"US-Wahl: Präsident Biden versagt bei TV-Duell gegen Trump", titelt das GrenzEcho. "Debatte Biden-Trump: Es sollte seinem Wahlkampf neuen Schwung geben, aber es wurde eine Katastrophe", schreibt Gazet van Antwerpen. "Panik bei den Demokraten nach desaströser Debatte: Wie geht es nun weiter mit Joe Biden?", fragt unter anderem Het Belang van Limburg. "Diese Demokraten werden schon als neue Kandidaten genannt", macht De Morgen auf. "Biden will nicht weichen nach sehr schlechter Debatte", hebt aber Het Laatste Nieuws hervor.
Joe Biden hatte einen einzigen Job, kommentiert Het Laatste Nieuws: Er musste während der Fernsehdebatte zeigen, dass er geistig noch fit genug ist. Dabei hat er komplett versagt. Allein die Vorstellung ist furchteinflößend, dass dieser Mann noch weitere vier Jahre Präsident sein soll, bis er 86 wäre. Es ist bizarr, dass die demokratische Partei es so weit hat kommen lassen, das Problem muss Eingeweihten doch schon lange klar sein. Jetzt noch einen neuen Kandidaten zu präsentieren, würde Chaos bedeuten für die Demokraten und Schwäche signalisieren. Aber es sagt viel aus, dass das trotzdem noch das kleinere Übel wäre, so Het Laatste Nieuws.
Nicht nur Amerika ist in Gefahr
Alles, was nicht hätte passieren dürfen für die Demokraten, ist passiert, fasst Het Nieuwsblad zusammen, alles, was schieflaufen konnte, ist auch schiefgelaufen. Nach diesem 90 Minuten dauernden Absturz kann niemand, inklusive seiner größten Fans, noch Zweifel daran haben, dass Biden zu alt ist. Die Demokraten brauchen einen anderen Kandidaten. Das größte Hindernis dabei ist aber Joe Biden selbst. Dabei hat er es sich zur Mission gemacht, die Demokratie gegen Trump zu schützen. Das kann er auch noch: indem er zum Wohle des eigenen Landes und der Welt Platz macht, findet Het Nieuwsblad.
Wenn Joe Biden weitermacht, dann wird er nicht in die Geschichte eingehen als der Mann, der Trump aufgehalten und Amerika vor noch mehr Unheil bewahrt hat, warnt Gazet van Antwerpen. Sondern als der Mann, der Trump zum Präsidenten gemacht hat. Das muss ihm doch jemand klarmachen können. Was haben die Demokraten, was hat Amerika denn noch zu verlieren?, fragt verzweifelt Gazet van Antwerpen.
Auch wenn Biden nun die größte Aufmerksamkeit gilt, der Blick sollte sich auch auf Trump richten, mahnt Het Belang van Limburg. Denn der macht nicht mehr den geringsten Hehl aus seinen Plänen: Er will den Beamtenapparat von "Linken" säubern, Behörden abschaffen, die ihm in die Quere kommen, und die Kontrolle über das Justizministerium übernehmen. Er hat bei der Debatte auch bestätigt, dass er das Wahlergebnis nur anerkennen wird, wenn er gewinnt. Es besteht nun nicht mehr der kleinste Zweifel daran: Trump ist nicht nur ein gefährlicher Narzisst, er ist ein Faschist. Seine Wiederwahl wäre eine riesige Gefahr für sein eigenes Land, aber auch für uns Europäer und den Fortbestand der Nato. Kein Wunder also, dass Wladimir Putin, der andere Faschist, Trump gerne gewinnen sieht, hält Het Belang van Limburg fest.
Die letzten Monate des Trump-Regimes haben es doch gezeigt, unterstreicht auch De Tijd – mit der Erstürmung des Kapitols durch seine Anhänger als Tiefpunkt: Die Demokratie wird manchmal nur von einer dünnen Lackschicht geschützt. Diese Schutzschicht muss unbedingt erhalten werden. Die Demokraten haben noch eine Chance, die Wahlen zu gewinnen. Aber nur, wenn sie schnell handeln und einen neuen Kandidaten gut präsentieren und rechtfertigen können, meint De Tijd.
Frankreich am Abgrund
Die Demokratie ist aber auch in Frankreich in großer Gefahr, wie verschiedene Zeitungen hervorheben: Der vorhergesagte Sieg der Rechtsextremen bei den Neuwahlen könnte die Grundfesten der Republik ins Wanken bringen, schreibt Le Soir. Das Unterrichtswesen, die Kultur, die Medien, der Alltag von Franzosen und Ausländern – für sie alle wäre das furchtbar. Die Spannung im Land ist so groß, dass Unruhen befürchtet werden, offenem Rassismus und Antisemitismus sind seit Monaten keine Grenzen mehr gesetzt. Selbst der Präsident spricht schon von "Bürgerkrieg". Die Geschichte wird ihr Urteil fällen über Emmanuel Macron und sein unverantwortliches Handeln, so die düstere Prophezeiung von Le Soir.
