"Windparks haben in den vergangenen Jahren haushohe Gewinne gemacht", titelt De Standaard. "Das Haushaltsdefizit wird immer größer werden", warnt Le Soir in seiner Schlagzeile. "Der Konsum trägt die Wirtschaft, aber kleine und mittlere Unternehmen leiden", so die Schlagzeile bei L'Echo.
Verschiedene Themen aus der Wirtschaft prägen nicht nur die Titelseiten einiger Zeitungen, sondern werden auch in den Leitartikeln diskutiert. Het Belang van Limburg beschäftigt sich mit dem gestrigen Bericht der Nationalbank zur Wirtschafts- und Finanzlage des Landes und führt aus: Besorgniserregend ist vor allem die Feststellung, dass ohne Gegenmaßnahmen das Haushaltsdefizit weiterwachsen soll. Von -4,3 Prozent in diesem Jahr auf -5,2 Prozent in 2026. Da kann man nur händeringend darauf hoffen, dass die nächste Föderalregierung etwas dagegen tut.
Sei es unter der Leitung von Paul Magnette oder Bart De Wever: Unser Land kann sich keinen zweiten Guy Mathot, übrigens von der PS, erlauben. Vier Jahrzehnte nach seinem Spruch: "Das Loch im Haushalt ist von selbst gekommen und wird von selbst wieder verschwinden", wissen wir heute, dass das Wunschdenken war. Es ist höchste Zeit, endlich etwas gegen das Haushaltsdefizit zu machen, auch wenn es wehtun wird, fordert Het Belang van Limburg.
Gut gemeint, aber …
Le Soir schreibt zur Lebensarbeitszeit: Es ist gut, dass die Regierungen Michel und De Croo daran festgehalten haben, die Lebensarbeitszeit zu erhöhen. Zurzeit sollen Arbeitnehmer in der Regel erst mit 67 Jahren in Rente gehen. Allerdings bleibt das oft nur Theorie. Die Praxis sieht anders aus. Viele Unternehmen sehen ältere Arbeitnehmer als Belastung an und beschäftigen sie nicht bis zum Ende ihrer Laufbahn. Hier muss etwas getan werden. Der Dialog scheint hier ein gutes Mittel zu sein. Man muss Wege finden, wie auch ältere Mitarbeiter tatsächlich bis zum Renteneintrittsalter arbeiten können. Auch das ist ein Beitrag, um unser Sozialsystem finanziell am Leben zu halten, erinnert Le Soir.
L'Echo meint zur Lage der KMU, der kleinen und mittleren Unternehmen: Drei Gründe zwingen die KMU zurzeit in die Knie – die hohen Energiepreise, die hohen Löhne und die hohen Zinsen. Die Interessensvertreter der KMU fordern deshalb eine Steuerreform. Mit der sollen die Arbeitskosten gesenkt und das System der Lohnindexierung verändert werden. Außerdem sollen Bemühungen um Nachhaltigkeit auch bei der Energieverwendung stärker berücksichtigt werden. Das sind alles Forderungen, die die Politik umsetzen könnte. Mal schauen, ob das nach den Wahlen im Juni passieren wird, grübelt L'Echo.
Vielleicht doch zu groß?
L'Avenir kommentiert zum großen Drogenprozess, der gestern in Brüssel begonnen hat: Dieser Mammutprozess spiegelt durch seine Ausmaße die Größe des Problems gut wider. Denn tatsächlich ist der Drogenhandel zu einem Riesenproblem geworden, vor allem in Antwerpen und Brüssel. Bei der Justizpolizei beschäftigen sich mittlerweile fast 30 Prozent der Mitarbeiter mit dem Kampf gegen Drogenkriminalität.
Allerdings ist es fraglich, ob dieser Megaprozess den Angeklagten wirklich gerecht wird. Zu viele Fälle werden hier in einem einzigen Prozess abgehandelt. Viele der Angeklagte haben gar nichts miteinander zu tun. Es wäre vielleicht besser gewesen, mehrere kleinere Prozesse zu all den Delikten zu organisieren. Auch um sicher zu gehen, dass die Rechte der Angeklagten vollständig gewahrt werden, überlegt L'Avenir.
Het Laatste Nieuws notiert zu Vorschlägen eines Expertengremiums für das flämische Schulwesen: Die Arbeitszeit für Lehrer soll anders berechnet werden. Statt den Arbeitsaufwand in Unterrichtstunden festzulegen – zurzeit 20 in Sekundarschulen und 24 in Grundschulen – soll eine 38-Stundenwoche auch für Lehrer gelten. Wie viele Stunden davon Unterrichtsstunden sind, soll flexibel in den einzelnen Schulen bestimmt werden. Das ist ein sehr guter Vorschlag. Auch wenn 38 Stunden natürlich kaum genau berechnet werden können. Denn der Beruf des Lehrers gehört zu den Berufen, die auch den Begriff Freiheit kennen. Mal mehr, mal weniger Stunden zu arbeiten als im Vertrag steht, gehört bei solchen Berufen dazu, betont Het Laatste Nieuws.
Geld ist nicht alles
De Standaard schaut in die USA und bemerkt: Noch stellt sich Präsident Joe Biden hinter Israel in dem Konflikt mit der Hamas. Fragt sich nur, wie lange noch. Denn diese Haltung schadet dem Ruf der USA auf internationaler Bühne, wo sich die meisten Staaten vehement für eine Waffenruhe einsetzen. Innenpolitisch hat Biden das Problem, dass bald Präsidentschaftswahlen anstehen. Bei seinen Wählern ist die ältere Generation eher für Israel, die jüngere für die Palästinenser. Viele der jungen Wähler könnten sich von Biden abwenden, fürchtet De Standaard.
Zum Thema Fußball notiert La Dernière Heure: Mit der Reform der Clubweltmeisterschaft hat die FIFA jetzt ein neues, irrsinniges Projekt aus dem Hut gezaubert. Das zeigt wieder einmal: Die Gesundheit der Spieler ist der FIFA egal. Die Überflutung der Fans mit immer noch mehr Fußball auch. Was allein zählt für die FIFA ist Geld aus den Fernsehrechten. Ob das ewig so funktionieren wird?, fragt skeptisch La Dernière Heure.
Kay Wagner