"Die PS wird einen Konföderalismus immer ablehnen", zitiert L'Avenir PS-Chef Paul Magnette auf Seite eins. "Eine Neuauflage der Regierung MR und N-VA möchte ich verhindern", heißt es aus dem Mund von Magnette bei La Libre Belgique. "Er stichelt gegen MR, N-VA und PTB: Die vier Wahrheiten des Paul Magnette", notiert La Dernière Heure auf ihrer Titelseite. Gleich mehrere Zeitungen veröffentlichen heute Interviews, die sie mit dem PS-Parteivorsitzenden Paul Magnette geführt haben. In den Interviews geht es vor allem um die Ziele der Partei für den Wahlkampf, der mittlerweile angelaufen ist.
Dazu kommentiert L'Avenir: Die Äußerungen von Magnette erwecken den Eindruck, dass ihm die nationale Ebene zunächst nicht wichtig ist. Magnette will sich zunächst darauf konzentrieren, Mehrheiten in der Wallonie und in der Französischen Gemeinschaft zu gewinnen. Diese Mehrheiten sollen möglichst ohne PTB und ohne MR erreicht werden. Schon das scheint schwer genug. Erst danach will Magnette sich um die nationale Ebene kümmern und den möglichen Umgang mit den Forderungen der N-VA. Diese hat bereits gedroht, dass jetzt die letzte Chance sei für vernünftige Diskussionen um einen Konföderalismus. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Magnette dafür ein offenes Ohr haben könnte. Mehr Autonomie für eine Wallonie unter deutlicher PS-Führung – dem wäre Magnette nicht abgeneigt, weiß L'Avenir.
"Wir verdienen immer zu wenig"
Das Postunternehmen Bpost hat mit Chris Peeters einen neuen Chef. Dazu kommentiert La Dernière Heure: Peeters hat noch nicht einmal sein Büro bezogen, da gibt es schon lauten Streit um sein Gehalt. Alles zusammengenommen könnte Peeters 1,2 Millionen Euro im Jahr verdienen. Gewerkschaften und einige politische Parteien regen sich darüber auf, zumal viele Bpost-Mitarbeiter seit Langem auf eine Gehaltserhöhung warten. Solch hohe Gehälter sind tatsächlich immer schwer zu verstehen. Sie zeigen allerdings auch die Schwierigkeit großer Unternehmen, Topmanager zu gewinnen, ohne ihnen den roten Teppich auszurollen, bemerkt La Dernière Heure.
Het Belang van Limburg hat wenig Verständnis für die Kritik an dem Gehalt und führt aus: Wenn Sportler oder Rockstars schwindelerregende Erträge einstreichen, um unsere Freizeit angenehm zu gestalten, dann nehmen wir wenig Anstoß daran. Aber wenn ein erfolgreicher Topmanager mit enormer gesellschaftlicher Verantwortung einen angemessenen Lohn erhält, dann kann man sich gar nicht genug aufregen. Ein Glück, dass wir uns alle in einem Punkt einig sind: Wir selbst verdienen immer zu wenig und alle anderen zu viel, ätzt Het Belang van Limburg.
"Bürger werden für dumm verkauft"
Ganz anders sieht das Le Soir und weist darauf hin: Bpost, das an der Börse notiert ist, gehört zu 51 Prozent dem Staat. Zu Recht gilt Bpost deshalb als öffentliches Unternehmen und entsprechend muss bei Bpost alles transparent verlaufen, reguliert und exemplarisch sein. Diese drei Prinzipien werden gerade mit Füßen getreten. Nur als Beispiel: Klare Auskunft zum tatsächlichen Gehalt des neuen Bpost-Chefs sind nicht zu bekommen. Alle Anfragen werden nur indirekt beantwortet und nicht offiziell, "off the record", wie man so schön sagt. Die 49 Prozent der privaten Investoren scheinen mehr Gewicht zu haben als der Staat. Die Politik lässt sich vorführen, schimpft Le Soir.
Ähnlich sauer gibt sich auch Het Laatste Nieuws und erinnert: Vor knapp zehn Jahren wurde das Gehalt für Chefs von öffentlichen Unternehmen auf 585.000 Euro gedeckelt. Doch natürlich sieht die Realität schon seit Jahren anders aus. Zahlreiche Sonderprämien und Begünstigungen kommen noch dazu. Das wird bei der Diskussion um das Gehalt von Peeters jetzt wieder deutlich. Klar, dass die Bürger sich aufregen, denn sie werden von der Politik für dumm verkauft. Das ist der eigentliche Skandal. Die Politiker sollten mit offenen Karten spielen. Nur so können sie bei den Bürgern Verständnis erreichen, weiß Het Laatste Nieuws.
Parteien verschwenden Geld im Plopsaland
Het Nieuwsblad macht sich Gedanken zur Parteienfinanzierung: Am vergangenen Wochenende, so die Zeitung, hat die N-VA zum Familientag in den Vergnügungspark Plopsaland geladen. Für Parteimitglieder war das ein billiges Vergnügen, weil die Partei den Spaß gesponsort hat. Eine vierköpfige Familie, alle Parteimitglieder, konnte auf diese Weise 180 Euro netto sparen. Vor der N-VA hatten bereits CD&V, Vooruit und Vlaams Belang ähnliche Familientage im Plopsaland angeboten. Das zeigt nur: Die Parteien haben zu viel Geld, ärgert sich Het Nieuwsblad.
La Libre Belgique kommentiert zu den Präsidentschaftswahlen in den USA: Der erneute Schwächeanfall von Joe Biden bei seinem Besuch in Vietnam ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Republikaner. Tatsächlich ist es zu bedauern, dass Biden eine zweite Amtszeit anstrebt. Zwar macht er gute Politik und sein Besuch in Vietnam hat das wieder einmal gezeigt. Aber eine solche Politik sollte besser von einem jungen, völlig gesunden Demokraten weitergeführt werden. Biden gilt als Präsident, der Donald Trump aus dem Weißen Haus verjagt hat. Er könnte auch zu dem Präsidenten werden, der Trump oder einen seinen Avatars wieder ins Weiße Haus zurückbefördert, fürchtet La Libre Belgique.
Kay Wagner