"Angst vor einer Bombe", titelt De Standaard. "War es schon wieder Terrorismus?", fragt sich Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Für andere Zeitungen sind diese Fragen schon beantwortet: "Alles weist auf einen Anschlag mit einer Bombe hin", schreiben Gazet van Antwerpen und Het Belang van Limburg.
Fest steht jedenfalls, dass Flug MS804 der ägyptischen Fluggesellschaft EgyptAir über dem Mittelmeer abgestürzt ist. Dabei kamen alle 66 Insassen ums Leben. Wie unter anderem Het Laatste Nieuws berichtet, gehen amerikanische und russische Geheimdienste davon aus, dass der Absturz auf einen Terroranschlag zurückgeht. Damit würde sich schnell die Frage nach der Sicherheit an europäischen Flughäfen stellen. Die Maschine war vom Pariser Flughafen Charles de Gaulle in Richtung Kairo gestartet. "Brachte jemand in Paris eine Bombe an Bord?", so denn auch die Schlagzeile von Het Nieuwsblad.
De Morgen stellt die Frage dramatischer: "Was, wenn das ein Anschlag war?" Dann jedenfalls, so analysiert das Blatt, wäre der Absturz nicht nur ein schwerer Schlag für den Tourismus in Ägypten, sondern auch für die anstehende Fußball-EM in Frankreich.
Psychokrieg der Dschihadisten zeigt Wirkung
Ob es jetzt ein Anschlag war oder nicht, wir müssen inzwischen wohl immer vom Schlimmsten ausgehen, glaubt L'Avenir in seinem Leitartikel. Das hat nichts mit Paranoia zu tun; vielmehr wissen wir längst, dass man sich im Grunde nirgendwo mehr hundertprozentig sicher fühlen kann. Der Psychokrieg, den die Dschihadisten seit einiger Zeit gegen uns führen, hat also offensichtlich seine Wirkung nicht verfehlt.
"Frankreich und Ägypten sind ideale Terrorziele", stellt jedenfalls Le Soir auf seiner Titelseite fest. Beide Länder sind seit längerer Zeit schon im Visier der Dschihadisten.
Einige Zeitungen bringen heute auf ihrer Titelseite das Foto des Belgiers, der bei dem Absturz ums Leben kam: Es handelt sich um Geert Supré aus Ostflandern. Der 56-Jährige war Vater von drei Kindern.
"Zur falschen Zeit am falschen Ort", konstatiert in diesem Zusammenhang Le Soir. Die Lotterie des Lebens kann grausam sein. Die Passagiere hätten einen Flug früher oder später nehmen können; die Besatzung hätte einer anderen Maschine zugeteilt werden können; man darf einfach nicht darüber nachdenken. Nachdenken sollte man aber über die tieferen Ursachen dessen, was wir hier gerade erleben. Wenn es denn ein Anschlag war, dann befindet sich die Wurzel des Übels im Nahen Osten. Der Westen sollte sich mal die Frage stellen, inwieweit er dabei helfen kann, dass die arabische Welt ihr Selbstwertgefühl zurückerlangt.
Die traditionellen Parteien haben ein Problem
Einige Zeitungen stellen sich auch heute wieder die Frage nach dem Zustand der Föderalregierung. Neuerlicher Anlass ist das jüngste Politbarometer. Demnach verlieren alle Koalitionsparteien mitunter spürbar an Boden.
Die Umfrage hat die Regierungsparteien hart getroffen, glaubt Het Nieuwsblad. Im Wesentlichen hat sich die Mitte-Rechts-Koalition das selber zuzuschreiben. Quasi von Beginn an haben sich die Parteien ununterbrochen gestritten. Wie kann man denn von der Bevölkerung Vertrauen erwarten, wenn das selbst unter den Regierungspartnern nicht gegeben ist?
De Morgen gibt vor allem dem Premierminister die Schuld. Charles Michel zeigt einfach zu wenig Führungsqualitäten. Beispiel: der Streik der Gefängniswärter. Es ist ein Rätsel, wie Michel dieses ohnehin schon angefaulte Dossier zusätzlich noch einmal so verrotten lassen konnte. Das hat wohl auch damit zu tun, dass seine MR auf frankophoner Seite ein Legitimitätsproblem hat. Fakt ist jedenfalls, dass die Zeichen in der Rue de Loi auf Sturm stehen. Das Schiff braucht einen Kapitän.
De Standaard sieht das ähnlich. Der Premier ist in einer wenig beneidenswerten Situation. Im Moment steckt die Koalition in einer Negativspirale. Ihr größtes Problem ist, das sie es nicht schafft, den Bürgern ihre Politik zu verkaufen. Zu groß sind die Zweifel, dass die Last am Ende nicht ehrlich erteilt ist, dass also am Ende allein der kleine Mann die Zeche zahlt. Insbesondere Charles Michel muss den Bürgern jetzt endlich eine wirkliche Perspektive aufzeigen.
Das gilt im Übrigen sogar für die eigene Wählerschaft, stellt Het Laatste Nieuws fest. Laut einer Umfrage unterstützen vier von zehn Flamen die für Ende Juni angekündigte Protestaktion der Gewerkschaften gegen die Politik der Regierung. Und darunter sind auch Wähler von CD&V, OpenVLD und N-VA. Das Klima könnte für diese Regierung schlechter nicht sein. Lichtblick könnten da die Roten Teufel werden, über deren Erfolge sich am Ende vielleicht sogar die N-VA freuen kann.
Goldene Zeiten für Extremisten
Het Belang van Limburg indes lanciert einen Appell an alle traditionellen Parteien. Man kann nur feststellen, dass einzig die extremistischen Parteien im Aufwind sind: in Flandern der Vlaams Belang und in der Wallonie die kommunistische PTB. Es wird Zeit, dass die angestammten Parteien ihre Dauerfehden einmal vergessen und wirklich einmal zusammenarbeiten. Das gleiche gilt auch für die verschiedenen Machtebenen. Das Bild von einem Staat, der nicht mehr funktioniert, spielt nur den Radikalen in die Karten.
Genauso sieht es auch La Libre Belgique. Schaut man sich den Zustand des Landes an, dann kann man nur sagen: Den Extremisten stehen goldene Zeiten bevor.
Roger Pint - Bild: Khaled Desouki/AFP