"Pünktlichkeit der Bahn historisch hoch", titelt De Standaard. "91 Prozent der SNCB-Züge kommen fahrplanmäßig an", bemerkt L'Avenir auf seiner Titelseite.
Vom absoluten Tiefpunkt zur Höchstform in nur zwei Jahren: Die belgische Bahn hat am Montag voller Stolz ihre guten Pünktlichkeitszahlen für das Jahr 2015 vorgelegt. Demnach fuhren mehr als neun von zehn Zügen "pünktlich" im Zielbahnhof ein - nach SNCB-Lesart also mit einer Verspätung von weniger als sechs Minuten. Zum Vergleich: 2013 waren nur gut 85 Prozent der Züge pünktlich. Die Bahn hofft, dank der neuen Zuverlässigkeit und einer besseren Dienstleistung, mehr Kunden anzulocken. Im Berufsverkehr sei die Bahn inzwischen eine echte Alternative zum Auto, so SNCB-Chef Jo Cornu. Um die Strecke Lüttich-Brüssel zurückzulegen, braucht man morgens mit dem Auto - wenn alles gut geht - 80 Minuten. Der Zug hingegen braucht für die gleiche Strecke zu Stoßzeiten nur eine Stunde.
Belgisch-französischer Schulterschluss
La Libre Belgique kommt auf den belgisch-französischen Sondergipfel zur Terrorbekämpfung zurück. In Brüssel haben beide Länder am Montagabend eine engere Zusammenarbeit vereinbart - bei Polizei, Justiz und Geheimdiensten. Terrorverdächtige sollen künftig systematisch in die internationalen Datenbanken eingetragen werden. Außerdem soll der Informationsaustausch zwischen Ermittlern dies- und jenseits der Grenze verbessert werden.
Le Soir meint: Der belgisch-französische Schulterschluss ist zwar nur ein kleiner Schritt, derzeit aber genau der richtige. Mit ihrem "Mini-Gipfel" geben Charles Michel und Manuel Valls der mittlerweile heftig unter Druck geratenen europäischen Grundidee einen Neustart. Gemeinsam ist man eben stärker als allein. Europa ist die Lösung, nicht das Problem, betont die Zeitung. Belgien und Frankreich setzen auf Solidarität und Zusammenarbeit, während Ungarn Zäune baut und Polen vom demokratischen Weg abkommt.
Großbritannien: in or out EU?
L'Avenir blickt auf den Kompromissentwurf, den EU und Großbritannien heute vorlegen wollen, um einen "Brexit" zu verhindern. Der britische Premier David Cameron setzt auf einen großen Kuhhandel und Rosinenpickerei, um sich als Sieger in London zu präsentieren und sein Land in der nach seinem Gusto reformierten Europäischen Union zu halten. Was für ein Paradox, kritisiert das Blatt. Cameron feiert den Abbau Europas und bringt die Institution damit noch ein Stück näher an den Abgrund.
Genauso sieht es L'Écho. Die EU-Chefs tun zwar so als würden sie es nicht bemerken, doch die Briten führen sie die ganze Zeit an der Nase herum. Cameron erpresst die Union, um seinen Willen durchzusetzen. Wenn das so weiter geht, will man gar nicht wissen, auf welche Grundwerte Europa künftig noch verzichtet, wenn das nächste Mitgliedsland mit seiner Forderungsliste in Brüssel anklopft.
"Sozialistisches Boot in der Flüchtlingskrise steuerlos"
"Die SP.A pfeift ihren Vorsitzenden John Crombez zurück", titelt De Morgen. Die Zeitung berichtet über den Ausrutscher des Präsidenten der flämischen Sozialisten. Crombez hatte am Wochenende erklärt, dass er den niederländischen Plan zur Reduzierung der Flüchtlingszahlen unterstützt. Demnach sollen die Flüchtlinge per Fähre von Griechenland in die Türkei zurückgebracht und nur noch höchstens 250.000 Asylbewerber pro Jahr in der gesamten EU zugelassen werden.
Der SP.A-Parteivorstand findet das Vorhaben unmenschlich. Die Jungsozialisten sprechen gar von einem Skandal. Auch die Zeitung kann die Haltung Crombez' nicht nachvollziehen. Da sieht man, was passiert, wenn selbst linke Parteien sich angesichts der besorgten und teils aufgebrachten Bevölkerung in die Enge treiben lassen.
Gazet van Antwerpen meint ebenfalls: Crombez hätte seinen Vorstoß besser absprechen müssen. Das sozialistische Boot scheint in der Flüchtlingskrise steuerlos zu sein. Nur in einem Punkt muss Het Laatste Nieuws John Crombez recht geben: Die EU versagt derzeit als Union, dadurch haben alle Mitgliedsstaaten eine Abwärtsspirale eingeleitet. Ohne gemeinsame Vorgehensweise bewegen wir uns schnurstracks geradeaus auf die ultimative Dummheit zu: die Schließung der europäischen Binnengrenzen.
"Ein Häftling kostet 50.000 Euro im Jahr", rechnet Het Laatste Nieuws vor. Insgesamt muss Belgien für seine 11.000 Gefängnisinsassen ein Jahresbudget von einer halben Milliarde Euro vorsehen. "Zu viel", findet Justizminister Koen Geens, der vor allem die Zahl der Menschen in Untersuchungshaft verringern will.
Unglückliche Wortwahl…
Um zu vermeiden, dass an der belgischen Küste ein illegales Zeltlager wie im französischen Calais entsteht, macht der Provinzgouverneur von Westflandern, Carl Decaluwé, in Het Nieuwsblad einen merkwürdigen Aufruf: "Gebt illegalen Flüchtlingen kein Essen mehr". Durch eine strukturierte Essensverteilung befürchtet Decaluwé einen Aussaugeffekt. Er will verhindern, dass in Zeebrugge ein weiteres illegales Lager entsteht, von dem aus Flüchtlinge versuchen, nach England zu kommen.
Decaluwés Aussagen sorgten prompt für Kritik. Ihm wird vorgeworfen, über die Flüchtlinge wie Tiere gesprochen zu haben.
Alain Kniebs - Bild: Jasper Jacobs/BELGA