Am Montagfrüh war es bei der Ortschaft Morlanwelz südöstlich von La Louvière zu einem ersten Unfall gekommen. Ein Zug hatte ein Auto erfasst. Das Auto brannte aus, aber verletzt wurde dabei niemand.
Wegen dieses Unfalls war die Bahnstrecke am Montag die ganze Zeit gesperrt, abends wurde dann der verunglückte Zug von der Unfallstelle abtransportiert. Dafür war ein Abschleppzug gekommen. Der verunglückte Zug wurde den Abschleppzug gehängt, und dann ging die Fahrt Richtung Charleroi los.
Und während dieser Fahrt brach die Kupplungen zwischen zwei Wagen des verunglückten Zugs, erklärte der zuständige Arbeitsauditor - eine Art Staatsanwalt für Angelegenheiten aus der Arbeitswelt - bei einer Pressekonferenz am Dienstag.
Dadurch wurden die letzten drei Wagen des verunglückten Zuges von den anderen Waggons getrennt - und da das auf abschüssigen Terrain stattfand, setzten sich die drei losgelösten Waggons unkontrolliert in Bewegung und nahmen immer mehr Fahrt auf.
Zu spät für eine Warnung
Der erste, der das Unglück meldete, war der Lokführer eines Personenzuges, an dem die drei Wagen vorbeirollten. Der meldete das sofort an den Streckenabschnittsposten, und dort wurde sofort der Strom für die Gleise abgestellt. Aber da die rollenden Waggons ja gar nicht auf Strom angewiesen waren, brachte das nichts.
Die Warnung, dass da drei Wagen herrenlos und unbeleuchtet auf den Gleisen rollten, die kam wohl etwa drei bis fünf Minuten, nachdem die Wagen sich vom Zug gelöst hatten. Das war anscheinend zu spät, um noch die Arbeiter von Infrabel zu warnen, die dann von den Wagen überrollt wurden.
Zwei Tote, sieben Verletzte
Die Arbeiter waren dabei, die Unfallstelle vom Morgen zu überprüfen, nachdem der Zug abgeschleppt worden war. Sie selbst hatten Scheinwerfer, um die Unglücksstelle zu erleuchten. Aber der Rest der Strecke lag im Dunkeln. Die Wagen waren mittlerweile rund vier Kilometer gerollt, hatten also wahrscheinlich schon Tempo drauf und waren nicht beleuchtet. Die Infrabel-Arbeiter hatten keine Chance, zu entkommen. Zwei wurden tödlich verletzt, zwei weitere schwer.
Die Waggons rollten noch weiter, über fünf Bahnübergänge hinweg und durch drei Bahnhöfe hindurch. Ein Wunder, dass da nicht noch mehr passiert ist. Erst nach kurz nach La Louvière, bei Bracquenies - nach insgesamt 14 Kilometern - wurden die Wagen dann von einem Zug aufgehalten. Der Zug stand auf den Gleisen, weil er ohne Strom stehengeblieben war. In diesem Zug wurden noch einmal fünf Menschen durch den Aufprall verletzt.
Das föderale Mobilitätsministerium, die SNCB, Infrabel und die Staatsanwaltschaft nahmen alle unabhängig voneinander Ermittlungen auf. Am 6. Dezember will sich der Infrastruktur-Ausschuss in der Kammer mit der Sache beschäftigen.
König Philippe sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Bei Telefongesprächen mit den Chefs von SNCB und Infrabel, Sophie Dutordoir und Luc Lallemand, drückte der König auch sein Mitgefühl für die Mitarbeiter beider Betriebe aus.
Wann die Bahnstrecke wieder vollständig für den Verkehr freigegeben wird, das ist bis jetzt noch nicht klar.
kwa/km
Wie kann es sein, dass nicht sofort die Bremsen ansprechen, wenn beim Abreißen der Wagen auch die Bremsschläuche zwangsläufig getrennt sind?
Weltweit sind alle Waggons so gebaut, dass bei einem Druckabfall im Bremszylinder die Bremsklötze sofort von einer Bremsfeder auf die Bremsfläche drücken. Das ist bei der Bahn so und beim LKW-Anhänger nicht anders.
Und wie kann es sein, dass bei der SNCB einfach die Waggons voneinander abreißen? Hat es der Lokführer der beiden Großdieselloks (vermutlich HLD 55-Doppeltraktion, Baujahr Ende der 50er Jahre) beim Abschleppen so richtig schön krachen lassen während der Anfahrt des schweren Zuges oder fahren bei der SNCB nur noch Schrottkisten herum?
Vielleicht besser einen großen Bogen um diese Beamtenbahn machen wenn man sein Material, was man auf die Menschen loslässt, weder im Griff hat noch die Notwendigkeit sieht, schrottreife Züge aufs Abstellgleis zu schicken zum ausrangieren.