Es war ein sehr bewegender Moment: Im Gedenken an die Opfer des Anschlags auf die U-Bahnstation Maelbeek standen um Punkt 9:11 Uhr - das ist der genaue Zeitpunkt, an dem vor einem Jahr die Bombe in einem U-Bahnzug explodierte - alle Räder für eine Minute still. Metros, Busse und Straßenbahnen der Brüsseler Verkehrsgesellschaft Stib fuhren nicht, statt dessen drückten die Fahrer auf die Hupe und machten ordentlich Lärm, um zu zeigen, dass das Leben weitergeht.
Das ist auch das Motto der dritten, offiziellen Gedenkfeier am Schuman-Kreisverkehr am späteren Vormittag. Die Zeremonie hat mit einiger Verspätung begonnen. König Philippe hatte sich Zeit genommen, um intensiv mit Angehörigen und Hilfskräften zu sprechen. In seiner Rede an die Menge sagte der König mit Blick auf die Opfer und ihre Angehörigen, niemand könne nachempfinden, was sie im letzten Jahr durchgemacht hätten. Philippe hob aber auch die hoffnungsvollen Momente hervor: Die Solidarität, die anschließend zu Tage trat und den Lernprozess, den Belgien seitdem durchlebt habe.
Für die Deutschsprachige Gemeinschaft nahmen der Parlamentsvorsitzende Alexander Miesen und Ministerpräsident Oliver Paasch an den Gedenkfeiern teil. Im BRF-Interview zeigte sich Paasch beeindruckt von den Wortmeldungen der Opfer und deren Angehörigen. Sie zeugten von Mut und Hoffnung - trotz der schmerzhaften Erinnerungen an die Anschläge vor einem Jahr.
Paasch lobte den Anti-Terrorkampf der Föderalregierung, sagte aber auch, dass weitere Maßnahmen notwendig sind. "Es sind sehr viele Sicherheitsmaßnahmen zusätzlich auf den Weg gebracht worden, zusätzliche Polizei- und Sicherheitskräfte eingestellt worden. Auf der anderen Seite müssen wir Acht geben, dass wir nicht nur die Folgen sondern auch die Ursachen des Terrors bekämpfen. Da muss noch sehr viel mehr in eine Anti-Radikalisierungskampagne investiert werden. Wir versuchen das ja auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft zu tun."
Am Schuman-Kreisel mitten im EU-Viertel wurde am Mittwoch außerdem ein Mahnmal aus Stahl des Bildhauers Jean-Henri Compere eingeweiht. Seine Botschaft lautet: Wir sind verletzt, aber wir stehen noch aufrecht, das Leben geht weiter. Dieses Mahnmal ist ausdrücklich nicht nur den Opfern von Brüssel gewidmet, sondern allen Terroropfern weltweit.
Alle Artikel zum Jahrestag der Anschläge
AKn - Foto: Axelle Collard (belga)