Jedes Jahr versammelt die Landwirtschaftsmesse in Libramont Akteure aus der Landwirtschaft und ihre Kunden auf 300.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Unter dem Motto "Das Klima kultivieren", widmet sie sich in diesem Jahr besonders dem Kampf gegen die Klimaerwärmung.
Ein wichtiger Lösungsansatz sind hier die sogenannten kurzen Wege, also wenn regionale Erzeuger ihre Produkte ohne viele Zwischenstationen in der Region verkaufen. Der Sektor bietet nicht nur Vorteile für das Klima, sondern meist auch bessere und stabilere Preise für die Produzenten - und erlebt im Moment einen regelrechten Boom. Eine Studie der CBC-Bank, die am Montag in Libramont vorgestellt wurde, bestätigt, dass mehr als jeder zweite Verbraucher im Land Wert auf eine Ernährung aus regionalen Produkten legt.
8,5 Millionen Liter Fairebel in 2016 verkauft
Das Potential für diese Art der Vermarktung ist also groß. Das merken auch die Landwirte der Genossenschaft Faircoop, die seit 2010 ihre Milch unter der Marke Fairebel über kurze Wege vermarktet. Verkaufte Faircoop 2010 noch ca. 800.000 Liter Milch, waren es 2016 schon stolze 8,5 Millionen.
"Der Erfolg liegt auf jeden Fall daran, dass die Bauern sich endlich motiviert haben und bereit sind, sich um die Vermarktung der Milch zu kümmern, aber auch daran, dass die Konsumenten bereit sind Fairebel, eine faire Milch, zu kaufen und die bäuerlichen Strukturen zu unterstützen. Das jetzt zu sehen nach sieben harten Jahren stimmt uns sehr zuversichtlich, in den nächsten Jahren so weiter zu machen", erklärt Faircoop-Präsident Erwin Schöpges.
Neu im Fairebel-Sortiment: Kondensmilch
Mittlerweile sind rund 500 Milchbauern Mitglied in der Genossenschaft. Milch ist schon lange nicht mehr das einzige Fairebel-Produkt. Neuste Erweiterung im Sortiment ist die abgepackte Kondensmilch. Ein Produkt, dass sich besonders an den Horeca - und den Tourismussektor richtet. "Ich denke, dass es sehr wichtig ist, dass der Horeca-Bereich, der ja vom Tourismus lebt, die Möglichkeit hat, mit uns Bauern zusammen zu arbeiten", so Schoepges.
In Zukunft sollen auch Joghurt, Butter, Sahne und ähnliche Milchprodukte unter der Marke Fairebel auf den Markt kommen. Und sogar eine mögliche Ausweitung auf ganz andere Produkte steht im Raum. "Es gibt viele Fleischbauern und Getreibebauern, die unser System kopieren wollen oder fragen, ob wir unser System nicht noch erweitern wollen. Da muss aber noch viel Arbeit investiert werden, aber wir arbeiten dran und sind sehr motiviert. Und auch hier die Ausstellung gibt uns Bauern allen Mut, weiter am Aufbau unserer Marke zu arbeiten."
Ziel: Verkauf von elf Millionen Litern Fairebel
Das nächste Ziel für die Milchbauern von Faircoop ist, in einem Jahr elf Millionen Liter Fairebel-Milch abzusetzen. Das wäre so, als hätte jeder Belgier in diesem Jahr einen Liter ihrer fairen Milch getrunken. Um, wie langfristig geplant, die gesamte Milch der Mitglieder abzusetzen, müsste die Kooperative ihr Verkaufsvolumen allerdings mindestens verzehnfachen. Absolut möglich, denkt auf jeden Fall Erwin Schöpges: "Natürlich steckt da noch viel Arbeit hinter, aber wir haben es geschafft - zumindest zum Teil - die Milchkrise in ein positives Projekt umzuleiten. Man muss viel Energie reinstecken, aber wenn wir sehen, welche Entwicklung wir genommen haben in den letzten Jahren, welche Motivation da ist und welchen Zuspruch wir auch von den Verbrauchern hier auf der Messe erhalten, sind wir Bauern da sehr froh drüber", so Schoepges.
Das neu geweckte Interesse der Verbraucher an Produktionsbedingungen zeigte sich übrigens auch auf der Landwirtschaftsmesse selbst. Im letzten Jahr sei die Messe eher mäßig besucht gewesen, aber in diesem Jahr sei die Hölle los, erklärte Erwin Schöpges im BRF- Interview. Insgesamt 213.000 Personen haben in diesem Jahr die Landwirtschaftsmesse von Libramont besucht - das waren 17.000 Besucher mehr als im Vorjahr.
ake/mg/cd - Bild: Jean-Luc Flemal/BELGA