Die Erwartungen der Branchenverbände waren hoch. Und ihre Forderungen klar. Den Betrieben, die jetzt Eier vernichten müssen, weil diese mit Fipronil belastet sind, müsse geholfen werden. Denn: Die Krise wird diese Unternehmen viel Geld kosten, aufgrund der verlorenen Einnahmen.
Für Karel Van Eetvelt von der Union der unabhängigen Unternehmer Unizo ist deshalb klar, dass für die verloren Einnahmen die Unternehmen zur Kasse gebeten werden müssen, die diese Krise verursacht haben. Sie müssen bezahlen, sagte er am Donnerstag vor dem Treffen mit Michel. "Wir fordern die Regierung dazu auf, Maßnahmen gegen diese Unternehmen zu ergreifen, die ja aller Wahrscheinlichkeit nach aus den Niederlanden kommen, damit sie für die Verluste geradestehen, die wir hinnehmen müssen."
Luft zum Atmen geben
Die Vorsitzende des flämischen Bauernverbandes Boerenbond schlug in die gleiche Kerbe. Auch sie forderte, dass die Verantwortlichen für die Eierkrise zur Verantwortung gezogen werden. Doch Sonja De Becker war sich auch im Klaren, dass das lange dauern kann und am Ende nicht gesagt ist, dass die Verantwortlichen die Zeche auch zahlen können. Deshalb wolle ihr Verband die Regierung bitten, jetzt schon den Betrieben zu helfen, die von der Krise betroffen sind, aber keinerlei Schuld tragen.
Bei Michel und Co. liefen die Verbandsvertreter mit diesen Forderungen offene Türen ein. Auch beim Premier und seinen Ministern schien der Wille vorhanden zu sein, den Hühnerzüchtern jetzt zu helfen. Wie genau, das soll eine Task-Force klären, zusammengesetzt aus Regierungsvertretern und Vertretern der von der Krise betroffenen Sektoren. Unmittelbar nach dem Treffen am Donnerstagvormittag sollte diese Task Force schon mit ihrer Arbeit beginnen. Anfang nächster Woche sollen die Ergebnisse vorgestellt werden. Also die Maßnahmen, mit denen die Regierung den Hühnerzüchtern helfen will.
Michel nannte am Donnerstag schon einige Ideen: Verlängerung von Zahlungsfristen, zeitlich befristete Befreiung von Steuern und Sozialabgaben, oder verschiedene Möglichkeiten der zeitlich befristeten Arbeitslosigkeit. Es gehe darum, so Michel weiter, den Betrieben Luft zum Atmen zu geben, die jetzt in ihrer Funktionsweise blockiert sind, damit ihre Existenz nicht in Gefahr gerate. Und ausdrücklich wies Michel auch nochmal darauf hin, dass es nicht die jetzt gesperrten Betriebe seien, und auch nicht die Agentur für die Sicherheit der Lebensmittelkette, die die Krise ausgelöst hätten.
Feuerlöschen
Und damit hatte Michel das erreicht, was er erreichen wollte. Eine schnelle Hilfe für die Betriebe auf den Weg bringen, die von der Krise betroffen sind, und die eigenen Leute - in diesem Fall die Afsca - aus der Schusslinie nehmen. Keine Anschuldigungen, keine Diskussion um die Ursachen des Feuers, sondern erstmal Feuerlöschen.
René Collin als Landwirtschaftsminister der Wallonie sah das etwas anders. Er hielt nicht mit Kritik zurück, und nahm dabei die Afsca ins Visier. Ihr aktuelles Krisenmanagement vor Ort bei den Betrieben lasse zu wünschen übrig. "Wenn ich höre", sagte Collin, "dass 50 Hühnerbetriebe immer noch geschlossen sind und bei 26 von ihnen noch nicht einmal Proben erhoben wurden, dann bin ich mehr als irritiert. Das ist nicht hinnehmbar. Natürlich muss die Afsca jetzt so schnell wie möglich arbeiten, schnell, aber auch sehr gut, sehr gründlich."
Kay Wagner - Bild: Eric Lalmand/BELGA