Finanpart, das ist eine Gesellschaft ohne wirkliche Funktion. Eine dieser seltsamen Konstruktionen bei Publifin. Eigentlich nur ein Puffer zwischen Publifin als Muttergesellschaft und dem operativen Arm Nethys. Nethys, die Firma, unter deren Dach die eigentlichen Geschäfte von Publifin stattfinden.
Chef bei Nethys ist Stéphane Moreau. An dem Ex-PS-Politiker spalten sich die Geister. Für viele ist er einer der Hauptverantwortlichen des Publifin-Skandals. Einer, der im Hintergrund die Strippen zieht, und sie auch jetzt noch fest in der Hand hält - trotz des Skandals und der lauten Rufe nach seiner Entlassung.
Um Stéphane Moreau soll es am Montagabend auch gehen auf der Verwaltungsratssitzung von Finanpart. Dieser Verwaltungsrat kann über die Geschicke von Moreau entscheiden. Doch entlassen wird er Moreau nicht. Das wurde schon im Vorfeld bekannt.
Was allerdings nicht heißt, dass die Entlassung Moreaus dadurch vom Tisch ist. "Sie wird kommen, der Prozess ist unaufhaltbar", sagte dazu CDH-Verwaltungsrat Pierre Erler am Sonntag in der RTBF. Doch zuvor müsse man noch Klarheit über die rechtlichen Möglichkeiten erhalten. Es scheint so, als ob Moreau sich sehr gut abgesichert habe gegen eine Entlassung, einige sprechen von einem goldenen Handschlag, so Erler.
Überhaupt zeigt Erler viel Verständnis dafür, dass man sich bei Publifin viel Zeit für die Reformen nimmt und vor radikalen Schritten zurückschreckt. Den Ruf danach, das ganze Management von Nethys auf einmal zu entlassen, findet er zum Beispiel keine gute Idee: "Eine ganze Unternehmensleitung von jetzt auf gleich vor die Tür zu setzen, ich glaube, das darf man nicht machen. Denn dadurch würde man das Unternehmen destabilisieren. Aber Vorschriften zu geben und sie schnell umsetzen, das geht schon. Die Gehälter zu deckeln, ohne Ausnahmen, das sollten wir entscheiden können. Und danach muss daran gearbeitet werden, ein neues Management Schritt für Schritt aufzubauen."
Langsamkeit der Reformen
Der einzige Ecolo-Verwaltungsrat bei Finanpart, Marc Hody, hingegen zeigt sich von der Langsamkeit der Reformen enttäuscht. Verantwortlich dafür macht er die dominierenden Parteien in Lüttich, PS, MR und CDH. Diese Parteien stellen auch alle anderen Verwaltungsratsmitglieder bei Finanpart. Hody sagt zum Klüngel, den diese Parteien beim Thema Publifin pflegen: "Die Präsidenten der Verbände treffen sich, geben ihre Weisungen an die Verwaltungsratsmitglieder, und auf diese Weise machen wir einen Schritt nach vorne, und zwei Schritte nach hinten."
Den Lütticher Verbänden von PS, MR und CDH mache es dabei auch nichts aus, dass sie sich gegen die Weisungen ihrer Regionalpolitiker aus Namur stellen. Aber dieses Spielchen werde der Sache nicht gerecht, sagt Hody. Er meint, man solle sich entscheiden: "Entweder sagt man: Wir haben uns geirrt. Tut uns leid, das alles mit den Reformen bei Publifin war von vornherein als Lachnummer geplant. Oder man setzt die Beschlüsse verantwortungsvoll um und hört mit dem Spielchen auf, das mit der Zeit wirklich unerträglich wird."
Wenn damit auch am Montagabend zum wiederholten Mal keine radikalen Entscheidungen zu Nethys fallen dürften: Folgende Beschlüsse sind zu erwarten: Stéphane Moreau wird mindestens noch bis Ende März bei Nethys bleiben. Vielleicht sogar noch länger. Das hängt davon ab, inwieweit seine Kompetenzen weiter benötigt werden. Das gleiche gilt für alle anderen Manager bei Nethys.
Die Gehälter dieser Manager sollen tatsächlich gedeckelt werden. Die Nethys-Manager sollen Entscheidungsmöglichkeiten einbüßen zugunsten der Verwaltungsräte. Fiananpart als überflüssige Zwischenkonstruktion zwischen Publifin und Nethys soll aufgelöst werden.
Kay Wagner