"Weltmeister!", titelt das GrenzEcho und bringt ein seitengroßes Foto vom jubelnden Siegerteam. "Historisch!", schreibt La Dernière Heure in großen Buchstaben auf Seite eins. "Nach fünf zweiten und drei dritten Plätzen: endlich Weltmeister", so die Schlagzeile von Het Nieuwsblad. "Endlich die Nummer Eins", jubelt Het Laatste Nieuws.
Thierry Neuville hat es geschafft. In Japan ist es zwar noch mal richtig spannend geworden. Am Ende hat es aber dann doch gereicht. "Ein erster Weltmeistertitel voller Emotionen für Thierry Neuville", so denn auch die Schlagzeile von La Libre Belgique.
Es ist die Erfüllung eines Lebenstraums, meint L'Avenir in seinem Leitartikel. Und Thierry Neuville hat dabei ein beeindruckendes Durchhaltevermögen gezeigt. Sportjournalisten erinnern sich vielleicht noch an das Jahr 2008, als der damals noch blutjunge Thierry Neuville seine ersten Schritte im Rallyesport am Steuer eines Ford Fiesta machte. Er sprach damals noch kaum Französisch, eigentlich ausschließlich Deutsch. Der junge Mann wirkte unscheinbar, aber wollte sich unbedingt etablieren. Inzwischen spricht Thierry Neuville alle Landessprachen und noch Englisch dazu. Er hat viel an sich gearbeitet, auch, nachdem er tonnenweise Kritik über sich ergehen lassen musste. Man nannte ihn den "ewigen Zweiten". In Japan hätte ihn fast sein Motor im Stich gelassen, was schon wieder das Schlimmste befürchten ließ. Am Ende hat es doch noch gereicht. Uff! Bravo Thierry!
"Der Flame will ausschließlich Arizona"
Heute geht es aber – natürlich – auch um die Innenpolitik. "Regierungsbildner Bart De Wever wird beim König erwartet", schreibt Gazet Van Antwerpen auf Seite eins. De Wever muss dem Staatsoberhaupt einen neuen Zwischenbericht vorlegen. Aber eigentlich hat er gute Neuigkeiten zu vermelden. Denn die fünf Arizona-Parteien sitzen ja wieder an einem Tisch und machen offensichtlich auch schnelle Fortschritte.
Eine neue Umfrage dürfte den fünf Parteien im übrigen Auftrieb geben. "Der Flame will ausschließlich Arizona", so fasst Het Laatste Nieuws die Quintessenz der Umfrage zusammen. "Die Ungeduld der Belgier", schreibt seinerseits Le Soir. Sieben von zehn Befragten geht die Suche nach einer neuen Föderalregierung nämlich zu langsam.
Die fünf Arizona-Parteien werden eigentlich – mal mehr, mal weniger – vom Wähler belohnt, analysiert Het Laatste Nieuws in seinem Kommentar. Die Umfrage liefert aber noch eine weitere Erkenntnis, nämlich: Auch die PS legt im südlichen Landesteil wieder zu. Die frankophonen Sozialisten sind nicht kleinzukriegen. Die flämische Schwesterpartei Vooruit kann das vielleicht sogar als zusätzliches Argument ins Feld führen. In jedem Fall ist es eine Warnung für die fünf Arizona-Parteien. Die sollten sich jetzt aber am Riemen reißen. Verglichen mit unseren Nachbarländern haben wir hierzulande noch gesunde Verhältnisse. Deswegen der Appell: "Ergreift diese Chance!"
Weltklimagipfel in Baku – der große Misserfolg
Viele Leitartikler beschäftigen sich schließlich noch mit den Ergebnissen des Weltklimagipfels in Baku, der Hauptstadt von Aserbaidschan. "Die Desillusionierung", so bringt La Libre Belgique ihr Fazit auf den Punkt. Die COP29 blieb weit hinter ihren Erwartungen zurück. Die reichen Länder wollen die armen im Kampf gegen den Klimawandel gerade mal mit 300 Milliarden Dollar pro Jahr unterstützen. Gefordert hatten sie eine viermal größere Summe. Der Graben zwischen dem Norden und dem Süden wurde hier nochmal mehr als offenkundig. Internationale Solidarität? Fehlanzeige! Die Weltklimagipfel beginnen sich zu gleichen: Ein Misserfolg folgt dem anderen.
Insbesondere die Industrieländer haben nur noch ihre eigenen Interessen vor Augen, glaubt Gazet Van Antwerpen. In Baku wurden die armen Länder regelrecht erpresst, nach dem Motto: "Entweder ihr begnügt euch mit dieser Summe, oder ihr bekommt gar nichts". Ein solches Schauspiel trägt noch dazu bei, dass viele Menschen dazu tendieren, die Tragweite des Problems zu relativieren. Dieser Klimagipfel war also gleich in mehrfacher Hinsicht ein Misserfolg.
Die Herrschaft der Kurzsichtigkeit
"Schall und Rauch", so auch das giftige Fazit von Het Nieuwsblad. Zwei Wochen lang wurde palavert für ein am Ende doch dürftiges Ergebnis. Für die reichen Länder ist das deutlich weniger problematisch als für die armen. Im globalen Süden sind die Auswirkungen der Klimakatastrophe nämlich deutlich spürbarer. Im Endeffekt galt in Baku mehr denn je: "Jeder für sich". Und das macht jeglichen Fortschritt unmöglich.
In Baku herrschte die Kurzsichtigkeit, kritisiert auch De Morgen. Über dem Klimagipfel hing wohl schon der dunkle Schatten von Donald Trump. Weil alle Welt davon ausgeht, dass die USA wohl schon sehr bald wieder aussteigen werden, waren die anderen auch schon wenig geneigt, sich zu bewegen. Die reichen Länder sollten sich dabei aber nicht zu sicher fühlen. Spätestens die katastrophalen Überschwemmungen von Valencia haben gezeigt, dass der Klimawandel auch in unseren Breiten eine Schneise der Verwüstung hinterlassen kann. Ganz zu schweigen von der zu erwartenden Klimamigration.
Der Klimaschutz hat Sand im Getriebe
"Aber ist das alles wirklich so überraschend?", fragt sich rhetorisch De Standaard. Man muss sich doch nur die politischen Entwicklungen in den Industrieländern anschauen. Die Amerikaner haben einen Klimaleugner ins Weiße Haus gewählt. In Deutschland könnten die Grünen bei der anstehenden Bundestagswahl abgestraft werden. In Europa insgesamt scheint die grüne Welle abgeebbt zu sein. Das zeigt doch, dass der Klimaschutz Sand im Getriebe hat, nicht nur beim Weltklimagipfel.
"Aber wer soll uns am Ende retten?", meint Le Soir in einem düsteren Kommentar. Renommierte Klimaforscher verbreiten inzwischen regelrecht Panik. Nicht um die Menschen zu sensibilisieren, sondern weil sie tatsächlich in Panik sind. Sie sehen, dass sich all die prognostizierten Prozesse bewahrheiten, oft beschleunigen. Das Desaster nimmt Formen an. Die Historiker, die die Katastrophe überleben werden, werden wohl verstört, irritiert, gar fassungslos auf unsere Zeit blicken. "Warum in Gottes Namen haben die damaligen politisch Verantwortlichen das Problem einfach nicht angepackt?"
Roger Pint