"Letzte Ruhe in aller Bescheidenheit", titelt Gazet Van Antwerpen. "Papst hat nicht gelitten", meldet Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Wie die großen Mächte versuchen werden, Einfluss auf die Wahl des neuen Papstes zu nehmen", schreibt La Libre Belgique auf ihrer Titelseite.
Der Tod von Papst Franziskus ist für viele Zeitungen weiterhin das Topthema für die Titelseite. Die Leitartikel dagegen beschäftigen sich kaum noch damit.
Lediglich La Libre Belgique erinnert daran: Ein Papst unterscheidet sich ganz grundsätzlich von allen anderen Menschen, die ein hohes Amt innehaben. Ein Papst muss sein Handeln an universellen Bedürfnissen ausrichten. Er muss ein Oberhaupt sein sowohl für Reiche als auch für Arme, für Menschen in Europa wie in Asien, für Konservative und für Fortschrittliche. Wenn man sich das vor Augen führt, ist klar, dass ein Papst es wahrscheinlich niemals allen recht machen wird. Die Amtszeit eines Papstes ist an dem zu messen, was er nicht geleistet hat, ist deshalb zwar einfach, wird der Funktion aber nicht gerecht.
Vielmehr sollte gerade bei Papst Franziskus darauf hingewiesen werden, wo er etwas gewagt hat. Er hat die Katholische Kirche geöffnet für Homosexuelle, hat Klimapolitik und soziale Gerechtigkeit zu Themen gemacht, hat Missbrauch innerhalb der Kirche den Kampf angesagt. Er hat die Kirche näher zu den einfachen Menschen gebracht, vor allem durch sein eigenes Vorbild, indem er nämlich dem Reichtum seiner Kirche den Rücken gekehrt hat durch seine eigene Bescheidenheit, würdigt La Libre Belgique.
Öl ins Feuer
De Tijd beschäftigt sich mit US-Präsident Donald Trump und führt aus: Schon die Ankündigung der neuen Einfuhrzölle für Waren aus fast allen Ländern der Erde hat die Finanzmärkte gleichsam ins Chaos gestürzt. Der Dow Jones steht kurz davor, den schlechtesten April seit 1932 zu erleben. Das Vertrauen in den Dollar beginnt zu wackeln. Doch statt sich wegen dieser negativen Auswirkungen jetzt zurückzunehmen, gießt Trump weiter Öl ins Feuer. Jetzt hat er öffentlich den Chef der Fed, der US-Notenbank, angegriffen. Neues Unheil droht, befürchtet De Tijd.
L'Avenir bemerkt: Gegenüber dem Euro steht der Dollar zurzeit so schlecht da wie zuletzt vor drei Jahren. Für den europäischen Verbraucher ist das erst einmal eine gute Nachricht: Benzin und andere Ölprodukte werden billiger, ein Urlaub in New York ist jetzt preiswerter als noch vor sechs Monaten. Für die europäische Wirtschaft werden Exporte hingegen teurer. Allein das schon macht klar: Einen klaren Gewinner wird es nicht geben bei den aktuellen Turbulenzen, unter denen die Weltwirtschaft zu leiden hat wegen Trump, betont L'Avenir.
Vertrauen im freien Fall
Auch L'Echo meint: Der Handelskrieg, den Trump vom Zaun gebrochen hat, wird nur Verlierer kennen. Und der größte Verlierer könnten die USA selbst sein. Der Internationale Währungsfonds hat die Prognose für das Wirtschaftswachstum der USA von 2,7 auf 1,8 Prozent gesenkt. Die Inflation könnte weniger stark zurückgehen als gedacht und dadurch die Kaufkraft der US-Bürger empfindlich treffen. Doch auch in Belgien wächst die Sorge. Das Vertrauen der Verbraucher ist seit zwei Monaten im freien Fall und nähert sich den historischen Tiefstwerten aus der Zeit der Covid-Krise 2020 und dem Beginn des Ukraine-Kriegs 2022, stellt L'Echo fest.
Le Soir berichtet: Angesichts der verheerenden Entscheidungen von Trump haben viele den Kopf eingezogen, um nicht selbst Opfer von Sparmaßnahmen und Entlassungen zu werden. Doch jetzt bietet die Universität Harvard dem Präsidenten die Stirn. Sie verklagt den Präsidenten, weil er angeblich mit seinen Mittelkürzungen gegen das Gesetz verstößt. Damit wird klar: Auch für die Politikgestaltung eines Präsidenten gibt es Grenzen, und diese Grenzen werden durch die Gesetze bestimmt. Es ist nicht sicher, dass Trump das versteht. Aber der mutige Schritt der Elite-Universität zeigt deutlich: Wir bleiben standhaft und lassen uns nicht alles gefallen, freut sich Le Soir.
Das Mantra gilt für alle
Het Nieuwsblad notiert: Es ist immer schwierig, wenn Politiker selbst darüber entscheiden, etwas von ihren eigenen Privilegien abzugeben. Die Diskussion wird jetzt wieder aufflammen, denn Vooruit-Chef Conner Rousseau hat angekündigt, die Rentenreform nur dann mitzutragen, wenn es auch Kürzungen bei den Renten der Föderalpolitiker geben wird. Diese Forderung ist nur recht und billig, denn die Regierung De Wever, zu der Vooruit gehört, hat ja immer gesagt, dass "alle ihren Beitrag leisten müssen". Wie ernst die Regierung ihr eigenes Mantra selbst nimmt, muss sie jetzt beweisen, unterstreicht Het Nieuwsblad.
La Dernière Heure stellt fest: Nach DéFi, PS und Open VLD will jetzt auch Ecolo als Verlierer der Wahlen sich neu erfinden. Dass so eine Erfrischungskur durchaus erfolgreich sein kann, hat die CDH bewiesen. Als Les Engagés sind die ehemaligen Christdemokraten einer der Gewinner der Wahlen geworden. So eine Erfrischungskur kann aber nur dann erfolgreich sein, wenn sie auch inhaltlich tatsächlich stattfindet. Eine große Aufgabe für alle Parteien, die sich dieser Prozedur unterziehen, behauptet La Dernière Heure.
Kay Wagner