"Radikale Rechte von Geert Wilders triumphiert", titelt De Morgen. "Wilders zerstört Konkurrenten bei den Wahlen", heißt es in der Schlagzeile bei De Tijd. "Wilders macht die Niederlande sprachlos", schreibt De Standaard auf Seite eins.
Das Wahlergebnis in den Niederlanden ist bei den flämischen Zeitungen Topthema auf den Titelseiten. Nach vorläufigen Prognosen ist die rechtspopulistische PVV von Geert Wilders der große Gewinner. Sie verdoppelt fast ihre Sitze im Parlament und distanziert deutlich alle anderen Parteien.
Gazet van Antwerpen kommentiert: Dieser deutliche Sieg von Geert Wilders ist eine totale Überraschung. In den letzten Umfragen vor der Wahl sah es noch nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen drei Parteien aus. Dass die PVV so viele Stimmen bekommen und sich so deutlich von allen anderen Parteien absetzen würde, hatte niemand vorausgesehen. Als eine der Erklärungen für diesen klaren Sieg kann sicher gelten, dass das Thema Einwanderungspolitik die zentrale Rolle im Wahlkampf gespielt hat. Viele Wähler haben dann sicher lieber das Original gewählt als Parteien, die plötzlich ihren Ton in Bezug auf Einwanderung verschärft haben. Außerdem ist Wilders etwas moderater geworden in seinem politischen Diskurs. Auch das mag dazu beigetragen haben, dass einige ihn doch für wählbar hielten, überlegt Gazet van Antwerpen.
Vorgeschmack auf Juni
Het Nieuwsblad glaubt: Wir bekommen einen Vorgeschmack auf das, was im kommenden Juni in Flandern zu erwarten ist. So wie der Rechtspopulist Wilders jetzt in den Niederlanden triumphiert hat, könnte in Flandern der Vlaams Belang der große Sieger werden. Sogar mit einem deutlicheren Abstand zur N-VA als es die Prognosen bislang voraussehen. Einen Unterschied zu den Niederlanden würde es allerdings geben: In den Niederlanden wird es für Wilders schwer werden, eine Regierungskoalition aus nur wenigen Parteien zu schmieden. Ein buntes Gemisch unter Führung der PVV droht. In Flandern kann so etwas leicht vermieden werden. Bei der N-VA werden sich die Stimmen mehren, zur Not doch mit dem Vlaams Belang zusammen zu regieren, prophezeit Het Nieuwsblad.
Zur Situation im Krieg zwischen Israel und der palästinensischen Hamas notiert La Libre Belgique: Dass in diesen Konflikt jetzt erstmals eine humanitäre Waffenruhe eingelegt wird, ist eine hervorragende Nachricht. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich nur um eine Atempause handelt. Der Krieg wird weitergehen. Denn schon bei der Ankündigung der Waffenruhe hat die israelische Regierung daran erinnert, dass ihr oberstes Ziel die Vernichtung der Hamas bleibt, erinnert La Libre Belgique.
Was De Croo bewegen kann oder auch nicht
Le Soir findet: Die Waffenruhe, so zerbrechlich sie auch erscheinen mag, ist ein erstes Zeichen der Hoffnung. In diese Richtung muss weitergearbeitet werden. Die Reise in den Nahen Osten von Premierminister Alexander De Croo zusammen mit seinem spanischen Amtskollegen unter dem Banner der EU-Ratspräsidentschaft ist in diesem Zusammenhang nicht zu unterschätzen. Beide Länder haben in diesem Krieg von Anfang an Partei ergriffen für die unschuldigen Opfer auf beiden Seiten. Sie fordern die Einhaltung des internationalen Rechts und das Ende der Gewalt. Depolarisieren: Das ist der einzige Weg, betont Le Soir.
De Morgen dagegen meint: Als Vermittler im Nahostkonflikt hat sich die EU längst ins Abseits manövriert. Zu lange wurde die Palästinenserfrage von Europa vernachlässigt, zu einseitig stellte sich Europa beim aktuellen Konflikt zunächst an die Seite von Israel. Und auch heute noch spricht Europa nicht mit einer Sprache im Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Reise von De Croo und seinem spanischen Kollegen Sanchez wird daran nichts ändern. Was eigentlich schade ist. "Einheit in Vielfalt" ist das Motto der EU. Dieses Motto könnte eine Lösung für viele Konflikte in der Welt sein, betont De Morgen.
Atomwaffen als Lösung?
Het Belang van Limburg meint zum Krieg in der Ukraine: Die Kampfhandlungen sind festgefahren. Die Stimmen nach einem Ende des Kriegs durch Verhandlungen werden lauter. Dabei wäre klar, dass die Ukraine Gebietsverluste akzeptieren müsste. Als Gegenleistung bekäme die Ukraine Zusagen von Russland, nicht mehr angegriffen zu werden. Die Sicherheit der Ukraine könnte dann aber nur gewährleistet werden, wenn die Ukraine der Nato beitritt. Oder wenn sie selbst Atomwaffen bekäme. Denn ein Land mit Atomwaffen greift man nicht an. Das haben die Ukrainer aus dem Krieg gelernt, stellt Het Belang van Limburg fest.
La Dernière Heure ist in Brüssel Auto gefahren und stellt fest: Es ist Wahnsinn. An manchen Stellen in Brüssel geht es für Autos kaum noch vorwärts. Es ist verständlich, dass Brüssels grüne Verkehrsministerin Fahrradfahren massiv fördern will. Ein bisschen sollte sie trotzdem auch an die Autofahrer denken. Zum Wohle aller Verkehrsteilnehmer, meint La Dernière Heure.
Kay Wagner