Geübte Schläge eines Künstlers... Ein Atelier in Florenville in den Ardennen... Noch vor einigen Tagen legte Jean-Henri Compère letzte Hand an sein Werk. Kurz bevor es auf einen Lastwagen gehievt und nach Brüssel gebracht wurde, zu einem kleinen Plätzchen direkt am Schumankreisel, wo das Mahnmal am 22. März eingeweiht wird.
Nachdem sein Entwurf bei einer Ausschreibung als Sieger hervorgegangen war, ist es also Jean-Henri Compère, der für das Mahnmal zum Gedenken an die Opfer der Attentate vom 22. März verantwortlich zeichnet. Doch wie inspiriert man sich für ein solches Projekt?
Also, er habe nicht gezielt die Anschlagsorte besucht, er habe auch nicht mit Opfern gesprochen, sagte Jean-Henri Compère in der RTBF. Er habe allein die Emotionen verarbeiten wollen, die er am Tag der Anschläge empfunden habe, und dabei sei er total abstrakt geblieben.
Abstrakt in einem fast schon biblischen Sinne, nach dem Motto: "Am Anfang war das Wort". Dort, wo das Denkmal aufgestellt werden sollte, sei ihm ein Satz in den Sinn gekommen, den er gleich aufgeschrieben habe: "Verletzt, aber immer noch auf den Beinen, im Angesicht des Unfassbaren". Die Botschaft: Wir wurden ins Mark getroffen, aber wir stehen wieder auf:
Diesen Satz hat Compère versucht plastisch umzusetzen. Dabei herausgekommen ist eine imposante, 20 Meter lange Skulptur. Die besteht eigentlich aus zwei enormen Edelstahlplatten, die sich gegenüberstehen. Jede beginnt in der Horizontalen und geht denn in einer sanften Biegung in die Vertikale.
Das Material ist zunächst noch bewusst grob bearbeitet, es gibt sichtbare Vertiefungen, "Einschläge", sagte der Künstler in der RTBF. Und je mehr man Richtung Mitte geht, je mehr die Platte auch gen Himmel strebt, desto reiner wird das Material. Die Vertikale, die steht dann symbolisch für eine Form von innerem Frieden...
Die enorme Skuptur steht jetzt also im Herzen des Europa-Viertels, auf dem kurzen Stück Rue de la Loi zwischen Schuman-Platz und Cinquantenaire-Park. Für Jean-Henri Compère soll das Mahnmal an alle Opfer von Terroranschlägen erinnern: Brüssel, aber auch Frankreich oder Tunesien... Alle, die von solch unfassbaren Taten getroffen wurden.
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rop/akn - Bilder: Anthony Dehez/BELGA