"An einem Tag 14-Mal den Sportpalast gefüllt", titelt Het Nieuwsblad. "'Alte' K3 brechen Rekord mit ihrer Wiedervereinigung", heißt es bei Het Laatste Nieuws auf Seite eins. "Die einzigen echten K3", schreibt Gazet van Antwerpen auf ihrer Titelseite.
Nur in den flämischen Zeitungen sorgt die flämische Girl-Group K3 für Topmeldungen auf den Titelseiten. Die drei Gründungsmitglieder werden im Herbst für ein paar Konzerte wieder zusammen auf die Bühne kommen. Die Nachfrage nach Tickets war gestern so groß, dass statt der vier geplanten Konzerte jetzt mindestens 14 im Antwerpener Sportpalast stattfinden werden.
Dazu kommentiert Het Nieuwsblad: Dieser Run auf die Karten von K3 ist aus künstlerischer Sicht eigentlich lächerlich. Das, was die drei Damen musikalisch zu bieten haben, ist kaum der Rede wert. Kein einziger ihrer Songs würde es in die 1.000 besten Lieder der Popmusik bringen. Das Phänomen von gestern ist dann vielmehr auch mit Nostalgie zu erklären. Die Sehnsucht nach der Unschuld vergangener Jahre, Jugenderinnerungen und den guten alten Zeiten. Ein Phänomen, von dem übrigens auch Donald Trump in den USA profitiert hat mit seinem Slogan "Make America great again". Und auch in Europa profitieren gerade rechtsradikale Parteien von dieser Sehnsucht nach der Vergangenheit, analysiert Het Nieuwsblad.
Ob klein oder groß, jeder darf mal
La Libre Belgique beschäftigt sich mit dem Streik bei der Bahn und beobachtet: Diese Welle von Streiks, die uns bis in den Sommer hinein 75 Tage mit Behinderungen im Bahnverkehr bringen wird, ist bislang einmalig. Und sie sprengt den Rahmen dessen, wofür Streiks eigentlich gedacht sind. Diese Streikwelle ist zu einem politischen Instrument geworden, mit dem die Bahngewerkschaften ihre überholten Privilegien aus der Vergangenheit gegen ein demokratisch gewähltes Regierungsprogramm verteidigen wollen. Die Opposition wird durch ihr Schweigen zum Komplizen der Streikenden. Die Leidtragenden sind all diejenigen, die auf die Bahn als Verkehrsmittel angewiesen sind oder durch Bahnfahren ihren Beitrag dazu leisten wollen, den Verkehr umweltfreundlicher zu gestalten, ärgert sich La Libre Belgique.
Het Laatste Nieuws beobachtet: Die Forderungen der verschiedenen Bahngewerkschaften sind eigentlich alle gleich. Alle wollen an dem Privileg festhalten, schon mit 55 Jahren in Rente gehen zu können. Doch statt ihre Kräfte zu bündeln und mit ein, zwei großen und heftigen Streiks ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, veranstalten sie einen Staffellauf. Hat die eine Gewerkschaft gestreikt, kommt die nächste dran und dann die dritte. Jeder darf mal, ob klein oder groß. Rücksicht auf die Bahnfahrenden nehmen die Gewerkschaften nicht, schimpft Het Laatste Nieuws.
Opfer sind die Schwächsten
De Morgen differenziert: Viele Bahnreisende reagieren mittlerweile mit Gelassenheit auf die andauernden Streiks. Viele bleiben einfach zu Hause und machen Homeworking vom eigenen Computer aus. Aber nicht alle haben die Möglichkeit dazu. Letztlich leiden die Schwächsten am meisten unter dem Bahnstreik, diejenigen mit wenig Alternativen: Schüler, Studenten und ältere Menschen. Stolz können die Gewerkschaften darauf sicher nicht sein, überlegt De Morgen.
Zur Verhaftung des Bürgermeisters von Istanbul bemerkt Le Soir: Die Reaktionen in Europa auf dieses unerhörte Vorgehen von Präsident Erdogan gegen seinen größten politischen Konkurrenten fallen sehr verhalten aus. Die EU-Kommission mahnt die Türkei, die demokratischen Werte zu respektieren. Deutschland verlangt eine Aufklärung der Situation, Frankreich spricht von einem schweren Angriff auf die Demokratie und Griechenland nennt die Situation "besorgniserregend". Nichts also, was der Türkei wirklich wehtut. Das ist verständlich. Denn Europa braucht die Türkei. Die Türkei hält Flüchtlinge zurück, nimmt eine Vermittlerrolle im Ukraine-Konflikt ein, hat die zweitgrößte Armee der Nato-Länder. Die hehren Werte der Demokratie werden deshalb auf dem Altar der Realpolitik geopfert, bedauert Le Soir.
Platz zwölf in der Welt
De Standaard notiert: Wirtschaftlich bezahlt Erdogan schon jetzt einen hohen Preis für seinen Coup. Denn nachdem die Inflation in der Türkei dank eines neuen Finanzministers in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich zurückgegangen ist, nimmt sie jetzt wieder Fahrt auf. Der Wert der türkischen Lira ist gesunken, Investoren ziehen sich zurück und die Türken müssen wieder um ihre Kaufkraft fürchten, behauptet De Standaard.
L'Echo berichtet: Im vergangenen Jahre sind in Belgien so viele Patente angemeldet worden wie noch nie. Belgien steht damit weltweit auf Platz zwölf der Länder mit den meisten Patentanmeldungen. Was für ein schöner Erfolg für unser kleines Land! Das zeigt, dass Erfindungen, Forschung und Entwicklung hier fest verankert sind. Und davon könnte es noch viel mehr geben, wenn der Unternehmergeist unserer klugen Köpfe an Universitäten und Forschungseinrichtungen noch stärker gefördert würde, notiert L'Echo.
Kay Wagner