"Trump macht Selenskyj und Europas Politikern Hoffnung", titelt Het Belang Van Limburg. "Trump deutet ein Ende des Krieges an, aber zu welchem Preis?", fragt De Morgen in seiner Schlagzeile. "Dieses Mal wurde sehr wohl gelacht", schreibt Het Laatste Nieuws auf Seite eins.
Die Gespräche zwischen US-Präsident Donald Trump, dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und europäischen Spitzenpolitikern gestern in Washington über den Krieg in der Ukraine sind das Topthema auf den Titelseiten der Zeitungen. Weil die Gespräche allerdings bei Redaktionsschluss der meisten Zeitungen noch nicht zu Ende waren, gehen nur wenige Zeitungen auf das Ergebnis in ihren Leitartikeln ein.
Het Nieuwsblad allerdings notiert: Uff! Das Schlimmste ist vermieden worden. Einen frontalen Angriff Trumps auf Selenskyj hat es nicht gegeben. Das alles ist allerdings noch keine herausragende Nachricht in der Sache. Denn da hat sich nicht viel getan. Vielmehr scheint es so, als ob Trump den Krieg immer noch nicht verstanden hat. Er hat nicht verstanden, dass Putin im Grunde ganz andere Ziele verfolgt, als Frieden in der Ukraine zu schaffen. Für Selenskyj und die Europäer bleibt das Ergebnis von gestern nur ein Zwischenschritt. Trump, das hat die Vergangenheit gezeigt, ist sehr wankelmütig und kann morgen schon etwas ganz anderes sagen als gestern im Weißen Haus, warnt Het Nieuwsblad.
Keine gleichen Werte
De Standaard hält fest: Es ist auffällig, was gestern passiert ist. Da hatten der französische Präsident Macron und der britische Premier Starmer zunächst Trump gegenüber versichert, dass Europa seine Sicherheit ernst nehme und dann drehte Trump die Rollen einfach um. Wir werden Europa helfen, um der Ukraine Sicherheitsgarantien zu geben, sagte Trump im Oval Office zu Selenskyj vor der anwesenden Presse. Trump schlüpfte damit schnell in eine Art Beschützerrolle. Aber es bleibt unklar, was seine Sicherheitsgarantien eigentlich bedeuten. Denn die gleichen Werte teilt er nicht mehr mit den Europäern. Alles, was Trump gestern vermeintlich Positives gesagt hat, ist mit Vorsicht zu genießen, resümiert De Standaard.
Gazet Van Antwerpen glaubt trotz der jüngsten Gespräche weiter nicht an ein schnelles Ende des Kriegs und begründet: Putin hat kein Interesse an Frieden. Trump hat keine klare Strategie, um den Krieg zu beenden, und ändert außerdem ständig seine Meinung. Und die Europäer sind machtlos. Deshalb werden die Tragödie und der Massenmord in der Ukraine noch eine Zeit lang weitergehen. Bislang sind schon mehr als 300.000 Menschen in diesem Krieg gestorben, bedauert Gazet Van Antwerpen.
Hoffnungsschimmer im Gaza-Konflikt?
L'Avenir schaut auf den Gaza-Konflikt und berichtet: Die palästinensische Hamas hat angekündigt, endlich einen Waffenstillstand zu akzeptieren, der von Ägypten und Katar vorgeschlagen wurde. Die Frage ist jetzt, wie Israel auf diese Bereitschaft reagiert. Eine konstruktive Antwort Israels könnte ein Hoffnungsschimmer sein in dem Konflikt, der kein Ende zu nehmen droht. Ein dauerhafter Frieden wäre dann noch längst nicht erreicht. Aber das Schweigen der Waffen wäre ein erstes positives Zeichen, wertet L'Avenir.
De Morgen kommentiert zur Belgiens Haltung im Gaza-Konflikt: Die Diskussion in der Kammer vergangene Woche hat deutlich die unterschiedlichen Positionen innerhalb der Föderalregierung offengelegt. Premier Bart De Wever hat die ganze Diskussion während seines Urlaubs wie einen Sturm im Wasser Glas behandelt. Also wie etwas, das nicht schnell sein Machtwort erfordert. Jetzt ist De Wever zurück aus seinem Urlaub und erkennt vielleicht, dass Alles womöglich doch dringender ist als geglaubt. Es geht auch um die Einheit innerhalb seiner Koalition. Es ist an der Zeit, dass De Wever sich zu diesem Thema äußert, findet De Morgen.
Ein Pokerspiel für Brüssel
La Libre Belgique notiert zu den Bemühungen, in Brüssel eine neue Regionalregierung zu bilden: 14 Monate ist Brüssel bereits ohne Regierung – ein Rekord für die Region. Und vor allem eine Schande und ein Skandal. Sollte der neue Versuch erneut scheitern, muss man sich der grausamen Erkenntnis stellen: Brüssel ist nicht nur gelähmt, sondern auch unregierbar geworden. Und diese Situation wäre von den gleichen Politikern herbeigeführt worden, die genau das vermeiden wollten. Komplett surreal, ärgert sich La Libre Belgique.
Le Soir schlägt vor: Vielleicht sollte man zu einer radikalen Lösung greifen und es einfach mal so machen wie beim Poker. Beim Poker kann man alle seine Karten gegen neue eintauschen, in der Hoffnung, ein besseres Blatt zu bekommen. In Brüssel könnte man die Verhandlungen von ganz anderen Politikern als bislang führen lassen. Vielleicht würde das endlich zum Durchbruch führen in Brüssel, überlegt Le Soir.
Kay Wagner