"7:0 – doch noch ein Fest, und das WM-Ticket ist gelöst", titelt Het Laatste Nieuws. "Das WM-Ticket ist gesichert", so auch die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Die Roten Teufel fahren zur WM", schreibt das GrenzEcho auf Seite eins.
Die Roten Teufel haben am Abend ihr letztes WM-Qualifikationsspiel gewonnen: Sie besiegten die Mannschaft aus Liechtenstein glatt mit 7:0. "Amerika, wir kommen!", jubelt Le Soir auf Seite eins. "Auf die Roten Teufel wartet jetzt endlich der Amerikanische Traum", so die Schlagzeile von L'Avenir.
In Flandern sorgt derweil ein doch dreister Skandal für Diskussionsstoff. "Eine Hauspflegerin lebt ein Luxusleben dank eines groß angelegten Betrugs", so die Aufmachergeschichte von Het Nieuwsblad. Die 42-jährige Frau hat anscheinend jahrelang fiktive Hausbesuche bei den Krankenkassen abgerechnet und dadurch Millionen kassiert. Bei ihr wurden allein 17 Luxuswagen beschlagnahmt. "Schon 2017 gab es eine Klage gegen die betrügerische Hauskrankenschwester", berichtet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. Ein Kollege soll demnach auf die illegalen Praktiken aufmerksam gemacht haben. Anscheinend blieb das aber zunächst ohne Folgen.
Platzt die Spekulationsblase?
Die beiden Wirtschaftszeitungen blicken ihrerseits besorgt auf die Börsen. "Der Nvidia-Chef muss heute Top-Zahlen präsentieren, ansonsten droht ein Sturm an den Börsen", schreibt De Tijd auf Seite eins. "Die Euphorie rund um die Künstliche Intelligenz hängt ganz an den Resultaten von Nvidia", so die Schlagzeile von L'Echo. Nvidia ist der wichtigste Hersteller von Computerchips weltweit. Ebendiese Mikroprozessoren stehen zentral bei der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz. Nvidia steht denn auch fast schon stellvertretend für den KI-Boom. Die Quartalsergebnisse von Nvidia werden jetzt mit darüber entscheiden, ob die Blase platzt oder nicht.
Schon jetzt ist die Nervosität an den Börsen spürbar, kann L'Echo in seinem Leitartikel nur feststellen. An den Finanzplätzen gilt weltweit eine regelrechte Sturmwarnung. Analysten rechnen damit, dass jeden Moment die Spekulationsblase platzen könnte, die sich rund um alles gebildet hat, was auch nur im Entferntesten mit KI zu tun hat. Und natürlich stehen da die für heute erwarteten neuen Zahlen von Nvidia ganz besonders im Blickpunkt. Nicht vergessen: Eben wegen des KI-Booms ist Nvidia zum wertvollsten Konzern an der Börse aufgestiegen. Das Unternehmen ist stolze 5.000 Milliarden Dollar wert und war das erste, das diese Fünf-Billionen-Schwelle überschritten hat. Allein Nvidia hat also - ob seiner Bedeutung - das Potenzial, die Börsen in ihren Grundfesten zu erschüttern. Die Zahlen, die heute Abend präsentiert werden, dürften also wegweisend sein.
Ohne Nachfrage, kein Problem
Die Schwesterzeitung De Tijd beschäftigt sich in ihrem Kommentar mit den Attentatsplänen gegen den Brüsseler Prokurator des Königs Julien Moinil. Gestern waren bei einer Razzia acht Verdächtige festgenommen worden. Sie sollen einen Mordanschlag auf den Magistraten geplant haben.
Die Meldung ist gestern fast schon untergegangen, wundert sich De Tijd. Allein das zeigt, wie sehr wir uns inzwischen an all diese Drogengewalt zu gewöhnen beginnen. Im Grunde ist das ja auch gar nicht so neu. Wir erinnern uns: 2022 musste der damalige Justizminister Vincent Van Quickenborne einige Wochen in einem Safe House verbringen, weil er offensichtlich auf einer Todesliste stand. Seit einiger Zeit blinken also schon die Alarmleuchten, die darauf hindeuten, dass wir tatsächlich mehr und mehr in Richtung eines Narco-Staats abgleiten.
Zugegeben: Noch kann man nicht behaupten, dass Polizei und Justiz kapituliert hätten. Bester Beweis sind schließlich die Drohungen gegen den umtriebigen Brüsseler Prokurator. Vielleicht müsste man sich jetzt mal mehr auf die Konsumenten konzentrieren. Die Untersuchungen von Abwässern, in denen Reste von Kokain nachgewiesen werden, sprechen eine deutliche Sprache. Auch die offensichtliche Normalisierung des Drogenkonsums muss also bekämpft werden. Denn: Ohne Nachfrage, kein Problem.
Sozial-Media-Racheengel hatten Unrecht
Im frankophonen Landesteil sorgt der Fall eines vermeintlichen Tierquälers für Aufsehen. Der Mann aus dem Raum Lüttich stand im Verdacht, seinen Schäferhund fahrlässig getötet zu haben. In Sozialen Netzwerken war ein unglaublicher Sturm der Entrüstung entbrannt, der letztlich sogar dazu geführt hatte, dass Unbekannte das Haus des Mannes angezündet haben. Die Lütticher Staatsanwaltschaft hat den Fall untersucht und die Ermittlungen jetzt eingestellt. Der Mann muss also nicht vor Gericht.
Dieser Fall ist exemplarisch, meint La Libre Belgique in ihrem Leitartikel. Die selbsternannten Rächer des Internets, die - ohne zu zögern - ihr ganz persönliches Urteil fällen und eine unbeschreibliche Welle des Hasses lostreten, die vergessen eins der heiligen Grundprinzipien unseres Rechtsstaates, mit Namen: die Unschuldsvermutung. Ebendieser Grundsatz garantiert, dass ergebnisoffen ermittelt wird: belastend und entlastend. Besagter Hundehalter musste deswegen durch die Hölle gehen. Er ist ein dreifaches Opfer: Er hat seinen Hund verloren, wurde das Opfer einer Hetzkampagne, und sein Haus ging in Flammen auf.
Zu allem Überfluss ist die Geschichte noch nicht zu Ende, warnt La Dernière Heure. Die Höllenmaschine dreht sich weiter. Jetzt richtet sich der Zorn der Sozial-Media-Racheengel gegen die angeblich "korrupte Justiz". Da wird also so getan, als wären viermonatige Ermittlungen von vorne bis hinten verfälscht worden, ein Komplott zugunsten eines angeblichen Hundekillers. Das ist absurd! Kann das Facebook-Tribunal nicht einsehen, dass es sich schlicht und einfach geirrt hat?
Roger Pint