Erst die Mobilitätszulage, jetzt das Mobilitätsbudget. Die Regierung startet einen neuen Versuch, um dem hierzulande sehr weit verbreiteten Firmenwagen eine Alternative entgegenzustellen.
Zunächst zur Mobilitätszulage. Die ist verbunden mit dem Schlagwort: "Cash for car". Heißt also: Ein Arbeitnehmer kann seinen Firmenwagen eintauschen gegen Geld. Das allerdings zu den gleichen steuerlichen Bedingungen. Im Klartext: Das, was der Firmenwagen sein soll, nämlich ein Gehaltsbonus, das soll's auch bleiben. Anderenfalls würde sich ohnehin niemand auf einen solchen Deal einlassen.
Die Kammer hat die Regelung jedenfalls jetzt verabschiedet. Das Programm kann anlaufen. Nur lassen diverse Erhebungen schon jetzt erahnen, dass "Cash for car" ein mittlerer Flopp wird. Offenbar ist nicht mal einer von zehn Arbeitnehmern bereit, seinen Wagen gegen Bares einzutauschen.
Deswegen arbeitet die Regierung schon längst unter Hochdruck an einer Alternative. Im Grunde wird der ursprüngliche Gedanke aufgegriffen und erweitert. Und das Kind hat jetzt auch einen neuen Namen: Jetzt sprechen wir vom "Mobilitätsbudget". Heißt konkret: Das System wird flexibler. Jeder soll sich seine Ideallösung nach seinen Bedürfnissen zuschneiden können. Man kann sich etwa für einen kleineren Firmenwagen entscheiden oder ein Bus- oder Bahn-Abo nehmen oder ein E-Bike oder eine Kombination aus diesen Möglichkeiten, und sich die Differenz ausbezahlen lassen. "Dabei muss man lediglich die Sozialabgaben von 3,5 Prozent zahlen", erklärt der MR-Transportminister François Bellot.
Sensibilität für Alternativen
"Der Punkt ist", sagt der Open-VLD-Vizepremier Alexander De Croo, "Mobilität ist mehr denn je eine ganz individuelle Sache. Jeder muss das nach seinen Bedürfnissen organisieren können. Und da muss man den Leuten eine möglichst breite Palette an Möglichkeiten anbieten."
Experten halten das für den richtigen Weg. "Wir können nicht davon ausgehen, dass die Menschen von heute auf morgen ihr Auto gänzlich abgeben", sagte etwa Veerle Michiels, Mobilitätsexpertin beim Personalmanagement-Dienstleister SD Worx. "Aber: Wenn es möglich ist, das Auto mit anderen Transportmitteln zu kombinieren, dann erreicht man zumindest, dass eine Sensibilität für Alternativen entsteht. Dann steigen wir nicht mehr "selbstverständlich" ins Auto."
Individuelles Budget
Konkret wird das so aussehen: Jeder Arbeitnehmer, der für einen Firmenwagen in Betracht kommt, bekommt sozusagen ein individuelles Budget zugewiesen. Berechnungsgrundlage sind hier die Kosten, die der Arbeitgeber aufwenden muss, um dem Mitarbeiter den Wagen zur Verfügung zu stellen. Dieses Budget kann variieren, z.B. je nach Wohnort. "Jemand, der beispielsweise in Ostende wohnt und in Brüssel arbeitet, der produziert natürlich höhere Kosten als jemand, der quasi um die Ecke wohnt", sagt der CD&V-Arbeitsminister Kris Peeters. Und das werde natürlich bei der Berechnung des Mobilitätsbudgets mit in der Waagschale liegen.
Ziel sei es in jedem Fall, den Arbeitsweg zu "vergrünen", indem man eben andere, sauberere Transportmittel fördert, und bei der Gelegenheit auch die Straßen zu entstopfen. "Bislang war es so, dass die Menschen manchmal quasi gezwungen waren, einen Firmenwagen zu nehmen, um in den Genuss einer Gehaltserhöhung zu kommen", sagt Vizepremier Alexander De Croo. "Und jetzt, jetzt werden sie eben die Wahl haben."
Modell "Cash for Car" von der Kammer verabschiedet – Regierung plant "Mobilitätsbudget"
Roger Pint