"Wagner-Chef kommt bei Flugzeugabsturz ums Leben", titeln Het Nieuwsblad, Gazet van Antwerpen und De Morgen. Aber es ist ein "sehr verdächtiger Crash", schreibt La Libre Belgique.
Der Chef der russischen Söldnergruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, soll gestern bei einem Flugzeugabsturz getötet worden sein. Quellen, die Wagner nahestehen, sollen den Tod ihres Befehlshabers im Internet bestätigt haben. "Der Absturz sieht verdächtig nach Rache aus", notiert aber Le Soir auf Seite eins. "War das Putins Rache?", fragt sich auch Het Laatste Nieuws. Für De Standaard besteht da überhaupt kein Zweifel: "Mit dem Tod von Prigoschin scheint Putin sein Image als gnadenloser Führer aufpolieren zu wollen", so die Schlagzeile.
Brics-Staaten - ein heterogenes Clübchen
Einige Leitartikler beschäftigen sich derweil mit dem Brics-Gipfel in Südafrika. Hier handelt es sich ja um die wichtigsten Schwellenländer, nämlich Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika.
Für den russischen Präsidenten Putin konnte die Erniedrigung schlimmer nicht sein, meint De Standaard in seinem Kommentar. Drei Tage nach dem Crash der russischen Mondsonde Luna 25, gelang Indien die Landung eines Fahrzeugs auf dem Erdtrabanten. Das Scheitern der russischen Mission und der gleichzeitige Erfolg der indischen Mondlandung stehen fast schon symbolisch für die sich verschiebenden Machtverhältnisse auf der Welt. Und das gilt auch für die Brics-Länder selbst. Denn so sehr sie sich auch zusammen gegen die westliche Dominanz auflehnen wollen, sind sie auch und vor allem Konkurrenten im Wettbewerb um den größtmöglichen geopolitischen Einfluss. Es handelt sich also beileibe nicht um einen geschlossenen Block. Im Gegenteil: Die Brics-Länder sind zu sehr gespalten, um ein wirklich glaubwürdiges Gegengewicht darstellen zu können.
"Was verbindet die Brics-Staaten?", fragt sich auch L'Echo. 2001 sprach man noch von den "Schwellenländern". Dieser Begriff scheint aber zumindest für einige von ihnen längst überholt zu sein. Hinter der Fassade einer Staatengruppe mit vermeintlich gemeinsamen Interessen verbirgt sich denn auch ein sehr heterogenes Clübchen; die Idee einer gemeinsamen Währung erscheint vor diesem Hintergrund jedenfalls sehr utopisch. Fakt ist aber auch, dass die unipolare Welt mit dem Westen als dominierendem Faktor der Vergangenheit angehört. Vor diesem Hintergrund sollte es die Welt tunlichst vermeiden, in eine Logik der Konfrontation zu verfallen.
Staatsbon: Unlautere Konkurrenz?
Innenpolitisch sorgt der Staatsbon weiter für Diskussionsstoff. Die Regierung hat jetzt genauere Einzelheiten zur geplanten Staatsanleihe bekanntgegeben. Demnach wird sich die Nettorendite auf 2,81 Prozent belaufen. Anscheinend sorgt das für Nervosität bei den Großbanken, die offenbar sogar juristische Schritte nicht ausschließen.
Die Staatsanleihe hat offensichtlich ihre Wirkung nicht verfehlt, kann Het Belang van Limburg nur feststellen. Denn Sinn und Zweck war es vor allem, die Banken wach zu rütteln. Die haben sich nämlich zu lange beharrlich geweigert, ihre Zinsen auf Sparkonten anzuheben. Zugegeben: Der Staat greift da tief in die Trickkiste. Die Rendite von 2,81 Prozent wird nämlich nur möglich, weil die Quellensteuer speziell und ausschließlich für die Staatsanleihe von 30 auf 15 Prozent gesenkt wird. Der Bankensektor spricht hier von Wettbewerbsverzerrung. Mal gespannt, was ein Richter dazu sagen wird.
"Unlautere Konkurrenz?", den Schneid muss man haben, wettert Het Laatste Nieuws. Dass ausgerechnet die Banken hier von unfairem Wettbewerb sprechen, das ist schon ein dicker Hund. Ob nun unlauter oder nicht, zum Glück bekommen die Banken jetzt nochmal zu spüren, dass so etwas wie Konkurrenz überhaupt existiert. Bislang war das nämlich offensichtlich nicht der Fall. Stillschweigend haben sie geschlossen die Zinsen niedrig gehalten. Dafür waren wahrscheinlich noch nicht mal Absprachen nötig; für die Geldinstitute lag das wohl schlichtweg in der Natur der Sache. Und genau das sorgte denn auch für die einzig "unfaire" Situation, nämlich dass die Kunden 1,5 Prozent für ihre Spareinlagen bekamen, während die Banken 3,75 Prozent für ihr Geld einstreichen konnten. Mit anderen Worten: Sie wurden schlafend reich. Allein vor diesem Hintergrund ist die Staatsanleihe schon eine gute Sache.
Pinkel-Skandal bei Party des Justizministers
Einige Zeitungen schließlich beschäftigen sich mit einem skurrilen Vorfall, der sich am Rande einer Geburtstagsfeier von Justizminister Vincent Van Quickenborne ereignet hat. Drei betrunkene Partygäste sollen gegen ein Polizeifahrzeug gepinkelt haben. Die zuständige Staatsanwaltschaft hat das Ganze inzwischen bestätigt. Pikant ist dabei, dass die Polizisten ausdrücklich für den Schutz des Justizministers abgestellt waren.
"Was für eine peinliche Geschichte", mein Gazet van Antwerpen in ihrem Leitartikel. Mehrmals schon gab es Berichte, wonach Justizminister Van Quickenborne und seine Familie bedroht werden. Sogar von einem Entführungsversuch war die Rede. Deswegen steht er denn auch unter Polizeischutz. Und eben vor diesem Hintergrund darf man doch erwarten, dass Partygäste des Justizministers doch ein Mindestmaß an Respekt für das Polizeifahrzeug aufbringen, das zum Schutze ihres Gastgebers vor dessen Haus steht. Streng genommen hat Van Quickenborne mit dem Vorfall nichts zu tun, ereignete der sich doch auf der Straße, also nicht auf seinem Privatgrundstück. Dennoch: Es handelte sich um seine Gäste. Beim nächsten Mal sollte Quickie vielleicht genauer überlegen, wen er nach Hause einlädt.
Ausgerechnet Van Quickenborne, meint Het Nieuwsblad. Ausgerechnet der Justizminister, der bei jeder Gelegenheit Respekt predigt. Respekt für die Ordnungskräfte. Respekt für diejenigen, die tagein, tagaus für unser aller Sicherheit sorgen. Den Pinkel-Vorfall als harmlosen Fehltritt einiger betrunkener Partygäste abzutun, das wäre zu einfach. Wer die Gesellschaft verbessern will, der sollte bei sich selber anfangen. Und bei seinen Freunden.
Roger Pint