthof dichtgemacht. Und, wie es scheint, kommt diese Aktion sozusagen "mit Ansage".
Im Fadenkreuz ist ein Unternehmen aus Heist-op-den-Berg in der Provinz Antwerpen, zwischen Löwen und Mechelen. Seit Jahren schon hat der Betrieb in regelmäßigen Abständen Ärger mit der Afsca. Immer wieder wurde das Unternehmen verwarnt. Die Zeitung Het Laatste Nieuws, die die Sache aufdeckte, spricht von einer wahren "Flut von Protokollen".
"Ja, wir haben in der Vergangenheit mehrmals Verstöße festgestellt", bestätigt Katrien Stragier, Sprecherin der Afsca. In erster Linie ging es um die Missachtung von Hygienvorschriften. Andere Beanstandungen betrafen den mangelhaften Unterhalt der Infrastruktur oder die unzureichende Ausbildung des Personals.
Lebensmittelsicherheit nicht bedroht
So ging das anscheinend schon seit drei Jahren. Aber, Vorsicht, sagt die Afsca-Sprecherin, eins müsse sie jetzt gleich mal klarstellen: Es gibt Beanstandungen und Beanstandungen. "Wenn wir Verstöße feststellen, die für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette eine unmittelbare Gefahr darstellen, dann wird nicht lange gefackelt, dann werden entsprechende Maßnahmen ergriffen, dann zögern wir auch nicht, dem Unternehmen die Betriebserlaubnis zu entziehen."
In dem Unternehmen in Heist-op-den-Berg sei die Lebensmittelsicherheit also erstmal nicht direkt bedroht gewesen. Und in einem solchen Fall werden also zunächst die Probleme festgestellt und entsprechende Maßnahmen eingefordert, um diese zu beheben. Man wolle dem Unternehmen ja schließlich die Gelegenheit geben, das Ganze in Ordnung zu bringen, die Missstände aus der Welt zu schaffen. Reicht das nicht, dann wird dem Betrieb ein Aktionsplan auferlegt, den er umzusetzen hat.
Aktionsplan
Genau so ist die Afsca also auch in Heist-op-den-Berg vorgegangen: Das Unternehmen bekam vor sechs Monaten einen Aktionsplan aufs Auge gedrückt, einen Maßnahmenkatalog, den man also abarbeiten musste. Doch auch dieser Auflage sei das Unternehmen nicht in ausreichendem Maße nachgekommen.
Und eben deswegen ist der Afsca jetzt offensichtlich der Geduldsfaden gerissen. "Wir hatten keine andere Wahl mehr, als dem Unternehmen bis auf weiteres die Betriebsgenehmigung zu entziehen", sagt Katrien Stragier von der Afsca. Das sei quasi das letzte Mittel. Eine solche Entscheidung treffe die Agentur bestimmt nicht über Nacht.
Genau das scheint das betroffene Unternehmen jetzt aber der Afsca vorzuwerfen, eben: vorschnell gehandelt zu haben. Das alles sei doch überholt. Die beanstandeten Probleme seien behoben worden, hieß es in einem Kommuniqué. Das Unternehmen will jedenfalls die Entscheidung der Afsca mit allen Mitteln anfechten.
In jedem Fall, so betont die Afsca nochmal nachdrücklich, sei zu keinem Zeitpunkt Fleisch in den Handel gelangt, das nicht den Normen entsprochen hätte. Nochmals: Ab dem Moment, wo eine Gefahr für die Lebensmittelsicherheit besteht, werden sofort drastische Maßnahmen ergriffen. Eben deswegen seien auch in dem betreffenden Betrieb "gewisse Mengen" Fleisch beschlagnahmt worden. Doch auch das wurde später von der Direktion des Unternehmens dementiert.
Was bleibt, das sind in jedem Fall wieder Negativschlagzeilen - und darauf hätte der Sektor mit Sicherheit gut verzichten können...
Roger Pint