Die einzige Hoffnung, die noch bleibt, ist, dass die Wähler die schlimmsten Scharfmacher, Extremisten und Populisten an den Urnen doch noch herausfiltern, betet La Libre Belgique. Denn man sollte nicht vergessen, dass am Sonntag effektiv 577 separate Wahlen stattfinden mit über 4.000 Kandidaten. Und es gibt sie noch, die überzeugenden Persönlichkeiten bei den Sozialdemokraten, Christdemokraten, Konservativen, Grünen und Liberalen. Falls sie gewählt werden sollten, könnten sie die totale politische Blockade verhindern, hofft La Libre Belgique.
Belgien muss sich auf das Schlimmste in Frankreich vorbereiten, fordert L'Echo. Denn was dort passieren wird, wird auch hier Auswirkungen haben, auf die eine oder andere Weise. Um nicht mit in den Abgrund gerissen zu werden, sollten unsere Politiker beispielsweise Disziplin und Schnelligkeit an den Tag legen, was die Schaffung klarer Verhältnisse angeht, sprich die Bildung der neuen Regierungen. Denn Vertrauen aufbauen würde schon helfen, um Belgien besser zu wappnen gegen eventuelle finanzielle Erdbeben nach der Frankreichwahl, glaubt L'Echo.
Killerbande von Brabant: ein bitteres Versagen
Einige Leitartikel greifen auch die Einstellung der Ermittlungen zur sogenannten "Killerbande von Brabant" auf: Der Vorhang fällt also, konstatiert La Dernière Heure, mit einem krachenden Eingeständnis der Ohnmacht der Polizei und Justiz. Es überrascht nicht, dass Angehörige und Opfer wütend reagieren. Man kann das Ganze natürlich pragmatisch sehen: Nach 40 Jahren, zwei Millionen gefüllten Aktenseiten und immer wieder neuen Anläufen ist nichts herausgekommen. Wenn man bisher nichts gefunden hat, wird man auch nichts mehr finden.
Man kann aber auch den Standpunkt einnehmen, dass wir es den Opfern schulden, die Tür nicht zu schließen. Denn kaum ein Prozess ist so traumatisch für die belgische Justiz gewesen wie die Aufarbeitung der Taten der Killerbande. Die Justiz hat sich für pragmatische Herangehensweise entschieden. Aber machen wir uns nichts vor: Auch wenn theoretisch die Möglichkeit besteht, das Verfahren wiederzueröffnen, weil die Taten nicht verjähren können: Das Rätsel wird nicht gelöst werden. Und die Handhabung des Verfahrens wird immer ein bitteres Versagen bleiben, resümiert La Dernière Heure.
De Morgen beleuchtet die Gesetzesänderung, durch die die Verjährung ausgeschlossen ist. Dadurch kann ein Verfahren jederzeit wiederaufgenommen werden, falls neue Hinweise, Zeugen oder Beweise auftauchen sollten. Allerdings hat diese Regelung auch einen irritierenden Nebeneffekt: Sie bedeutet laut Experten nämlich auch, dass das Untersuchungsgeheimnis nie aufgehoben werden kann. Und damit wird zum Beispiel Historikern und Kriminologen die Möglichkeit verwehrt, sich ausführlich mit den Ermittlungsakten zu befassen. Oder um dort zum Beispiel mithilfe von KI nach neuen Spuren zu suchen. Die föderale Staatsanwaltschaft hat also eine Situation geschaffen, von der nur eine Partei profitiert: möglicherweise noch lebende Täter. Das war sicher nie die Absicht der Staatsanwaltschaft. Aber es ist das schmerzliche Ergebnis, mit dem die Angehörigen und Opfer nun leben müssen, beklagt De Morgen.
Belgien braucht einen guten Fußballabend
Das GrenzEcho befasst sich mit einem ganz anderen Thema: der anstehenden EM-Achtelfinal-Begegnung Belgien gegen Frankreich: Belgien braucht nun einen Schnitt. Aufstehen, die Gruppenphase abhaken, weitermachen. Gegen "Les Bleus" muss am Montag in Düsseldorf einiges besser werden. Wer das Spiel gegen die Ukraine über 90 Minuten gesehen hat, wird jetzt nicht ganz zu Unrecht murmeln: "Einiges? Da muss alles besser werden." Das stimmt. Wir brauchen gegen Frankreich einen guten Fußballabend. Vielleicht sogar den größten seit dem Sommer 2018, als die Teufel mit einem berauschenden Auftritt gegen Brasilien siegten. Und dazu gehören auch die Fans, unterstreicht das GrenzEcho.
Boris Schmidt