Die schrecklichen Erinnerungen haben sich tief ins Gedächtnis von Torsten Akmann eingebrannt. Er ist Staatssekretär der Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport. Am 19. Dezember ging ein alarmierender Anruf ein: schwerer Verkehrsunfall an der Gedächtniskirche. Schnell stellte sich aber heraus: Das war kein Unfall, das war ein Anschlag. Zusammen mit dem Innensenator macht sich Torsten Akmann gleich auf den Weg zum Ort des Geschehens. "Man konnte damals diesen großen LKW sehen, wie er in den dortigen Weihnachtsmarkt gefahren ist. Und die Folge von diesem Anschlag waren zwölf Tote und 67 Verletzte."
Neun Monate zuvor hatten Terroristen auch in Brüssel zugeschlagen: 32 Tote, über 300 Verletzte. Jetzt, mit etwas Abstand, gilt es also, Lehren daraus zu ziehen. Eben mit diesem Hintergedanken hatte die deutsche Botschaft in Brüssel Vertreter aus beiden Ländern zu einem Erfahrungsaustausch eingeladen.
Terrorprävention und Kleinkriminalität
Der föderale Innenminister Jan Jambon skizzierte zunächst all die Maßnahmen, die die Regierung in der Folge der Anschläge ergriffen hat, im Grunde hatte dieser Prozess ja schon nach der Aushebung der Terrorzelle von Verviers im Januar 2015 begonnen. Aufstockung der Sicherheitskräfte, verstärkter Einsatz von teilweise auch schon "intelligenten" Kameras, Erfassung von Passagierdaten - das ganze Programm.
Doch gibt auch das Profil, insbesondere der Terroristen, die in Belgien zugeschlagen haben, Hinweise darauf, wo man das Problem in Zukunft anpacken muss. Leute wie Salah Abdeslam oder die El Bakraoui-Brüder, die sich ja beide in die Luft sprengten, waren zu aller erst Kriminelle, betont auch Jan Jambon. Da müsse man also den Hebel ansetzen. Terrorprävention beginne eigentlich auch schon mit der Bekämpfung von Kleinkriminalität, insbesondere, wenn die von Jugendlichen ausgeht. Anderenfalls sei deren Weg doch schon vorgezeichnet: Kein Diplom, ein erster Gefängnisaufenthalt, und dann, wenn sie wieder rauskommen, Perspektivlosigkeit.
"Wir brauchen ein wirkliches Miteinander"
Bart Somers, der Bürgermeister von Mechelen, steht eher für einen gemischten Ansatz. Klar, Ordnung auf den Straßen, das ist das A und O. Allerdings müsse man insbesondere die jungen Menschen mit Migrationshintergrund viel mehr in die Gesellschaft einbeziehen. "Was wir jetzt häufig sehen", sagt Somers, "das ist kein multikulturelles Zusammenleben, das ist allenfalls ein Nebeneinander. Was wir aber brauchen, das ist ein wirkliches Miteinander." In Mechelen hat der Ansatz des OpenVLD-Politikers jedenfalls Früchte getragen. Nicht umsonst wurde er von einer internationalen Jury zum besten Bürgermeister der Welt gekürt.
Torsten Akmann, der Berliner Staatssekretär für Inneres, nimmt in jedem Fall Einiges mit zurück in die deutsche Hauptstadt. "Ich habe hier sehr viel mitgenommen. Vor allem der Kollege aus Mechelen hat gut dargestellt, was man tun kann", so Akman. "Und auch der belgische Innenminister hat dargestellt, dass hier in Belgien die richtigen Maßnahmen ergriffen werden."
Allerdings: Nicht immer sind die Dinge eins zu eins übertragbar. Belgien ist nicht Deutschland, Mechelen ist nicht Berlin. Wichtig ist wohl in erster Linie, dass man Erfahrungen austauscht und voneinander lernt.
Roger Pint - Archivbild: Nicolas Maeterlinck/BELGA