Die Brüsseler Fälscher-Bande soll Teil eines internationalen Netzwerks gewesen sein. Gegen Bezahlung habe die Gruppe alles gefälscht: Personalausweise, Reisepässe und Führerscheine. Hunderte Dokumente wurden im Herbst 2015 in der illegalen Werkstatt in der Brüsseler Gemeinde Saint-Gilles sichergestellt.
Die späteren Ermittlungen haben ergeben: Die Bande war besonders professionell aufgestellt. Einige der 15 mutmaßlichen Mitglieder sind in Bahnhöfen und auf öffentlichen Plätzen auf Kundenfang gegangen, andere waren für die Fälschung der Dokumente zuständig, und wiederrum andere haben sich um das Eintreiben des Geldes gekümmert.
Fotos von Abdeslam bei Fälscherbande gefunden
Brisant: In der illegalen Dokumenten-Werkstatt in Saint-Gilles wurden im Oktober 2015 auch die Fotos von Salah Abdeslam und Najim Lachraaoui gefunden. Zur Erinnerung: Beim Ersten handelt es sich um den einzigen überlebenden Paris-Attentäter, beim Zweiten um einen der Selbstmordattentäter von Zaventem. Im Oktober 2015 hatten weder die Anschläge von Paris noch die von Brüssel stattgefunden. Erst im Nachhinein hat man die Verbindung zur Fälscher-Bande machen können.
Terroristen seien aber nicht die Hauptkunden von Fälschern, sagt Anwältin Nathalie Gallant. In 95 Prozent der Fälle würden Dokumente für Flüchtlinge und illegal in Belgien lebende Menschen gefälscht. Es sei eine Wahnvorstellung, zu glauben, alle Halter gefälschter Ausweispapiere seien Terroristen, so Gallant. In den allermeisten Fällen versuchten Einwanderer dadurch, auf illegale Art und Weise in Belgien oder Europa zu bleiben.
Elektronische Personalausweise nicht fälschungssicher
Je nach Qualität der Fälschung kostet ein Pass bis zu 500 Euro. Das Erschreckende: Einige Personalausweise seien täuschend echt, so Anwältin Galant. So fälschungssicher wie die Behörden den neuen elektronischen Personalausweis darstellen, ist er offenbar nicht, gibt die Anwältin zu bedenken. Mit dem bloßen Auge seien die Fälschungen oft nicht als solche zu enttarnen. Erst bei genauer Überprüfung falle der Straftatbestand auf.
Gegen die 15 Angeklagten hat die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von 30 Monaten bis zu neun Jahren für den mutmaßlichen Chef der Bande gefordert.
Alain Kniebs - Illustrationsbild: Anthony Dehez/BELGA