"Belgische Eier sind sicher", sagte Afsca-Geschäftsführer Herman Diricks. Tatsächlich zeigten die bisher vorliegenden Analyseergebnisse keine problematischen Konzentrationen von Fipronil in belgischen Eiern. Allerdings wurde diese Aussage später zum Teil widerlegt: Eine Gegenexpertise hat nun doch gezeigt, dass mindestens eine Probe doch Fipronil in einer Konzentration enthielt, die über dem europäischen Schwellenwert liegt. Also: So ganz harmlos war die Kontamination auch in Belgien nicht.
Man sieht es: In dieser Affäre gibt es nach wie vor mehr Fragen als Antworten. Das beginnt schon bei der Zeitleiste. Die Grünenpolitiker Bart Staes und Jean-Marc Nollet ließen am Morgen eine Bombe platzen. Es gebe ein internes Dokument, das darauf hinweise, dass die fragliche Probe, die die Sache ins Rollen brachte, schon vom 15. Mai datiere, sagte der Kammerabgeordnete Jean-Marc Nollet. Diese Untersuchung wurde von dem Unternehmen selbst durchgeführt, einem Geflügelbetrieb aus Sint-Niklaas. Die Probe musste also erst untersucht, dann das Ergebnis abgewartet werden, das dann der Afsca mitgeteilt wurde. Das Dokument widerlegt also nicht per se die bisherige Darstellung der Afsca, die ja beteuert, erst am 2. Juni über eine potentielle Fipronil-Kontamination in Kenntnis gesetzt worden zu sein.
Keine EU-Ermittlungen
Berechtigte Fragen gibt es derweil in Bezug auf die Zeit nach besagtem 2. Juni. Sechs Wochen lang ist da - zumindest nach außen hin - nichts mehr passiert. Erst am 20. Juli aktiviert Belgien das europäische Frühwarnsystem. Haben die Belgier zu lange gewartet? Wurden vielleicht sogar Informationen zurückgehalten? Die EU-Kommission scheint bis auf Weiteres nicht davon auszugehen. Also, sie könne sagen, dass die EU-Kommission definitiv erst an besagtem 20. Juli von einer möglichen Kontamination erfahren habe, sagte Mina Andreeva, Sprecherin der EU-Kommission. Man habe diese Information nicht vorher erhalten, etwa über andere Kanäle.
Bis zum Beweis des Gegenteils geht man davon aus, dass die Belgier in dem Moment Alarm geschlagen haben, in dem sie von dem Problem wussten. Genau das schreibe auch die EU-Gesetzgebung vor, unterstrich die Sprecherin. Aber im gleichen Atemzug: Jeder Staat sei verpflichtet, eine potentielle Gefahr für die Volksgesundheit sofort zu melden. Ansonsten drohe ein Vertragsverletzungsverfahren. Man werde jetzt aber erst die Ergebnisse der internen Untersuchung in Belgien abwarten. Das heißt im Umkehrschluss: Die EU-Kommission sieht derzeit keine Veranlassung dazu, selbst Ermittlungen anzustellen.
Dringlichkeitssitzung
Besagte interne Untersuchung läuft im Moment auf vollen Touren. Am Mittwoch kommt der zuständige Landwirtschaftsausschuss der Kammer zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Da werden zunächst die Minister für Landwirtschaft und Gesundheit angehört. Landwirtschaftsminister Ducarme ist allerdings erst seit knapp zwei Wochen im Amt. Sein Vorgänger, Willy Borsus, machte aber schonmal klar: Er habe erst am 24. Juli von dem Problem erfahren.
Auch die Afsca hat natürlich einen Termin im Parlament. Chef Herman Diricks zeigte sich aber bereits davon überzeugt, dass seine Behörde alles richtiggemacht habe. Man könne erst kommunizieren, wenn es gesicherte, relevante und korrekte Informationen gebe, sagte Diricks in der VRT.
"Wenn die Afsca immer so agieren würde, dann wäre ja alles klar", sagte Philippe Duvivier, Präsident des Bauernverbandes Fugea in der RTBF. "In der Praxis sieht es aber so aus: Wenn es in einem kleinen Betrieb nur den Hauch eines Problems gibt, dann wird der gleich versiegelt. Und was sehen wir jetzt? In einem Industriebetrieb wird ein verbotenes Insektizid nachgewiesen, und da müssen erst sechs Wochen vergehen, bis etwas passiert."
Also: viele offene Fragen und offensichtlich genauso viel böses Blut im Sektor. Übrigens sind die Preise für Eier stark gestiegen.
Roger Pint - Bild: Piroschka van de Wouw/AFP
das dieser skandal in Belgien mit den eiern passiert ist und die Verbraucher erst 4 Wochen später davon erfuhren , das passt sooo richtig , schon immer hatte ich das gefühl , das man in Belgien viele dinge , die richtig wichtig sind , so übergeht und einfach nicht bewertet und kommentiert , das passt !