Moustapha Akouz, Schöffe für öffentliches Bauwesen der Gemeinde Anderlecht, ist so verblüfft wie viele andere auch. Und auch ein bisschen verärgert. Schon wieder hingen offizielle gelbe Schilder mit der Aufschrift „Vlaanderen“ an der Route de Lennik, gerade so, als ob die Nachbarregion die Autofahrer schon in Brüssel auf ihrem Gebiet willkommen heißen wolle.
Akouz zählt auf. Das sei nun schon das dritte Mal, dass so etwas vorkomme, sagte er gegenüber der RTBF. 2010 das erste Mal, dann im Juli das zweite Mal, und jetzt zwei Schilder in der vergangenen Woche.
Die Sache sei nicht zu akzeptieren. Denn immerhin hätten die Schilder, die am Donnerstag wieder abgenommen worden sind, 350 Meter innerhalb des Gemeindegebiets gestanden, das ja nicht zu Flandern, sondern zu Brüssel gehört. Das sei schon ziemlich viel, was Flandern da beanspruchen würde, so Akouz.
350 Meter weiter westlich der Schilder passiert der Autofahrer dann tatsächlich die Grenze zwischen Anderlecht – sprich der Hauptstadtregion Brüssel – und Flämisch Brabant - sprich Flandern. Hier an der Grenze machen die Flandern-Schilder natürlich Sinn, soweit auf Brüsseler Gebiet nicht, findet Akouz.
Warum die Schilder aufgestellt werden, bleibt für Akouz ein Rätsel. Von flämischer Seite sei er nie kontaktiert worden, eine offizielle Begründung für die Schilder gibt es nicht. Und so kann Akouz nur darüber spekulieren, wie die Schilder immer wieder auf sein Gemeindegebiet kommen. Er sagt: „Entweder haben wir es hier mit einem übereifrigen Beamten zu tun, der sich nicht an die Entscheidungen seiner Vorgesetzten hält. Oder wir haben es mit gezieltem Mobbing zu tun.“
Immerhin will Akouz jetzt reagieren. Er will sich an den zuständigen flämischen Minister Ben Weyts wenden und ihn bitten, dafür zu sorgen, dass das Aufstellen von Flandern-Schildern aufhört. Bei seinen Bürgern trifft Akouz mit seiner Aufgeregtheit zumindest den Nerv. Bewohner fühlen sich durch diese Schilder von Flandern sogar bedrängt. Flandern dringe mit dieser Aktion nach Brüssel ein, sagt eine Anwohnerin.
Und für einen anderen Bewohner ist das Ganze zwar ärgerlich, aber eigentlich auch zu kleingeistig, wenn das Aufstellen der Schilder mit Absicht geschehe. So eine Sache interessiere ihn eigentlich nicht. Er sagte: "Wenn sie, die Flamen, Lust haben das zu machen, wenn sie das lustig finden, dann bitte. Ich will mich da gar nicht damit auseinandersetzen." Und dann fügt er noch eine Hypothese an, wie es zu den Schilden gekommen sein könnte: "Es gibt so viel Inkompetenz in diesem Land. Da sind die Schilder auf unserem Gebiet vielleicht einfach nur ein Fehler."
Und tatsächlich lautet auch so die Begründung der flämischen Verwaltung. Von der RTBF befragt, gab es zur Antwort: "Es handelt um einen geographischen Fehler."
Kay Wagner - Bilder: RTBF/Google