Thomas Fillis ist ein Mustereuropäer. In Liverpool aufgewachsen zieht es ihn während seines Germanistik-Studiums zum ersten Mal weg von der Insel. Er macht einen Erasmus-Austausch in Darmstadt. Studiert anschließend in Maastricht, arbeitet in Berlin. Seit 2014 lebt der IT-Experte in Brüssel. Der Brexit ist für ihn ein großer Fehler: "Das heißt nicht, dass wir unser Heimatland nicht mögen, aber viele Briten wollen ihren Lebensplan nicht ändern. Ich wohne und arbeite hier in Belgien und möchte weiter in einem EU-Mitgliedsland leben", sagt Fillis im BRF.
Sobald Großbritannien nicht mehr zur EU gehört, dürfte das mit der Reisefreiheit aber deutlich schwieriger werden. Im Gegensatz zur britischen Regierung hat der 29-Jährige sehr wohl einen Plan B: Sollte es hart auf hart kommen, will er seinen britischen Pass zurückgeben und die belgische Staatsangehörigkeit beantragen. "Belgien ist ein tolerantes Land, weil es so eine Art Mini-Europa ist", meint Fillis.
"Großbritannien war immer euroskeptisch, auch, weil es eine Insel ist", lautet Fillis' Erklärungsversuch zum Brexit-Votum. "Deswegen haben wir den Euro nicht, sind nicht im Schengenraum. Nach der Finanzkrise ist die Ausländerfeindlichkeit gestiegen. Die Leute hatten Angst um ihren Wohlstand und ihre Identität", schätzt Thomas Fillis die Lage. Daraufhin hätten die Euroskeptiker die Oberhand gewonnen und das Brexit-Votum herbeigeführt.
Der Brexit und seine Nachwehen haben die politische Debatte in Großbritannien vergiftet. "Aber nicht nur da", sagt der 29-Jährige. Was viele vergessen: Der Bruch gehe auch mitten durch viele britische Familien. Der Knatsch an Weihnachten war vorprogrammiert. "Ich weiß, das hat fast jede Familie getroffen, weil die Kampagne so 'sauer' war. Meine Familie versteht nicht, warum ich so stark meine europäischen Wurzeln fühle", gibt Fillis zu.
In Brüssel und Belgien fühlt sich Thomas Fillis aber zum Glück gut aufgehoben. Und einen neuen Lieblingssender hat er auch schon: "Ich versuche jeden Tag, die BRF-Nachrichten zu hören. Sehr gerne höre ich BRF2. Schlagermusik finde ich richtig cool."
Text und Bild: Alain Kniebs/BRF
Auch in Deutschland bemühen sich viele Briten um die Einbürgerung. Da ich regelmäßig den Einbürgerungstest beaufsichtige, sind mir dabei schon einige Briten begegnet, die zum Teil schon 30 Jahre in Deutschland leben. Ich freue mich, dass wir ihnen die Doppelstaatsbürgerschaft bieten können.