"Drohnen legen den Brussels Airport lahm", titelt Het Nieuwsblad. "Der Landesflughafen wurde zweimal geschlossen wegen Drohnen", so die Schlagzeile von Het Laatste Nieuws. "Drohnen legen die Flughäfen von Zaventem und Lüttich lahm", schreibt De Morgen auf Seite eins.
Im belgischen Luftraum herrschte am Abend das nackte Chaos. Und schuld waren immer Drohnensichtungen. Am Brussels Airport in Zaventem musste der Flugverkehr gleich zweimal hintereinander zwischenzeitlich eingestellt werden. Dutzende Flüge mussten umgeleitet beziehungsweise ganz gestrichen werden. Quasi zeitgleich sorgten Drohnensichtungen auch am Lütticher Flughafen in Bierset für eine Schließung des Luftraums. Und ebenfalls gestern Abend wurden auch die Luftwaffenstützpunkte von Florennes und Kleine-Brogel von Fluggeräten unbekannter Herkunft überflogen. Die Zeitungen sind sich einig: In den meisten Fällen war das nicht das Werk von Trittbrettfahrern, sondern von Profis. Verteidigungsminister Theo Francken sprach sinngemäß von einer "konzertierten Aktion".
Die Rolle der MR bei der Arizona-Krise
Parallel dazu hat sich die Krise in der Föderalregierung weiter zugespitzt. Am Abend hat das Kernkabinett seine Haushaltsberatungen erneut vorzeitig und ergebnislos beendet. "Die Krise ist total", so die Schlagzeile von L'Echo. "Die Regierung De Wever hängt über dem Abgrund", so formuliert es De Tijd. "Die Haushaltsgespräche sind hoffnungslos festgefahren: "De Wever winkt ein Besuch beim König", titelt De Standaard. Denn: Der Premier hat sich und seine Regierung ja selbst ein Ultimatum gesetzt. Wenn es bis morgen keine Einigung gibt – und danach sieht es jetzt aus – dann will er seinen Rücktritt anbieten. "Und die MR bekommt den Schwarzen Peter zugeschoben", berichten übereinstimmend insbesondere De Standaard und Het Nieuwsblad. "Statt nach Lösungen zu suchen, mauert sich MR-Chef Georges-Louis Bouchez noch weiter in seinen Positionen ein und blockiert damit jeglichen Kompromiss", zitiert Het Nieuwsblad einen nicht namentlich genannten Insider.
Ein Schubser in die richtige Richtung
"Dabei ist die Föderalregierung anscheinend doch auf dem richtigen Weg", analysiert Het Laatste Nieuws in seinem Leitartikel. Vor allem eine Zahl stimmt vorsichtig hoffnungsvoll: Seit die zeitliche Befristung des Arbeitslosengeldes beschlossen wurde, haben sich schon 35 Prozent der Langzeitarbeitslosen in der Wallonie einen Job gesucht. Das sind deutlich mehr als man erwarten konnte. Und zumindest in diesem Punkt erweisen sich die Prognosen der Regierung als richtig. Und bei alledem wird noch ein anderes Vorurteil Lügen gestraft: Unter den besagten 35 Prozent sind Menschen, die seit über 20 Jahren keinen Job hatten und die mitunter über 50 sind. Dabei hatte es doch geheißen, dass eben solche Profile am Arbeitsmarkt keine Chance hätten. All das sollte die linke Opposition insbesondere im frankophonen Landesteil vielleicht mal zum Umdenken bewegen. Vor allem die marxistische PTB wirft ja der Arizona-Koalition vor, mit ihren Maßnahmen und Reformen ein soziales Blutbad anzurichten. Die Zahlen beweisen, dass es manchmal vielleicht auch nur ein Schubser in die richtige Richtung ist.
Der Fall eines früheren politischen Schwergewichts
Auf vielen Titelseiten sieht man heute aber auch den ehemaligen EU-Kommissar und Föderalminister Didier Reynders: "Reynders wird wegen Geldwäsche strafrechtlich verfolgt", titeln Le Soir und La Libre Belgique. Bislang war es nur ein Verdacht, jetzt wird der frühere MR-Politiker also formell beschuldigt. Die Ermittlungsbehörden waren auf ihm aufmerksam geworden, nachdem sich herausgestellt hatte, dass Reynders große Summen an Bargeld in Rubellose der Nationallotterie investiert hat.
"Der wohl unglaublichste politische Finanzskandal der letzten Zeit tritt jetzt in eine entscheidende Phase", kann La Dernière Heure nur feststellen. Jetzt ist es kein bloßer Verdacht mehr, sondern wird tatsächlich gegen Didier Reynders offiziell wegen Geldwäsche ermittelt. Es ist ein einstiges politisches Schwergewicht, das hier vom Sockel gestoßen wird. Und warum? Weil Reynders Bargeld reingewaschen haben soll, indem er in der Texaco-Tankstelle von nebenan über Jahre hinweg Tausende von Rubbellosen gekauft hat. Eine fast schon groteske Strategie. Wie ist es nur möglich, dass ein Mann, der allgemein als brillant beschrieben wurde, und der über Jahre hinweg die nationale Politik geprägt hat, sich in so ein Schlamassel verstricken konnte? Klar, nicht vergessen: Natürlich gilt immer noch die Unschuldsvermutung. Doch rütteln die Ermittlungen gegen Reynders schon jetzt am Grundvertrauen der Bürger in ihre Institutionen. Diese Zweifel werden erst ausgeräumt, wenn eine entscheidende Frage beantwortet wurde: Wie kam Didier Reynders zu all diesem Bargeld?
"Es werden wohl drei lange Jahre"
Einige Zeitungen erinnern schließlich an die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten heute vor genau einem Jahr. Nach seinem zweiten Wahlsieg wurde sehr schnell deutlich: Trump 2.0 wird eine Version auf Steroiden im Vergleich zur ersten Amtszeit, meint Le Soir in seinem Kommentar. Trump gibt dem Bulldozer; das alles begleitet von den maßlosen Superlativen, die der Mann ständig in den Mund nimmt. Doch bei allen Fehlern kann man ihm eins nicht vorwerfen: Der Mann hält seine Versprechen, er tut, was er angekündigt hat. Dies freilich auf Biegen und Brechen, den Trump lässt sich dabei keine Grenzen setzen. Erleichtert wird das noch durch die Tatsache, dass die Demokraten dem nach wie vor nichts entgegenzusetzen haben. Der wahrscheinliche Wahlsieg von Zohran Mamdani in New-York wird daran wohl wenig ändern.
Seit seinem Amtsantritt hält Trump buchstäblich die ganze Welt in Atem, findet L'Avenir. Außenpolitisch irritiert er mit seinem erratischen Schleuderkurs. Es ist aber vor allem in Amerika selbst, wo er für die größten Spannungen sorgt. Stellenweise ist die Atmosphäre derart aufgeheizt, dass das fast an einem Bürgerkrieg erinnert. Auch mit der Justiz, immerhin der dritten Gewalt in einer Demokratie, ist Trump im Dauerzwist. Mit Trumps autoritärem Drall nähert sich Amerika mit jedem Tag mehr einem faschistischen Regime. Drei Jahre werden wir dieses unwürdige Spektakel noch ertragen müssen. Es werden wohl drei lange Jahre.
Roger Pint